Die Männer sollen den Trittauer Ulf M. im Januar 2012 ausgeraubt, gefoltert und getötet haben. Ihre Beute: 4000 Euro

Trittau. Der Tod des 39 Jahre alten Ulf M. aus Trittau hat bundesweit für Entsetzen gesorgt. Der Informatiker hatte im Januar 2012 Job und Wohnung in München gekündigt und war mit seinem Hab und Gut auf dem Weg in seinen Heimatort Trittau. Dort kam er jedoch nie an. Vier Männer überfielen und entführten den Mann an der Raststätte Rosselquelle an der Autobahn 9 in Coswig (Sachsen-Anhalt). Die Räuber folterten den Mann, um an den PIN-Code seiner Kreditkarte zu kommen. Eine Tortur, die Ulf M. nicht überlebte.

Für dieses Verbrechen wurden nun fünf Männer aus Litauen im Alter zwischen 22 und 31 Jahren vom Landgericht in Dessau-Roßlau schuldig gesprochen. Wegen erpresserischen Menschenraubs mit Todesfolge verhängte das Schwurgericht Haftstrafen zwischen neuneinhalb und zwölf Jahren und zwei Monaten. Die Richter der II. Strafkammer kamen nach 70 Verhandlungstagen zu dem Ergebnis, dass die Angeklagten einen Raub geplant hatten, Ulf M. aber nur ein Zufallsopfer war.

Als der Trittauer an der Raststätte von der Toilette kam, wurde er von vier Täter abgefangen und entführt. Sie drängten den 39-Jährigen in den Transporter, den Ulf M. in München angemietet hatte. Mit ihrem Opfer fuhren die Täter zu einem Lagerplatz in der Nähe der Raststätte. Dort kam ein weiterer Täter hinzu. Unter massiver Gewalt erpressten die Männer zwei Kreditkarten von M. und die dazugehörigen PIN-Codes. Während drei Männer bei M. blieben, fuhren zwei Täter zu einer Bank, um Geld abzuheben.

Als sie zurück zu dem Lagerplatz kamen, wurde Ulf M. erneut unter Druck gesetzt, weitere Karten herauszugeben. Die Täter schlugen mehrfach auf ihr Opfer ein. Anschließend fesselten sie den Trittauer an Händen und Füßen und sperrten ihn im Transporter ein. Diesen stellten sie in einem Waldstück ab. Sechs Tage später fand ein Jäger den Transporter. Ulf M. lag tot zwischen den Möbeln auf der Ladefläche.

„Den Tätern konnte jedoch keine Tötungsabsicht nachgewiesen werden“, sagt der Sprecher des Landgerichts, Frank Straube, der damit auch das milde Urteil begründet. Denn die Staatsanwaltschaft hatte zweimal lebenslänglich gefordert. Doch der Vorsitzende Richter begründete seine Entscheidung damit, dass die Täter den Motor des Transporter laufen ließen, damit ihr Opfer nicht erfriert. Die Gerichtsmediziner kamen zu dem Ergebnis, dass Ulf M. an den massiven Gewalteinwirkungen starb. Die Beute der Männer: Knapp 4000 Euro.

Erste Hinweise auf die Täter bekamen die Ermittler durch Bilder aus Überwachungskameras. Die Täter wurden in den Banken gefilmt, als sie mit M.s Karte Geld abhoben. Doch selbst ein Aufruf in der Fahndungssendung „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ brachte die Polizei nicht zu den Verbrechern. Im Februar schlugen die Täter erneut zu. Sie überfielen einen 38-Jährigen in der Nähe des Autobahndreiecks Havelland in Brandenburg. Das Opfer überlebte und konnte die Täter auf den Bilder der Überwachungskamera identifizieren. Wenig später wurden die Männer bei einer Polizeikontrolle in Brandenburg verhaftet.

Sowohl die Staatsanwaltschaft als auch die Verteidiger und die Nebenkläger haben nach dem Urteil Revision beantragt.