Unter den 240 Bewohnern der Kinderstadt in Glinde sind sechs Mädchen aus Estland. Auch ausländische Teamer helfen

Glinde. In Stormini ist das Leben eingezogen. Und zwar das Erwachsenenleben. Durch den bunten Eingang zur Kinderstadt, die dieses Jahr in Glinde steht, kommen unentwegt Kinder und Jugendliche mit ihren Eltern hineingeschlendert. Bepackt mit Koffern fiebern sie ihrem einwöchigen Ausflug in die Erwachsenenwelt entgegen. In einer großen Empfangshalle warten Dutzende Teamer, die die 240 Stadtbewohner in Empfang nehmen.

Die ersten, die die Kinder in der Halle zu Gesicht bekommen, sind die Schweizerin Anne-Dominique Jacot, die Chinesin Han Jia Yu und die Russin Anna Sokolova vom internationalen Helferteam. Sie verteilen die Begrüßungskappen an die Neubürger. „Wir machen das im Rahmen unseres Freiwilligendienstes“, sagt Jacot, 20. Und ihre 24 Jahre alte Kollegin aus Peking fügt an: „Wir wollten gern an einem Projekt mit Kindern teilnehmen. Stormini fanden wir spannend.“ Elf weitere Teamer kommen aus dem Ausland.

International geht es auch unter den Bewohnern zu. Wie jede richtige Stadt hat auch Stormini ausländische Mitbürger. Sechs von ihnen kommen aus Viljandi in Estland und haben die weite Reise extra für dieses Projekt gemacht. Die Mädchen sind mit ihren beiden Deutschlehrerinnen angereist.

Birgit Partrei, 13, und Marian Vridolin, 13, sind sogar schon das zweite Mal dabei. „Wir waren in vergangenem Jahr in Ahrensburg“, sagt Birgit. Der Kontakt zu ihrer Schule hatte sich ergeben, weil Viljandi Ahrensburgs Partnerstadt ist. „Das hat uns so viel Spaß gemacht, dass wir dieses Jahr wiederkommen wollten“, sagt Marian. Am meisten freuen sich die beiden darauf, Freunde vom Vorjahr wiederzutreffen.

Um so ein großes Projekt wie Stormini auf die Beine zu stellen, bedarf es sehr vieler Helfer. „98 Prozent der Mitwirkenden sind ehrenamtlich dabei. Davon lebt das Projekt“, sagt Koordinator Ansgar Büter-Menke vom Kreisjungendring Stormarn. Viele sind von Anfang an dabei und nehmen sich jedes Jahr Urlaub dafür. Denn Stormini ist ein Fulltime-Job.

Die Sanitäter im Stormini-Krankenhaus etwa haben – neben ihrer Aufgabe als Arbeitsstätte für die Kinder – durchschnittlich 120 Einsätze in einer Woche. „Meistens kommen Kinder mit Schürfwunden, viele aber auch mit Heimweh“, sagt Malte Schilling, Teamleiter vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) Stormarn.

Um das Essen in der Kinderstadt kümmern sich DRK-Kollegen aus Reinfeld. Gruppenleiter Dirk Litzenroth sorgt mit seinem Team dafür, dass jeden Tag 500 Portionen und Getränken für alle Teilnehmer bereitstehen – und das dreimal täglich. „Die ersten drei Jahre haben wir noch selbst gekocht. Da waren wir von 6 bis 21 Uhr auf den Beinen. Jetzt ist es etwas entspannter, weil alles geliefert wird“, sagt der 43-Jährige.