Politiker besucht Kinderstadt in Glinde. Dort sollte am Abend ein Bürgermeister gewählt werden. Vier Kandidaten hatten sich aufstellen lassen

Glinde. Mehr Uhren auf das Stormini-Gelände, das ist ein wichtiger Punkt aus Saskias Wahlprogramm. Die Zwölfjährige will Bürgermeisterin der Kinderstadt werden. „Nicht jeder hat eine Uhr dabei“, sagt Saskia. Projektkoordinator Ansgar Büter-Menke hat eine, und auf die muss er am Mittwoch auch häufig sehen. Um Punkt Zwölf soll Andreas Breitner schließlich an der Bühne sein, um mit den Kindern den Stormini-Tanz aufzuführen. Während seines Rundgangs über das Gelände des Glinder Schulzentrums wird Schleswig-Holsteins Innenminister jedoch immer wieder aufgehalten, muss Fragen beantworten und Autogramme geben.

Breitner besucht das Sanitätszelt, die Agentur für Arbeit und das Finanzamt. Zwischendurch gibt er Tim ein Interview für den Stormini-Blog. „Dass ihr Steuern zahlen müsst, finde ich gut. Das macht man im echten Leben auch, und so könnt ihr dafür üben“, sagt Breitner. Trotz dieser Aussage findet der Innenminister Fans. Nikolai, 11, und Niklas, 12, wollen Autogramme haben. „Damit kann ich vor meinen Freunden angeben“, sagt Nikolai. Niklas will die Unterschrift seinen Eltern zeigen.

Als er erfährt, dass in Stormini von 90 Stormark Lohn 36 Stormark Steuern gezahlt werden, schluckt Breitner. „Das scheint mir der Spitzensteuersatz zu sein.“ Glücklicherweise muss der Innenminister in Stormini keine Steuern zahlen. Arbeiten tut er trotzdem, ganz kostenlos: Im Zelt des Schlossers greift Breitner zur Feile und entgratet ein Stück Metall. Schlosser Hasan Ihsan Saylak ist zufrieden: „Metall zu glätten ist das A und O in diesem Beruf. Herr Breitner hat es sehr gut gemacht.“

Breitner hat daran offenbar Gefallen gefunden. „Welche Beruf würdest du am liebsten in Stormini ausüben“ will Finn, 10, wissen. „Ich hätte mich gern länger mit der Feile beschäftigt“, sagt Breitner. Das Amt des Bürgermeisters, der am Abend gewählt wird, habe er bereits neun Jahre lang ausgeübt. „Das muss reichen.“

Für ein Fernsehinterview nimmt Breitner im Studio zwischen Marlene und Linus Platz. Die Reporter fragen, ob er einen Tipp für den angehenden Bürgermeister habe. „Ehrlich sein und nichts versprechen, das man nicht halten kann.“ Linus ist beeindruckt, allerdings nicht von der Antwort. „Das war ein schnelles Interview – so was sind wir von Politikern nicht gewöhnt“, sagt der 13-Jährige.

Bürgermeister Rainhard Zug hat den Kandidaten ein Coaching gegeben

Breitner besucht das Betreuercafé, spricht mit Radio-Reporter Finn, posiert für ein „Selfie“ mit Jana. Pünktlich überreicht er den Parlamentsabgeordneten eine Urkunde und damit die Stadtrechte, die Stormini zum Hissen der Schleswig-Holstein-Flagge berechtigen. Eine solche gibt es zwar noch nicht in der Kinderstadt, die Information sorgt aber trotzdem für Raunen im Publikum. Glindes Bürgermeister Rainhard Zug klatscht. Er war am Dienstag schon in Stormini und hat den vier Bürgermeisterkandidaten ein Coaching gegeben.

Jonas, Nele, Saskia und Jens haben auf Plakaten und mit Werbespots geworben. Für letztere mussten sie je 50 Stormark zahlen. Die Freizeitangebote sollten billiger sein, findet Nele. „Außerdem möchte ich durchsetzen, dass wir beim Mittagessen mehr Auswahl haben und dass wir eine Stunde länger schlafen können“, sagt die Elfjährige.

Im Wahlprogramm der Kandidaten finden sich Übereinstimmungen: eine Wasserschlacht zum Beispiel. Auch Jonas möchte Preise senken: „Dann können wir mehr Eis kaufen.“ Saskia wirbt nicht nur für mehr Uhren, sie will auch die Diskriminierung abschaffen. „Wenn benachteiligte Kinder ausgeschlossen werden, ist das unfair“, sagt die Zwölfjährige. Jens, 13, ist derselben Meinung. „Ein Aufruf sollte genügen, damit das Thema wahrgenommen wird. Ich glaube nicht, dass weitere Maßnahmen nötig sind, weil sich hier alle gut verstehen.“ Jens wünscht sich vor allem eines: dass die Schlangen vor dem Finanzamt verkürzt werden. „Die Zeit kann man nutzen, um Spaß zu haben. Das ist das Allerwichtigste im Camp.“

Wer die Bürgermeisterwahl gewonnen hat, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.