Möbel Höffner legt Gemeinde Barsbüttel Vertrag über Gebietstausch vor

Barsbüttel. Der Vertrag umfasst 13 Seiten plus einen DIN-A3-Plan. Und er nährt die Hoffnung bei Norbert Leinius, Geschäftsführer der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS), dass in der Gemeinde Barsbüttel und im Bezirk Wandsbek das erste grenzübergreifende Gewerbegebiet Hamburgs und Schleswig-Holsteins entsteht. Inhalt des Dokuments, dass Kurt Krieger, Chef des Möbelhauses Höffner, hat verfassen lassen: Es regelt einen Gebietstausch zwischen Barsbüttel und seiner Firma. Dabei geht es um das Wegerecht, denn die Zufahrt ist nur über ein Höffner-Grundstück möglich. „Der Vertrag ist aus meiner Sicht voll in Ordnung“, sagt Leinius.

Für den WAS-Boss ist die Unterzeichnung Voraussetzung, will er mit seine Gesellschaft die 15 Hektar große Fläche auf Barsbütteler Seite erwerben. Sie soll mit einem zwei Hektar großen Areal in Wandsbek, so die ersten Pläne, verschmelzen. Seit Monaten hatten Leinius, die Barsbütteler Verwaltung und die Kommunalpolitiker auf den Vertrag gewartet. Trotz mehrerer Gespräche mit Krieger sowie dessen Geschäftsführer Gunnar George, zuständig für die Expansion des Möbelhauses im Bereich Nord, und immer wiederholter Versprechen tat sich lange nichts. Das Projekt stand vor dem Aus, zumal die Gemeinde ein sogenanntes Zielabweichungsverfahren bei der Landesplanungsbehörde in Kiel – hier wird ermittelt, ob das Barsbütteler Gewerbegebiet vergrößert werden darf – hatte stoppen lassen.

Auf der jüngsten Sitzung des Finanzausschusses stand das Thema auf der Tagesordnung und wurde im nicht öffentlichen Teil behandelt. Wie wichtig es den Politikern ist, belegt die Tatsache, dass der zeitliche Ablauf der Sitzung auf die Verfügbarkeit von Krieger abgestimmt war. Der Höffner-Boss kam entgegen seiner Gewohnheiten mit dem Auto statt per Hubschrauber, hörte sich die Wünsche der Gemeinde an und schilderte die eigenen. Unter anderem ist nach Informationen der Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn Bestandteil des Vertrages, dass Höffner eine drei Hektar große Fläche erhält, um den Logistikbereich zu erweitern. Dagegen soll es prinzipiell keine Bedenken geben.

„Es war ein fruchtbarer Meinungsaustausch. Ich rechne mit einem positiven Ausgang für beide Seiten“, sagte der Finanzausschussvorsitzende Rainer Eickenrodt von der Wählergemeinschaft Bürger für Barsbüttel (BfB). Etwas zurückhaltender ist der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Holger Gettschat: „Wir sind auf dem richtigen Weg, aber nicht am Ziel. Eine Einigung gibt es nicht.“ Deshalb segneten die Politiker eine reguläre Vorlage der Verwaltung auch nicht ab und erteilten Verwaltungschef Schreitmüller das Mandat, weiter in ihrem Sinne zu verhandeln. Der Bürgermeister muss also nachjustieren – und darauf hoffen, dass sich Krieger auf den Deal einlässt.

Was die Kommunalpolitiker an dem Vertragswerk genau zu bemängeln haben, darüber wollten sie ob ihrer Verschwiegenheitspflicht keine Aussagen machen. Doch es scheint keine unüberbrückbaren Differenzen zu geben. Auf die Chancen für eine Unterzeichnung angesprochen, sagt Schreitmüller: „Ich habe ein gutes Bauchgefühl.“ Womöglich werde man bei einigen Punkten Zugeständnisse machen, „wenn auch Herr Krieger auf uns zukommt“, so Gettschat. Der stellvertretende Bürgermeister Wolfgang Böckmann (CDU): „Wir wollen Herrn Krieger ungern verlieren. Er ist ein guter Steuerzahler.“

Erste Zugeständnisse hat der Unternehmer bereits gemacht. Ein Vertragsentwurf aus dem Monat Mai beinhaltete einige Auflagen, die nach einem Gespräch Leinius’ mit der Höffner-Geschäftsführung gestrichen wurden. Sobald das jetzt vorliegende Dokument modifiziert und unterzeichnet ist, will der WAS-Geschäftsführer die Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern wieder aufnehmen. Die Frist für ein Vorkaufsrecht war am 31. Dezember vergangenen Jahres abgelaufen und nicht verlängert worden.

Laut Leinius könnte das Gewerbegebiet sogar größer werden als angedacht: „Im ersten Bauabschnitt mit der Erschließung von 15 Hektar in Barsbüttel, in einem zweiten mit zehn weiteren in der Gemeinde und fünf im Bezirk Wandsbek.“ Über die Machbarkeit soll ein Gutachten im Frühjahr 2015 Aufschluss geben. Der Untersuchungsraum für länderübergreifende Gewerbegebiete entlang der Autobahn 1 bis nach Stapelfeld umfasst rund 1000 Hektar. Zudem arbeitet eine Lenkungsgruppe mit Vertretern aus Barsbüttel, Stapelfeld, des Bezirks Wandsbek, der WAS, der Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU), des Kreises Stormarn sowie der Landesplanungsbehörde an dem Projekt.