Falsches Bild von Lehrern

14./15. Juni: „Schulen droht Unterrichtsausfall: Land kürzt Lehrerstellen, obwohl es mehr Schüler gibt“ und Kommentar „Jetzt sind kreative Lösungen gefragt“

Sie präsentieren mit Ihrer „kreativen Anpassung der Arbeitszeiten“ für Lehrer durch Wegfall einer Vorbereitungsstunde zugunsten einer zusätzlichen Unterrichtsstunde eine wahre Spitzenidee. Aber das wären nach meiner Zählung erst etwa zwei unvorbereitete Unterrichtsstunden pro Lehrer und Woche. Daher würde ich Ihre Idee gerne noch erweitern: Wäre es nicht noch viel kreativer, auf weitere Vorbereitungszeit zu verzichten – vielleicht sogar ganz –, um dadurch bis zu 60 Schulstunden pro Woche unterrichten zu können?

Welch unvorstellbares Potenzial doch noch in den Kollegien schlummert, und der Bildungshaushalt wäre schlagartig saniert.

Vielleicht sind wir dann irgendwann sogar so fortschrittlich, sämtliche Klassenarbeiten und Prüfungen – auch Abiturprüfungen – gänzlich ohne Vor-und Nachbereitung durchzuführen, die Abiturkorrekturzeiten sind sowieso chon gekürzt worden, da geht doch noch was.

Nein, aber im Ernst, Sie haben zwar gut erkannt, dass Schule nicht wie ein Wirtschaftsunternehmen funktioniert. Allerdings bin ich immer wieder erschüttert, welches Bild vom Lehrerberuf im Allgemeinen und vom Umfang und Stellenwert der Aufgaben außerhalb der reinen Unterrichtszeit (übrigens auch für verbeamtetes Lehrpersonal) im Besonderen sogar in gebildeten Köpfen – zunehmend auch in denen bildungspolitischer Entscheidungsträger, aber das ist noch ein anderes Thema – vorherrscht.

Nicht, dass wir uns falsch verstehen, es geht mir nicht darum, jeden kleinsten Anflug von Mehrarbeit abzubügeln. Sondern um die zunehmende Einschränkung der Möglichkeiten, meinen Beruf mit der nötigen Sorgfalt und Verantwortung auszuführen, die nicht zuletzt im Sinne Ihrer Kinder für eine gute Schule unverzichtbar sind.

Ihr Vorschlag weist daher leider in die falsche Richtung.

Stephan Wulff (Gymnasiallehrer, verbeamtet und hoffentlich weiterhin gut vorbereitet)

Voller Fehlprognosen

4. Juni: „Stormarn gehen die Schüler aus: Planer des Kreises erwarten für 2035 Rückgang um bis zu 43 Prozent. Allerdings fehlen wichtige Daten“ und Kommentar „Viel Arbeit, wenig Plan“

Das Thema beschäftigt mich schon lange, und Sie haben Recht. Der Schulentwicklungsplan ist nicht nur ein Witz, er ist ein Skandal. Es ist sehr hilfreich, den Blick in die Vergangenheit zu wenden. Wenn ich den 20 Jahre alten Schulentwicklungsplan ansehe, so haben wir heute doppelt so viele Geburten wie prognostiziert.

Und die folgenden Pläne haben den gleichen Fehler: Man ist jedes Mal davon ausgegangen, dass der Geburtenknick zum Zeitpunkt des Plans erfolgt. Das halte ich für wenig wissenschaftlich, wenn man Erkenntnis durch politische Vorgabe ersetzt. Denn die Vorgaben kommen aus Kiel, wobei hier der Wunsch nach Personal- und Kosteneinsparungen die Feder wohl mitgeführt hat. Man ist auch nicht bereit, aus eigenen Fehlern zu lernen.

Wenn Pläne von Wünschen bestimmt werden, ist es besser, man hat keinen Plan, denn der Plan kostet dann doppelt Geld, einmal für die Erstellung und dann für die daraus folgenden Fehlentscheidungen. Ein Fall auch für den Rechnungshof. Es würde billiger und besser werden, wenn der Kreis selbst in Zusammenarbeit mit den Schulverbänden die Zahlen ermitteln würde.

Ein besonders deutliches Beispiel von Fehlprognosen vom Schulverband Großhansdorf: Der wäre nach dem Plan von 1995 heute fast kinderlos.

Ekkehard Heinbockel, Siek

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