Kreis wird immer populärer bei Urlaubern. Für Dehoga-Chef Axel Strehl ist die Region aber noch nicht bekannt genug

Ahrensburg. Stormarns Gastwirte haben allen Grund, sich auf die kommenden Sommermonate zu freuen. Denn immer mehr Touristen erholen sich im Kreis. Dieser seit Jahren ungebrochene Trend wird sich nach Erwartung des Stormarner Kreisverbandes des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) auch in dieser Saison fortsetzen. Nach Ansicht von Experten ist das touristische Potenzial des Kreises allerdings noch längst nicht ausgeschöpft. Ab August wird das Tourismus-Marketing für Stormarn völlig neu organisiert (siehe Infokasten). Die Aufgabe des neuen Tourismus-Managements wird es sein, noch mehr Gäste in Stormarns schöne Ecken zu locken.

Einer, der der Region noch deutlich mehr zutraut, ist Axel Strehl, Präsident des Dehoga-Landesverbandes Schleswig-Holstein. „Stormarn hat noch viel Luft nach oben“, sagt Strehl, der selbst ein Restaurant in Ahrensburg leitet und sich im Stormarner Dehoga-Kreisverband, den er lange Zeit leitete, um das Thema Tourismus kümmert. Stormarn liege im Vergleich mit anderen Kreisen im Hamburger Umland vorne, was die Bedingungen anbetreffe. „Wir haben die besten Voraussetzungen, mit der Lage zwischen Hamburg und Lübeck, mit den vielen Seen und Hügeln und der Nähe zur Ostsee.“

Übernachtungszahlen stiegen zwischen 2011 und 2013 um fast 17 Prozent

Strehl lobt die Arbeit der M+T Markt und Trend GmbH in Neumünster, die von 2011 bis 2013 für das Stormarner Tourismus-Management zuständig war und den Bereich jetzt noch übergangsweise verantwortet. „Die Bilanz fällt gut aus. Das sehen wir auch an den Übernachtungszahlen.“ Diese stiegen – wie auch im übrigen Hamburger Umland – deutlich. 2011 wurden 319.601 Übernachtungen gezählt, 2013 waren es 368.492, das bedeutet ein Plus von 16,9 Prozent.

Laut Axel Strehl wurden in den drei Jahren wichtige Strukturen geschaffen, wie etwa die Webseite www.tourismus-stormarn.de. Doch das neue Management müsse jetzt den Bekanntheitsgrad der Region erhöhen und neue Angebote schaffen. Strehl: „Wir haben noch keine Produkte, die wir vermarkten können, nur einzelne Projekte von Hoteliers.“ Er sagt auch, was so ein „Produkt“ sein könne: „Ein Beispiel wäre ein Paket-Angebot Kultur und Kulinarik. Gäste machen Ausflüge, beispielsweise zum Jersbeker Barockgarten und zum Kloster Nütschau, und lassen sich abends mit regionalen Speisen verwöhnen.“

Günter Schmidt, Geschäftsführer der Herzogtum Lauenburg Marketing und Service GmbH, die von August an auch für Stormarn zuständig ist, sieht die Lage ähnlich wie Axel Strehl. „Das touristische Produkt Stormarn ist noch nicht gehoben. Die Entwicklung bei den Übernachtungen ist überragend, aber da ist noch mehr drin.“ Bisher bleiben Urlauber im Schnitt für zwei Übernachtungen, es gibt auch sehr viele Tagesausflügler. Als besonders wichtige Zielgruppen hatte das bisherige Tourismus-Management Familien ausgemacht sowie „Best Ager“ über 50.

Günter Schmidt möchte da anknüpfen, aber er sagt auch: „Ich würde eher nach Interessen gehen, weniger nach Zielgruppen.“ Wichtige Themen seien „Entschleunigung“, „Erholung“ und „Gesundheit“. Wie das aussehen kann, ist auf der Webseite www.hlms.de zu sehen. Wer sich für den Kreis Herzogtum Lauenburg interessiert, kann dort Schlagworte wie „Kulinarik“, „Aktiv“ oder „Geheimtipps“ anklicken und findet gebündelte Tipps mit Unterkünften. Auf die Frage, ob die Webseiten beider Kreise künftig aus einer Hand kommen sollten, sagt Schmidt: „Das können genauso gut zwei Anbieter machen. Aber Synergien sind denkbar, zum Beispiel beim Veranstaltungskalender.“ In jedem Fall könne man im Kreis Herzogtum Lauenburg noch viel stärker für Stormarn werben – und umgekehrt.

Eine Vorstellung davon, welche Pluspunkte Stormarns noch stärker beworben werden sollten, hat er auch: „Das Kanurevier an der Trave und die Möglichkeiten für Fahrradtourismus. Außerdem sollten wir stärker Hamburger Firmen ansprechen, die Tagungen veranstalten sowie Touristen, die sich Hamburg ansehen wollen.“ Aus letzterer Gruppe ließen sich viele überzeugen, lieber im Grünen zu übernachten, etwa in Ahrensburg, Reinbek oder Bad Oldesloe. Günter Schmidt betont auch, dass beide Kreise auch künftig getrennt vermarktet werden.

Tourismus-Forscher: Besonderheiten müssen besser beworben werden

Martin Linne, Geschäftsführer der in Elmshorn ansässigen Gesellschaft für Tourismusforschung, hat sich den bisherigen Web-Auftritt angesehen. Er betont, dass er „professionell gemacht“ sei, sieht aber noch Optimierungsbedarf. Ihm fehlen vor allem „Alleinstellungsmerkmale“. Linne: „Was man sieht, ist typisch Hamburger Umland, typisch Schleswig-Holstein. Aber ich frage mich, ob es Dinge gibt, die so nur in Stormarn existieren.“ Das könne ein bestimmter Baustil sein oder eine kulinarische Spezialität. „Reinfelder Karpfen könnte man vermarkten wie Glückstädter Matjes. Und das Kloster Nütschau sollte stärker herausgestellt werden.“ Zudem müsse deutlicher werden, dass auch Büttenwarder in Stormarn liegt – jener fiktiver Ort aus der populären NDR-Fernsehserie, die in Grönwohld gedreht wird.