Mit Glinde richtet erstmals ein Ort aus dem Südkreis die Kinderstadt aus. 240 Kinder kommen zum Schulzentrum

Glinde. Wenn am Sonntag, 13. Juli, 240 Kinder das Gelände des Schulzentrums Glinde betreten, wird Eva Kuhn Bauchkribbeln haben. Das liegt nicht daran, dass für die Schulleiterin des Gymnasiums eigentlich Ferien sind, sondern vielmehr am Start des Demokratiespiels Stormini, für das in diesem Jahr die Stadt Glinde ein Schulgelände zur Verfügung stellt. Eine Woche lang werden Kinder im Alter von neun bis 13Jahren unter Anweisung von rund 150 Betreuern spielerisch lernen, wie Demokratie, Arbeitsmarkt und Geldverkehrfunktionieren.

Das vom Kreisjugendring (KJR)Stormarn organisierte Planspiel gibt es seit 2008. Jedes Jahr wechselt der Schwerpunkt der Veranstaltung, in diesem Jahr steht die Kinderstadt unter dem Motto „Kultur (er-)leben“. So soll es eine Musikschule geben, ein Straßentheater wird auftreten, und die Kinder können schauspielern und malen.

Die Stormark löst Kaurischnecken als Währung ab

Die Bezahlung ändert sich in diesem Jahr: 2014 wird in Stormini nicht mehr mit den altbekannten Kaurischnecken bezahlt. Die neue Währung heißt Stormark. Mit Schwänen und dem Stormini-Logo gestaltete Scheine im Wert von einer, zwei, fünf, zehn, 20 und 50 Stormark hat der Kreisjugendring gedruckt. „Die Stormark gibt uns mehr Spielraum zur Ausdifferenzierung als die Kaurischnecken“, sagt KJR-Geschäftsführer Uwe Sommer.

Für eine Stunde Arbeit erhalten die Kinder nicht mehr zwei Kaurischnecken, die sogenannten Stormis, sondern 50 Stormark. 36 Prozent des Lohns müssen versteuert werden. Wer mal krank wird und nicht arbeiten kann, muss sich keine Sorgen machen: Die Krankenkasse AOK zahlt Krankengeld.

Auch die Organisatoren von Stormini müssen sich vorerst keine Sorgen um die Finanzierung ihres Projektes machen. In den ersten Jahren übernahm die EU ein Drittel der Kosten, diese Förderung lief jedoch 2013 aus. „Stormini stand kurz vor dem Exitus“, sagt Jörg Schumacher, Geschäftsführer der Sparkassen-Stiftung, die deshalb mit 10.000 Euro zur Finanzierung beigetragen hat.

Den größten Teil übernahm mit 58.000 Euro der Kreis. „Stormini ist meiner Meinung nach das beste Demokratie-Spiel, das es in Schleswig-Holstein gibt“, sagt Landrat Klaus Plöger. „Wir wären doof, wenn wir das sterben ließen.“

Zum ersten Mal wird die Zeltstadt in Stormarns Süden aufgebaut. Damit erfüllt sich ein Wunsch Christa Zeukes. Die Vorsitzende der Bürgerstiftung Ahrensburg war von Anfang in ihrer Funktion als damalige Kreispräsidentin dabei. „Dass Stormini jetzt nach Glinde kommt, gefällt mir besonders gut“, sagt Zeuke, die im benachbarten Neuschönningstedt wohnt.

„Das war fällig“, sagt auch Glindes Bürgermeister Rainhard Zug. Er fügt mit Blick auf die Protestaktionen gegen den Laden Tonsberg, der bei Rechtsextremen beliebte Kleidung vertreibt, hinzu: „Das Thema Demokratie wird in Glinde sowieso immer stark beackert.“

Internationale Betreuer kommen unter anderem aus China und Russland

Sascha Plaumann, Leiter der Sönke-Nissen-Gemeinschaftsschule, hält aus diesem Grund auch den Ort, an dem Stormini aufgebaut wird, für passend: „Uns in der Schule ist die Erziehung zu einer demokratischen Grundhaltung eine Herzensangelegenheit“, sagt er.

Am Freitag beginnt der Aufbau der Kinderstadt. Helfer werden rund 36 Tonnen Material auf das Gelände schaffen, 60 Großzelte und 500 Meter Zaun aufstellen sowie zwei Bühnen und zwei Zirkuszelte. Am Dienstag sind auch wieder internationale Betreuer angereist, die sich im Jugendgästehaus in Lütjensee auf ihre Aufgaben in der Zeltstadt vorbereiten. 13 Jugendliche unter anderem aus China, Taiwan, Russland, Belgien und Frankreich sind dabei.

Nach dem Einzug am Sonntag geht das Planspiel am Montag richtig los: Vormittags und nachmittags arbeiten die Kinder für jeweils zwei Stunden. Dafür stellen Firmen aus der Region und einzelne Helfer Arbeitsplätze zur Verfügung. Der Rest des Tages ist Freizeit, während der das bei der Arbeit verdiente Geld für Aktivitäten oder auf dem Markt ausgegeben werden kann. Sparen ist natürlich auch möglich: Gehalt können Kinder bei der Sparkasse einzahlen.

Am Mittwochabend soll nach einem Besuch von Schleswig-Holsteins Innenminister Andreas Breitner (SPD) der Bürgermeister Storminis gewählt werden. Donnerstag werden beim VIP-Tag Kommunalpolitiker erwartet.

An den ehemaligen Kinder-Bürgermeistern macht Projektleiter Ansgar Büter-Menke unter anderem den Erfolg des Planspiels fest. „Die Bürgermeister der vergangenen drei Jahre sind wieder dabei, inzwischen aber als Junior-Teamer“, sagt Büter-Menke. Er steht auch noch in Kontakt mit den echten Bürgermeistern der bisherigen Austragungsorte. „Andreas Gerckens etwa, der Bürgermeister von Bargfeld-Stegen, wo wir 2011 waren, kommt uns jedes Jahr besuchen.“

Glindes Rainhard Zug hat es bisher noch nicht nach Stormini geschafft. Der Sonntag wird für ihn eine Premiere: Er begrüßt die Kinder um 18 Uhr.