26 Imker bestehen Lehrgang in Ahrensburg. Verein muss sogar Bewerber ablehnen. Immer mehr Frauen und Kinder interessieren sich für das Hobby

Ahrensburg. Die letzte Wabe ist geschleudert, die schriftliche Prüfung bestanden. „Herzlichen Glückwunsch“, sagt Armin König, Vorsitzender des Ahrensburger Imkervereins, zu 26 Hobbyimkern, die in diesem Jahr seinen Kursus bestanden haben. Sie haben in den vergangenen Wochen gelernt, wie sie Bienenvölker pflegen und Honig produzieren können. „Insgesamt hatte ich 31 Teilnehmer, von denen aber nicht alle die Abschlussprüfung abgelegt haben. Ich musste sogar einigen absagen“, sagt König. Er bemerkt seit einigen Jahren ein steigendes Interesse an der Imkerei.

Das kann auch Jörg Pardey, Imkermeister der Imkerschule Bad Segeberg, bestätigen. Der 55-Jährige, der die Schulung und Prüfung geleitet hat, spricht sogar von einer Trendwende. „In ganz Schleswig-Holstein wächst die Zahl der Hobby- und Nebenerwerbsimker stetig.“ Seit ungefähr fünf Jahren beobachtet er diese Entwicklung. Den Grund dafür sieht der Imkermeister im wachsenden Bewusstsein für Tier- und Umweltschutz bei den Menschen. „Medien berichten seit Jahren regelmäßig über den fehlenden Imkernachwuchs und das Bienensterben.“

„Es interessieren sich auch immer mehr Frauen für die Imkerei“, sagt Armin König. Eine von ihnen ist Ulrike Jaeger aus Ahrensburg. Auch sie hat die Prüfung an diesem Tag im Kleingärtnerverein Ahrensburg abgelegt, in dem der Imkerverein seine Bienen hat. „Ich finde es faszinierend, wie Bienenvölker funktionieren“, sagt Ulrike Jaeger, „nachdem ich viel über sie gelesen habe, überkam mich der Wunsch, das auch mal in der Praxis zu sehen.“

Die Ahrensburgerin hat bereits ein eigenes Volk, das sie pflegt. „Dabei mag ich überhaupt keinen“, sagt sie. Ihre Ernte will sie deshalb verschenken.

Ganz anders sieht es der neun Jahre alte Lorenz Patzner aus Ahrensburg. „Ich freue mich am meisten auf den Honig“, sagt er. Er hat den Kursus mit seiner Mutter besucht. „Wir hatten einen Vortrag über Bienen gehört und fanden das interessant. Und meine Mutter hat auch viel übers Bienensterben gelesen.“ Die beiden entschlossen sich, selbst einige der fleißigen Insekten zu halten. „Wir haben schon zwei Völker“, sagt der Neunjährige.

Kinder besuchen immer häufiger Imkerschulungen. „Jugendarbeit ist uns sehr wichtig“, sagt Jörg Pardey. Die Kinder bekommen schon früh einen Bezug zum Thema und schaften sich als Erwachsene vielleicht eigene Bienen an. Um das zu fördern, bietet der Verein Schulungen für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren kostenlos an.

Lilian Hamann aus Ahrensburg möchte ihre Kinder ebenfalls für das Thema sensibilisieren. „Ich finde die Vision, dass irgendwann keine Bienen mehr da sind, schrecklich“, sagt die 42-Jährige.

Ohne Imker gäbe es die Insekten nämlich nicht mehr. „Der größte Feind der Bienen ist die Varroa-Milbe. Für 80 Prozent des Bienensterbens ist die aus Südostasien eingeschleppte Milbe verantwortlich“, sagt Pardey. Imker müssen die Bienen vor ihr schützen, weil sie es selbst nicht können.

98 Prozent der Imker in Deutschland sind Hobby- oder Nebenerwerbsimker. „Sie halten zwar weniger Völker als Berufsimker, dafür verteilen sie sich besser“, sagt Pardey. So könne eine größere Fläche von den Bienen bestäubt werden. Von der Imkerei leben könnten allerdings nur die wenigsten Händler. „Die ausländische Konkurrenz ist einfach zu groß.“

Wer die Prüfung bei Jörg Pardey abgelegt hat, kann seinen Honig in den Gläsern des Deutschen Imkerbundes anbieten. Sören Westphal aus Barnitz, der den Lehrgang ebenfalls erfolgreich absolviert hat, hat seinen Honig zum großen Teil bereits verkauft. Denn er hat dieses Jahr schon 70 Kilogramm mit seinen drei Völkern geerntet. Ein Volk gibt im Durchschnitt 18 bis 34 Kilogramm pro Saison ab.

„Am Ende profitieren alle von der Imkerei“, sagt der Experte Jörg Pardey. Sein Fazit: „Die Bienen können überleben, die Blüten werden bestäubt. Und die Menschen, die Wert auf naturbelassene und regionale Produkte legen, können Honig von Imkern aus ihrer Umgebung kaufen. Das ist eine Win-win-Situation.“