In Ahrensburger Wohn- und Geschäftshaus brennt es zum zweiten Mal innerhalb von sechs Wochen. Mieter in Sorge

Ahrensburg. Es riecht immer noch verbrannt. Die Treppe, die in den Keller des Wohn- und Geschäftsgebäudes in der Ahrensburger Innenstadt führt, ist am Montagvormittag mit einem Plastikband abgesperrt. „Die Brandstelle ist beschlagnahmt“ steht auf einem Schild der Polizei. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen hat ein Brandstifter Feuer im Flur gelegt. Und zum zweiten Mal hat er das Leben der Bewohner aufs Spiel gesetzt.

Im Keller liegt noch jede Menge verkohltes Papier und Pappe. Die blaue Papiertonne haben die Feuerwehrleute nach draußen vor die Eingangstür des Gebäudes an der Großen Straße gezogen. Sie ist ob der Hitze zusammengeschrumpft. Hermann Passow steht fassungslos daneben. Der 76-Jährige hat während eines Spaziergangs miterlebt, was am Sonnabend gegen 17.35 Uhr geschah: „Dichter Rauch ist aus allen Fenstern des Hausflures gekommen, und die Feuerwehr ist mit einer Drehleiter angerückt.“

Ganz offensichtlich war das Feuer absichtlich gelegt worden. „Von allein zündet sich so eine Tonne nicht an“, sagt Michael Metzler, stellvertretender Leiter der Ahrensburger Kriminalpolizei. Der Sachschaden wird auf rund 5000 Euro geschätzt.

Es war bereits der zweite Einsatz an genau dieser Stelle binnen sechs Wochen. Am 3. Juni hatte ein Unbekannter ebenfalls eine Papiertonne im Keller angezündet. Zwei Menschen erlitten leichte Verletzungen, acht holte die Feuerwehr mit der Drehleiter aus den oberen Etagen. Diesmal war zum Zeitpunkt des Feuers kein Bewohner da.

Nach dem zweiten Brandanschlag geht bei den Mietern die Angst um. Ein Mann, der namentlich nicht genannt werden möchte und während des Einsatzes nach Hause kam, sagt: „Ich verspüre eine große Unsicherheit und fürchte mich davor, dass es wieder passiert. Durch solche Handlungen werden Menschenleben riskiert.“

Im Oktober vergangenen Jahres hätten Unbekannte bereits seinen VW Polo an einer anderen Straße in Ahrensburg abgefackelt. Ein Täter konnte nicht ermittelt werden. „Das Verfahren wurde eingestellt“, berichtet der Mann. Auch im aktuellen Fall ist die Polizei ratlos. Michael Metzler: „Spuren haben wir nicht gefunden. Wenn wir den Täter nicht auf frischer Tat ertappen, haben wir bei solchen Delikten schlechte Chancen.“ Brandermittlungen seien das Schwerste, was es gebe.

Hermann Passow, der seit seiner Geburt in Ahrensburg lebt und das Feuerhaus gut kennt, weil er seine Frau mindestens zweimal pro Woche in eine dort ansässige Arztpraxis begleitet, sagt: „Der Keller ist durch eine Tiefgarage zu erreichen, jeder kann in das Gebäude gelangen. Die Hausverwaltung sollte überlegen, solche Tonnen in einem Raum einzuschließen. Oder man stellt sie gleich nach draußen.“ Er sei nicht glücklich, wenn er sehe, in welche Richtung sich die Stadt gerade in jüngster Vergangenheit in punkto Kriminalität entwickelt habe.

Seit mehr als einem halben Jahr halten Brandstiftungen Ahrensburg in Atem: sechs abgezündete Autos, viermal je Hunderte in Flammen stehende Strohballen im Stadtteil Ahrensfelde und ein Dutzend brennende Papiercontainer – die Bilanz ist erschreckend. In der Nacht zum vergangenen Donnerstag warfen Unbekannte einen Böller in ein Treppenhaus am Rondeel, setzen dadurch eine Papiertonne in Brand. Ein 83 und 84 Jahre altes Ehepaar musste von der Feuerwehr aus drittem Stock gerettet werden.

„Bei der Schadenssumme kommen wir zusammengerechnet an die 100.000 Euro heran“, sagt Metzler. Der Kripo-Mann bestätigt, dass mehrere Personen verhört wurden. Bisher konnte jedoch keinem Verdächtigen etwas nachgewiesen werden. Metzler: „Wir wissen nicht, ob die Taten zusammenhängen und es sich um einen Einzeltäter oder eine Gruppe handelt.“

Vor Kurzem war ein 19 Jahre alter Ahrensburger festgenommen worden. Er soll ein Feuer auf einem Balkon gelegt haben. Auf dem Handy des jungen Mannes, der die Tat abstreitet, wurden Videos gefunden, die das Ausrücken der Ahrensburger Feuerwehr zeigen. Metzler: „Die Ermittlungen wegen Verdachts der versuchten schweren Brandstiftung sind noch nicht abgeschlossen.“

Bei der Ahrensburger Kripo sind derzeit zwei Beamte ausschließlich mit den Bränden beschäftigt. „Wir gehen dem mit allen Möglichkeiten nach“, sagt Metzler. Solche Taten wie an der Großen Straße könnten mit Gefängnis bestraft werden.