71-Jähriger bedroht Ehefrau im Schlafzimmer. Ahrensburger Polizei nimmt ihn fest

Ahrensburg. Die Vorgärten in der Straße Am Hagen in Ahrensburg sind gepflegt, die Bebauung ist durch Einzel- und Doppelhäuser geprägt. Hier ist es idyllisch und ruhig. „Normalerweise fährt die Polizei abends kurz einmal durch“, sagt Burkhard Strehl, 56, der gleich nebenan am Dänenweg einen kleinen Einkaufsmarkt betreibt. Doch am Sonntagmorgen war alles anders. Auf einen Notruf reagierten die Ordnungshüter sofort und rückten mit mehreren Einsatzwagen an. Der Grund war ein Ehedrama. In einer Doppelhaushälfte drohte ein 71 Jahre alter Mann seiner Frau, sie und sich selbst umzubringen.

Der Vorfall ereignete sich gegen 9.40 Uhr. Der Mann stand plötzlich mit einer geladenen Schusswaffe im Schlafzimmer des Gebäudes im Obergeschoss. Seine 64 Jahre alte Ehefrau, die schon wach war, erkannte den Ernst der Situation sofort und reagierte. Sie sprang aus dem Bett heraus, schubste ihren Mann beiseite, lief die Treppe hinunter, öffnete die Hauseingangstür und flüchtete zu den Nachbarn. Die alarmierten die Polizei. Von alledem bekam Gerda Stemmann, die in unmittelbarer Nachbarschaft lebt, nichts mit. „Plötzlich standen Polizeiautos mit Blaulicht vor meiner Tür. Ich bin aber nicht rausgegangen, habe mich nur gewundert“, sagt die 77 Jahre alte Rentnerin.

Als die Beamten eintrafen, hatte sich der Mann im Haus verschanzt. Sonja Kurz, Pressesprecherin der Polizeidirektion Ratzeburg: „Seine Frau teilte uns mit, dass er im Besitz von scharfen Schusswaffen ist. Außerdem war nicht ausgeschlossen, dass er auch Sprengstoff deponiert hatte.“ Deshalb wurde der Bereich komplett abgesperrt.

Offenbar wollte der Ahrensburger die Flucht ergreifen. Er öffnete die Terrassentür und war im Begriff, sich vom Haus zu entfernen. Rufe der Polizisten ignorierte der in diesem Moment Unbewaffnete. Die Beamten verfolgten ihn, dann gelang es, den Mann zu überwältigen. Dabei wurde keiner der Beteiligten verletzt. Der vorläufigen Festnahme folgte eine Untersuchung durch den Amtsarzt und schließlich die Einweisung in eine Klinik, während die Frau von einem Psychologen-Team betreut wurde.

Bei der anschließenden Durchsuchung der Doppelhaushälfte fanden die Polizeibeamten nicht nur die geladene Waffe, mit der die Frau bedroht worden war, sondern ein ganzes Arsenal von gefährlichen Gegenständen: zum Beispiel diverse weitere scharfe Schusswaffen, Munition, Äxte, Schwerter sowie Hieb- und Stichwaffen.

Viele seiner Waffen hatte der 71-Jährige, der über eine Waffenbesitzkarte verfügt, unbrauchbar gemacht und sie als Wanddekoration genutzt. Bei seiner Tat stand er nicht unter Alkoholeinfluss. Polizeisprecherin Kurz: „Das Motiv waren offenbar Geldsorgen.“ Von seinem Faible für Waffen hatten die Nachbarn wohl keine Kenntnis. In Strehls Supermarkt, zugleich ein Ort des Austausches unter Nachbarn, war das zumindest nicht bekannt.