Verband der Südholsteinischen Wirtschaft präsentierte seine jährliche Konjunkturumfrage – Fachkräftemangel hemmt Wachstum

Reinbek. Rosige Aussichten für die Wirtschaft in Stormarn und Umgebung: Grund zum Optimismus gibt die Konjunkturumfrage 2014, die der Verband der Südholsteinischen Wirtschaft (VSW) im Schloss Reinbek vorstellte. 56,5 Prozent der Unternehmen beurteilen ihre Situation im Vergleich zum Vorjahr als besser, 34,5 Prozent sehen sie als unverändert gut an. Angeschrieben worden waren die 335 Mitgliedsunternehmen des VSW, ein Drittel von ihnen beantwortete den Fragenkatalog.

Michael Voigt, Vorstand des VSW und als Mitglied der Geschäftsführung beim Ahrensburger Gewürzwerk Hela für Finanzen und Controlling zuständig, konnte eine Reihe eindrucksvoller Zahlen präsentieren: die Auftragsentwicklung ist bei 87,4 Prozent der Unternehmen besser (2013: 78,2), das Investitionsvolumen ist bei 92,9 Prozent höher (2013: 88,6) und die Frage nach der Einführung von Kurzarbeit, die noch 2012 gestellt wurde, spielt keine Rolle mehr. „Mit einer Arbeitslosenquote von 3,5 bis 4,0 Prozent haben wir quasi Vollbeschäftigung“, sagte Voigt.

Ein Wermutstropfen ist der Rückgang bei Mitarbeiterzahlen und Neueinstellungen. Voigt nannte als Grund den Mangel an qualifiziertem Personal. Für Oliver Franke, den stellvertretenden VSW-Vorstand, „ein Wachstumshemmnis“. Der Geschäftsführer der Ingenieurgesellschaft Franke + Pahl beklagt den Mangel an Fachpersonal: „Dabei geht es weniger um Akademiker als um Techniker, Maschinenbauer, Elektriker oder Mechatroniker.“

Das Problem, so Franke, könne auf verschiedenen Wegen angegangen werden. Der deutsche Arbeitsmarkt müsse sich noch mehr für ausländische Bewerber öffnen. Weitere Möglichkeiten seien die Qualifizierung von Arbeitskräften durch Weiterbildung oder Umschulung. Auch die Weiterbeschäftigung von älteren Mitarbeitern über das Rentenalter hinaus könnte hilfreich sein, sagte Michael Voigt. „Wir wissen, dass die Rente mit 63 für die meisten Beschäftigten kein Thema ist, weil sie länger arbeiten wollen und sich die frühere Rente nicht leisten können. Viele würden sogar länger als bis 65 arbeiten, wenn es finanzielle Anreize dafür gäbe.“

Ein klarer Hinweis an die Politik, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass sich Arbeit für die Senioren lohnt. Ebenso deutlich war der Appell der VSW-Experten an die Bildungspolitik, an elementaren Defiziten von Schulabgängern zu arbeiten. VSW-Geschäftsführerin Nicole Marquardsen erzählte, dass der Verband Seminare veranstalte, um Azubis weiterzubilden. Auch gebe es in einigen Unternehmen Nachhilfeunterricht.

Grundsätzlich aber gilt: Die Situation auf dem Arbeitsmarkt ist für Schulabgänger optimal. Nicole Marquardsen: „Die vielen großen Jobmessen in der Region zeigen, wie sehr Unternehmen sich um guten Nachwuchs bemühen.“