Naturschützer stellen bei systematischer Beringung fest, dass es nur wenig Jungvögel gibt

Reinfeld. Der Biologe Thomas Grünkorn hat in Stormarn und im angrenzenden Kreis Segeberg neun Rotmilanhorste erklettert und die dort lebenden Jungtiere beringt. Eine solche systematische Beringung der Tiere gab es in Schleswig-Holstein das letzte Mal im Jahr 2000.

Zweck der Beringung, die von Hans Wirth, Greifvogelexperte des Naturschuzbundes (Nabu) Deutschland, betreut wurde, war es, den Bruterfolg der Rotmilanpaare zu ermitteln. Dabei zeigte sich, dass in drei der kontrollierten Horste nur jeweils ein Jungvogel aufgezogen wurde. Das werten Experten des Naturschutzbundes als Indiz dafür, dass die Vögel in dem betroffenen Revier nicht ausreichend Nahrung finden. Dafür ist den Fachleuten zufolge die steigende Intensivierung der Landwirtschaft verantwortlich, durch die Grünland und somit Nahrungsfläche für Greifvögel verloren geht.

Wirth setzt sich als Nabu-Mitarbeiter seit Langem für den Schutz der Rotmilane ein. Mehrfach wies er bereits etwa auf die Gefahren hin, die Windkraftanlagen für die Tiere bedeuten. Rotmilane sind demzufolge nach Mäusebussarden die Greifvögel, die am häufigsten durch Windräder getötet werden. Die systematische Beringung war Teil eines bundesweiten Projektes, dass das Ziel hat, dem Rotmilan eine Landschaft zu bieten, in der er ausreichend Nahrung findet und Nachwuchs aufziehen kann. So soll der Rückgang dieser Art aufgehalten werden. Nach Angaben des Nabu hat sich die Zahl der brütenden Rotmilane in den vergangenen 20 Jahren um ein Drittel verringert.

Mehr als die Hälfte aller Rotmilane weltweit leben und brüten demnach in Deutschland. Im Zuge des Projektes „Rotmilan – Land zum Leben“ soll zum einen der Bestand des Rotmilans erfasst und der Bruterfolg ermittelt werden. Zudem werden Habitatmaßnahmen ausgeführt, damit mehr Nahrung für die Vögel zur Verfügung steht.

Das Bundesamt für Naturschutz finanziert das Projekt in acht Bundesländern mit Mitteln aus dem Bundesprogramm Biologische Vielfalt. Die Projektträger in Schleswig-Holstein sind Schrobach-Stiftung und die Ornithologische Arbeitsgemeinschaft für Schleswig-Holstein und Hamburg.