Bad Oldesloe ist Vorreiter in Stormarn. Andere Stadtbibliotheken wollen nachziehen. Reinbek meldet Rekordzahlen

Bad Oldesloe. Das Lamento ist vertraut: Im Zeitalter der digitalen Zerstreuung, so lautet der kulturpessimistische Befund, sei der Tod des Buches nur noch eine Frage der Zeit. Schlechte Zeiten für Bibliotheken? Mitnichten. Bestes Beispiel ist eine Erfolgsmeldung der Stadtbibliothek Reinbek in diesen Tagen. Ihre Bilanz für 2013 verkündet Rekordergebnisse: mehr als 306.000 Entleihungen, was einen Zuwachs von 17,8 Prozent gegenüber dem Jahr 2012 bedeutet.

Das Abendblatt hat in den fünf großen öffentlichen Büchereien im Kreis Stormarn nachgefragt, wie sie mit der digitalen Herausforderung umgehen – und festgestellt, dass sie den Wandel nicht nur annehmen, sondern ihn zum eigenen Vorteil nutzen. Wobei jede Bücherei ihren eigenen Weg gehen muss, orientiert an ihrer Größe, ihren finanziellen Möglichkeiten und dem kulturellen Umfeld.

Stadtbibliothek Bad Oldesloe

Eines der Zauberworte in der Bibliothekslandschaft heißt RFID. Das Kürzel steht für „Radio-frequency Identification“, bezeichnet die Datenerfassung mit Radiofrequenztechnik und ist das Seam-öffne-dich für automatisierte Selbstverbuchung. Vorreiter dieser SB-Ausleihe in Stormarn ist die Stadtbibliothek Bad Oldesloe (41.019 Medieneinheiten, 3947 Leser), wo die neue Technik seit mehr als zwei Jahren genutzt wird – zum einen als Schutz vor Diebstahl, zum anderen für die automatisierte Ausleihe. „Wir haben unseren Betrieb dementsprechend umstrukturiert“, sagt Bibliotheksleiter Jens A. Geißler.

Weitere „Meilensteine“ waren vor einem Jahr der Zugang zur schleswig-holsteinischen Onleihe, die den Lesern Zugang zu E-Books eröffnet, und ein neues, mit dem Katalog vernetztes Webportal. Ganz besonders würden Leser und Bibliothekare von der RFID-Technik profitieren, sagt Geißler: „Wir können Routinearbeiten auf die Technik schieben. Die Personalentlastung kommt den Öffnungszeiten und der Beratung zu Gute. Die Technik hat ein großes Potenzial, in fünf bis zehn Jahren wird es kaum noch eine Bibliothek geben, die ohne auskommt.“

Stadtbücherei Ahrensburg

Auch die Stadtbücherei Ahrensburg, die größte Bibliothek im Kreis (52.870 Medieneinheiten, 6182 Leser), nutzt seit etwa einem Dreivierteljahr RFID, bislang jedoch ausschließlich zur Diebstahlsicherung. Büchereileiter Thomas Patzner verfolgt eine andere Philosophie als die Kollegen in Bad Oldesloe. „Wir streben vorerst keine automatisierte Selbstverbuchung an, weil wir befürchten, dass der spontane Austausch verloren gehen könnte. Die dankbarste Arbeit ist die an der Ausleihtheke – wir kommen dort tagtäglich mit Kunden ins Gespräch, und sie profitieren davon, wenn wir ihre Tipps aufnehmen und im Bestand umsetzen.“

Patzner erzählt, dass digitale Medien auch in Ahrensburg besonders hohe Zuwachsraten haben („DVDs laufen super“), dass die Internetplätze und der kostenfreie Hotspot gut genutzt werden. Besonders freut ihn aber, dass der Bereich Sachbuch in seinem Haus einen großen Stellenwert hat: „Wir stellen immer wieder fest und unterstützen das auch durch Kurse, dass Schüler begreifen, dass Sachbücher mit ihren zuverlässigen, geprüften Informationen eine sinnvolle Ergänzung zu dem Wissen sind, das sie im Internet recherchieren können.“

Stadtbibliothek Reinbek

Mark Yeesune-Hlong, Chef der Stadtbibliothek Reinbek (40.020 Medieneinheiten, 3199 Leser), ist in der glücklichen Lage, sich auf eine „sehr breit aufgestellte Kundschaft“ verlassen zu können. „Es gibt keinen Bereich bei uns, der schwächelt. Der Reinbeker liest gerne, nutzt aber auch digitale Angebote wie die Onleihe“, sagt er und fügt hinzu, dass der Kinderbereich am meisten zugelegt habe, nicht zuletzt durch die verstärkte Zusammenarbeit mit Schulen und Kitas.

Sehr erfolgreich seien auch audiovisuelle Medien, insbesondere Fernsehserien auf DVDs, gerne als Unterhaltung fürs Wochenende entliehen. „Wir haben in den vergangenen Jahren sehr konsequent unsere Bestände geprüft und zeitnah Kundenwünsche erfüllt, deshalb wissen wir, was läuft.“ Die Einführung von RFID sei in den nächsten Jahren geplant, um mehr Beratungsservice bieten zu können.

Stadtbibliothek Bargteheide

Regina Falkner, Leiterin der Stadtbibliothek Bargteheide (50.803 Medieneinheiten, 3382 Leser), setzt auf ein gemischtes Sortiment, überwiegend Bücher, aber auch AV-Medien – mit starkem Akzent auf Angebote für junge Leser. „54 Prozent unserer Kunden sind Kinder und Jugendliche“, sagt sie. Man merke, dass Bargteheide eine Stadt mit vielen jungen Familien sei. „Wir führen ein Lückenprotokoll, um für unseren Bestandsaufbau zu sehen, was oft nachgefragt wird. Die Bargteheider sollen hier ihre Wünsche erfüllt bekommen.“

Stadtbücherei Glinde

Auch Anja Kairies, Chefin der Stadtbücherei Glinde (22.312 Medieneinheiten, 2050 Leser), setzt auf den Nachwuchs. „Glindes Einwohnerzahl ist durch Neubaugebiete mit jungen Familien stark gestiegen“, sagt sie. Deshalb wird auch hier in Kooperation mit Kitas und Schulen die Leseförderung forciert, nicht zuletzt durch den betreuungsintensiven FerienLeseClubs. Die Glinder Bücherei hat jedoch das Problem, „aus allen Nähten zu platzen“ (Kairies). Damit in der Enge des Bürgerhauses künftig „flexibler, luftiger und mediengerechter“ gearbeitet werden kann, wird die Bibliothek demnächst funktional möbliert.