Seit Januar zündeten Unbekannte sechs Fahrzeuge in Ahrensburg an. Das sind mehr als im ganzen Jahr zuvor

Ahrensburg. Eine Serie von Auto-Brandstiftungen beschäftigt derzeit die Kriminalpolizei in Ahrensburg. Seit Anfang des Jahres sind in der Schlossstadt sechs Autos angezündet worden. Im ganzen Vorjahr waren es fünf. Einen Täter konnten die Ermittler bisher nicht überführen. Ob die Taten im Zusammenhang stehen, kann die Polizei nicht sagen. „Gänzlich ausschließen können wir es nicht. Es gibt aber auch keine Anhaltspunkte, die dafür sprechen“, sagt Ahrensburgs Kripochef Ralf Lorenzen.

Eines haben die Brände in Ahrensburg jedoch gemeinsam. Die Autos wurden immer mitten in der Nacht oder in den frühen Morgenstunden angezündet. Zuletzt brannte vor mehr als zwei Wochen, am 31. Mai, um 5 Uhr ein VW Polo an der Straße Lohe. Knapp Wochen zuvor, am 5. Mai, ging ein Audi Q5 gegen 0.50 Uhr an der Straße Kirschplantage in Flammen auf. Das 40.000 Euro teure Auto brannte völlig aus. Am 19. April zündeten Brandstifter gegen 3 Uhr einen 3er-BMW an der Schulstraße an. Durch die Hitze wurde auch ein anderes Auto beschädigt. Die Ahrensburger Polizei schätzte den Schaden an beiden Auto auf rund 10.000 Euro.

Auch am 29. März setzten Unbekannte gegen 2 Uhr einen VW Golf an der Straße Am Postwald in Brand. Die Flammen griffen auf einen daneben abgestellt Hyundai über. Beide Autos brannten völlig aus. An der Straße Fannyhöh wurde nur wenige Wochen zuvor ein Hyundai gegen 4 Uhr angezündet. In der Nacht zu Neujahr fing am Tannenweg gegen 8 Uhr ein Mercedes Feuer und wurde vollständig zerstört.

Über die Motive der Täter können die Ermittler nur rätseln

Für die Beamten sei es in solchen Fällen schwierig, den Tätern auf die Spur zu kommen. „Es werden kaum Spuren hinterlassen. Und das Feuer zerstört Hinweise, die zum Täter führen könnten“, sagt Lorenzen. Ferner bräuchte ein Brandstifter nur etwa zehn Sekunden, um ein Auto in Brand zu setzten und sei danach verschwunden.

Und weil es kaum verwertbare Spuren nach einem Feuer gebe, könne die Polizei auch Tatverdächtigen die Brandstiftung nur schwer nachweisen. Eine Erfahrung, die auch die Kollegen in Hamburg gemacht haben, die bei der Serie von Autobränden in den Jahren 2010 und 2011 verstärkt Zivilfahnder einsetzten. Ein Polizeisprecher sagte damals, dass selbst wenn Beamte Verdächtige in Tatortnähe antreffen konnten, die auffällige Gegenstände wie Grillanzünder bei sich trugen, dies nur Indizien seien, die kaum ausreichten, einen Verdächtigen gerichtsfest zu überführen.

Dies kann Ralf Lorenzen nur bestätigen und erinnert an einen Fall, in dem Zeugen jemanden von einem brennenden Auto weglaufen sahen. Wegen der guten Beschreibung konnte die Polizei den mutmaßlichen Brandstifter festnehmen. Doch vor Gericht reichte dies nicht als Beweis. Denn die Zeugen hatten nicht sehen können, ob der Verdächtige das Auto auch tatsächlich angezündet hat. Er wurde vom Richter freigesprochen.

Über die Hintergründe solcher Taten können die Ermittler nur rätseln. „Das reicht von Frustration bis zum Spaß an Zerstörung“, so Lorenzen. Der Kriminalpsychologe und Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, Professor Christian Pfeiffer, ist in seinen Untersuchungen zu dem Ergebnis gekommen, dass das Leben der Brandstifter meist von Ohnmachtserfahrungen geprägt sei. Sie hätten Misserfolge im Beruf wie im Privatleben. „Ein Feuer verleiht ihnen das Gefühl von Macht“, sagt der Kriminalpsychologe.

Einer der wenigen überführten Autobrandstifter in Hamburg sagte vor einem Richter: „Es ist einfach geil, Autos anzuzünden.“ Als typischen Täterprofil gibt der Kriminologe „jung und männlich“ an. „In machen Fällen sind es Jugendliche, die in Gruppen agieren“, so Pfeiffer.

Immer wieder brenne auch Strohballen und Altpapiercontainer

Neben den Auto-Brandstiftungen beschäftigt die Polizei in Ahrensburg auch eine Serie von Containerbränden. Laut der Recyclingfirma Ludwig Melosch sind seit Beginn dieses Jahres zehn Altpapiercontainer in Flammen aufgegangen. Das Unternehmen geht von einem Schaden von mindestens 10.000 Euro aus. Weil die Altpapiercontainer auf dem Lindenhof-Parkplatz an der Bahnhofstraße mehrfach brannten, hat die Firma angekündigt, diese dort zu entfernen.

Auch wegen der Brandserie im Ahrensburger Stadtteil Ahrensfelde ermittelt die Kriminalpolizei. Zwischen Oktober und Januar zündete ein Brandstifter vier Stapel Strohballen an. Die Polizei schätzt den Schaden auf rund 60.000 Euro.