Menschen legen Abfall in Feldmark ab. Eine Lösung, wie er schnell beseitigt werden soll, gibt es. Das Problem bleibt

Stapelfeld. Autoreifen, Matratzen oder ganze Einrichtungsgegenstände – in Stapelfeld und Umgebung landet immer wieder Müll am Straßenrand oder in der Feldmark. Während sich Gemeinde und Kreis nach langem Ringen geeinigt haben, wie der Müll schnellstmöglich von den Wiesen und Feldern geholt werden soll und wer die Entsorgungskosten übernehmen soll, bleibt das eigentliche Problem bestehen: Immer mehr Menschen legen ihre ausgemusterten, alten Möbel oder Bauabfälle vor und in der Gemeinde ab, um offenbar Geld für die Entsorgung zu sparen.

Allein im Jahr 2013 haben Unbekannte 250 Autoreifen illegal an oder auf den Feldern um Stapelfeld entsorgt. Vergangene Woche fanden Mitarbeiter des Bauhofes sogar eine komplette Küche an einem Sandweg. „Einige Wochen zuvor hat jemand sein altes Schlafzimmer am Von-Eichendorff-Weg abgeladen“, sagt Stapelfelds Bürgermeister Jürgen Westphal. Je nachdem, wo die Umweltsünder ihren Müll abladen, ist der Kreis oder die Gemeinde für die Entsorgung zuständig. Alles was vor den gelben Ortseingangsschildern abgelegt wird, muss vom Kreis beseitigt werden. In der Ortschaft ist Stapelfeld dafür verantwortlich.

Zwar sind die Zuständigkeiten seit eh und je geregelt, dennoch gab es Streit. „Es hat manchmal mehrere Wochen gedauert, bis der Kreis den Müll entfernt hat“, sagt Westphal. Grund dafür ist nach Angaben des Bürgermeisters reine Bürokratie. „Wir haben es dem Ordnungsamt in Siek gemeldet, das wiederum dem Kreis. Obwohl wir schon Fotos gemacht haben, hat der Kreis dann einen oder zwei Mitarbeiter rausgeschickt, die den Unrat nochmals begutachtet hatten. Erst dann ist die Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) beauftragt worden, den Müll abzuholen“, so Westphal, der mit den Politikern für dieses Problem seit Sommer 2013 eine Lösung suchte.

„Damit die Natur geschont wird, haben wir die Altreifen und Möbel eingesammelt“, so Westphal. Allerdings sah es der Bürgermeister sowie die Politiker der Stadt nicht ein, auch für die Entsorgung aufzukommen. Beispielsweise kostet die Abgabe eines Autoreifens auf dem Recyclinghof in Stapelfeld (direkt an der Müllverbrennungsanlage) drei Euro. Bei Sperrmüll sind zwei Kubikmeter pro Monat kostenfrei. Alles was darüber hinausgeht, kostet 2,50Euro pro 100 Liter – das entspricht dem Inhalt eines blauen Sackes.

Deswegen forderte das Amt Siek den Kreis auf, für die Müllverwertung zu zahlen – lange ohne Erfolg. Erst nachdem die Gemeindevertreter angeregt hatten, rechtliche Schritte gegen den Kreis Stormarn zu prüfen und Jürgen Westphal mit Landrat Klaus Plöger darüber sprach, hat sich etwas getan. Die vom Kreis beauftragte AWSH hat Mitte Mai einen Container auf dem Bauhof in Stapelfeld aufgestellt.

Gemeindemitarbeiter können jetzt den Abfall, der außerhalb der Ortschaft abgelegt wurde, dort entsorgen. „Bereits nach vier Wochen war der zehn Kubikmeter große Container zur Hälfte voll“, so Westphal. Doch das eigentliche Problem ist mit dem Behälter, der regelmäßig von den Mitarbeitern der AWSH geleert wird, nicht behoben. Immer mehr Abfall landet in der Feldmark. Sieks Amtsvorsteher Olaf Beber sagt sogar, dass nicht nur Stapelfeld damit zu kämpfen habe, sondern alle amtsanhängigen Gemeinden. „Das ist wie mit einem McDonald’s. Mit wachsender Entfernung nimmt auch die Anzahl der braunen Tüten ab“, so Beber, der die Müllverbrennungsanlage als Mittelpunkt sieht. So liegen auch immer wieder blaue Säcke in Brunsbek. „Auch Asbestzement wurde dort schon entsorgt“, so Beber. Dieter Scheel, Gemeindevertreter in Stapelfeld, ärgert das Verhalten der Menschen. Der CDU-Politiker vermutet, dass vielleicht auch die Öffnungszeiten des Recyclinghofes ungünstig seien und deswegen der eine oder andere seinen Müll auf dem Feld entsorgt.

„Als ich letztens spazieren war, sah ich, wie jemand mit seinem voll beladenen Anhänger vor dem verschlossenen Tor stand. Auf dem Rückweg kam ich erneut an der MVA vorbeikam, dort lagen die Säcke vor dem Tor“, so Scheel. Der Recyclinghof hat in den Wintermonaten von 10 bis 16 Uhr, vom März bis Oktober bis 18 Uhr geöffnet, sonnabends von 8 bis 14 Uhr.

Für Klaus Fechner (SPD) könnte die Stadtnähe und die günstige Anbindung per Autobahn ein Grund dafür sein, dass Menschen hier ihren Müll entsorgen, um Geld zu sparen. Doch nicht nur Hamburger Umweltsünder sind bereits ertappt worden. „Es waren auch Stormarner dabei“, sagt Olaf Beber, der jedoch zugibt, dass nur selten jemand erwischt wird. Auch seien die Tageszeiten, an denen Sperrmüll am Straßenrand oder auf dem Feld abgeladen wird, sehr unterschiedlich. „Hundebesitzer, die mehrfach am Tag dieselbe Strecke gehen, entdecken zu jeder Tageszeit Müll, der wenige Stunden zuvor noch nicht da war“, so der Sieker Amtsvorsteher.

Er ruft die Bewohner auf, wachsamer zu sein und sich Autokennzeichen von Umweltsündern zu notieren. „Nur so können wir das Problem in den Griff bekommen“, sagt Olaf Beber. Landrat Klaus Plöger appelliert indes an die Vernunft: „Wenn sie sich schon die Mühe gemacht haben, den Müll ins Auto zu laden, dann können sie auch zum Recyclinghof fahren.“ Denn vielen Sachen wie beispielsweise Autobatterien oder Schrott und Metalle können kostenlos bei den Höfen abgegeben werden.