Oliver Pommerenke ist neuer stellvertretender Geschäftsführer im St. Adolf-Stift Reinbek

Reinbek. Wer Oliver Pommerenke zuhört, fühlt sich ein bisschen, als ob er mit Gustav Gans redet, der Comicfigur aus Entenhausen, die so viel Glück hat im Leben. „Ich habe eine ganze Tüte voll Glück gehabt“, sagt Pommerenke. Aber – und hier endet die Ähnlichkeit – auch eine ganze Tüte voll Arbeit. Denn Oliver Pommerenke ist zwar der neue stellvertretende Geschäftsführer des Reinbeker Krankenhauses St. Adolf-Stift. Aber angefangen hat er als Krankenpfleger, also mit einem Beruf, über den viele denken, er biete wenig Karrierechancen, wenig Wertschätzung – und vor allem wenig Gehalt.

„Ich weiß, dass Pflegeberufe weniger wertgeschätzt werden, als sie es verdient haben. Aber Krankenpfleger war immer mein Traumberuf“, sagt Pommerenke. „Man muss eine Entscheidung treffen, ob man viel Geld verdienen oder etwas Gutes tun will“, sagt er. Die Entscheidung fiel mit 17, als er die Ausbildung begann. Und wann hat er sie revidiert? Denn schließlich ist er nun mit 39 Vize-Leiter eines Krankenhauses und wird sicher besser bezahlt. Pommerenke: „Der Werdegang war so nicht geplant, ich habe viel Glück im Leben gehabt. Eigentlich war es mein Ziel, Pflegedirektor zu werden. Ich wollte immer schon gern entscheiden können und habe geguckt, wo ich Verantwortung tragen kann.“

Oliver Pommerenke empfängt zum Gespräch im Büro der Pressereferentin. Sein eigener Raum wird noch umgebaut. Er bekommt einen neuen Schreibtisch, Buche, und er will andere Bilder aufhängen als sein Vorgänger. „Der ist Segler und hatte die Ostsee in der Morgendämmerung an der Wand“, sagt Krankenhaus-Sprecherin Andrea Schulz-Colberg. Was bei Oliver Pommerenke zu sehen sein wird, ist noch nicht entschieden. „Aber auf jeden Fall Bilder von der Family“, sagt er. Die Familie, das sind die Söhne Tim und Dennis. Die Cocker Spaniel Lys und Mary. Und Anke natürlich, seine Frau. Bei ihr hat er wohl auch Glück gehabt. „Ich habe sie gesehen und mich verliebt“, sagt er. Heute leben sie in einem Haus in Elmenhorst.

Kennengelernt haben sie sich im Bundeswehrkrankenhaus in Hamburg, wo Pommerenkes heutige Frau als Krankenschwester arbeitete. „Ich sollte eingezogen werden, als ich mit der Ausbildung fertig war“, sagt er. „Ich habe mich dann auf vier Jahre verpflichtet, weil ich als Krankenpfleger eingesetzt wurde und auch direkt ein ordentliches Gehalt bekommen habe.“ Beim Bund gefiel es ihm gut, deshalb verlängerte er auf zwölf Jahre. „Das hatte viele Vorteile, ich konnte Fortbildungen zum Rettungssanitäter und zum OP-Pfleger machen. So viel kann man im zivilen Leben kaum erreichen in der kurzen Zeit.“

Vier Auslandseinsätze absolvierte er: Sarajevo, Mazedonien, Kosovo, Afghanistan. „Dort sieht man Verletzungsmuster, die einem hier nie begegnen.“ Menschen, die erschossen oder durch Minen verletzt wurden. „Das prägt einen fürs Leben. Ich bin deutlich dankbarer und ruhiger geworden.“ Im Gegenzug habe er aber auch viel bekommen. Zum Beispiel vier Jahre Lohnfortzahlung nach dem Ausscheiden.

„Das war ein unverschämtes Glück. Ich konnte wegen all der Berufserfahrung danach studieren, obwohl ich kein Abitur hatte.“ Pflegemanagement in Hamburg an der Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW). Nebenbei erstellte er Qualitätshandbücher in ambulanten Pflegeeinrichtungen. „Ich bekam von der Bundeswehr 90 Prozent meines Gehalts und wollte meinen Lebensstandard nicht herunterschrauben. Deshalb habe ich mir die zehn Prozent hinzuverdient.“ Und Vollzeit studiert. „Ich habe alle Vorlesungen besucht, die man besuchen konnte, auch wenn ich gar nicht musste. Ich habe das Studieren sehr genossen.“

Nach dem Abschluss, 2010, entschied er sich, als Pflegedienstleiter in einer Geriatrie zu arbeiten. „Nach zehn Monaten wurde dort die Stelle des kaufmännischen Leiters frei. Die habe ich kommissarisch übernommen und dann nach drei Monaten richtig.“ Neben dem Beruf ging er zurück an die Uni und machte einen Master in Sozial- und Gesundheitsmanagement.

Im Vorjahr wechselte er in ein Fachkrankenhaus nach Hannover. „Meine Frau und ich dachten, die Entfernung sei ein kleiner Wermutstropfen. Aber so klein war der nicht. Ich dachte, ich könnte die verpasste Zeit mit der Familie am Wochenende auffangen, aber das geht nicht. Die Kinder werden nur einmal groß. Da haben wir die Entscheidung getroffen, dass ich eine Stelle suche näher an Elmenhorst. Und ich hatte Glück, mit der Arbeit hier habe ich mich sogar noch verbessert.“

Glück also, schon wieder. Aber Pommerenke kennt auch die Situation, weniger Geld zu haben. „Die Pflege verdient mehr Anerkennung. Aber nun kenne ich auch die andere Seite, die Zahlen. Und wo soll das Geld denn herkommen?“ Letztendlich sei es eine politische Entscheidung, mehr Geld für Krankenversorgung auszugeben und damit für eine angemessene Bezahlung der Pflege zu sorgen.

Im St. Adolf-Stift sind kürzlich die Gehälter um 6,42 Prozent gestiegen. „Und hier herrscht ein herzlicher Umgang, das ist ein Haus, in dem noch gelacht wird“, sagt Pommerenke. Das wusste er schon, während seines Studiums hat er ein Praxissemester in Reinbek verbracht. „Geld ist nicht alles, es geht auch viel um Wertschätzung." Und um Glück, ganz eindeutig, auch wenn Geld dazu nicht schaden kann.