Oststeinbeks Sozialausschuss beschließt Notmaßnahme und denkt bereits über eine belastbarere Lösung für 2015 nach

Oststeinbek. Wie gelungenes Krisenmanagement aussehen kann, wird zurzeit in Oststeinbek demonstriert. Der Sozial-, Kultur- und Jugendausschuss der Gemeinde hat in seiner jüngsten Sitzung eine Entscheidung vorbereitet, die einen Konflikt zwischen Politik und Verwaltung auf der einen und Bürgern auf der anderen Seite beenden dürfte, bevor er eskaliert. Es ging um die Förderung von Kinderbetreuung durch die Gemeinde und Planungssicherheit für die Eltern.

Anlass war die Vergabe von Hortplätzen für das kommende Schuljahr. 48 Neuanmeldungen lagen dem Vergabeausschuss Mitte Mai vor. Schon einen Monat vorher hatten die beantragenden Eltern von der Gemeindeverwaltung erfahren, dass die freien Plätze nicht ausreichen würden und 17 Kinder nicht untergebracht werden könnten – mit der möglichen Konsequenz für betroffene Familien, dass ein Elternteil wegen der ausgefallenen Betreuung seine Arbeit hätte einschränken oder aufgeben müssen (wir berichteten).

Seither ist viel geschehen. Hans-Joachim Vorbeck, erster stellvertretender Bürgermeister und Fraktionsvorsitzender der CDU in der Gemeindevertretung, hatte nach Elternkritik an der Bedarfsplanung und der Vergabepraxis schon früh signalisiert, dass durch außerplanmäßige Überbelegung der Hortgruppen Abhilfe geschaffen werden könnte. Bürgermeister Jürgen Hettwer hatte dann mehrmals mit voraussichtlich betroffenen Eltern gesprochen.

Die drei Fraktionen in der Gemeindevertretung einigten sich schließlich darauf, das akute Problem mit einer maximalen Überbelegung von fünf Plätzen pro Hortgruppe zu lösen. Parallel dazu gelang es der Verwaltung, zusätzliches Personal für den erweiterten Hortbetrieb einzustellen. Die Heimaufsicht als Aufsichtsgremium des Kreises akzeptierte den Vorschlag der vorübergehenden Überbelegung – was wiederum Voraussetzung für eine entsprechende Beschlussvorlage war, die im Sozialausschuss einstimmig angenommen wurde. Die Bestätigung durch die Gemeindevertretung am 30. Juni dürfte reine Formsache sein. Alle Kinder, die abgewiesen worden wären, werden also im Sommer einen Hortplatz bekommen.

Die Beschlussvorlage veranschlagt dafür zusätzliche Kosten von knapp 45.000 Euro. Und sie beinhaltet einen richtungsweisenden Auftrag, nämlich die Gründung einer Lenkungsgruppe, die sich Gedanken über die außerschulische Betreuung im kommenden Jahr machen soll, wenn das Problem noch drängender werden dürfte.

„Ich freue mich darüber, dass die Entscheidung so zustande gekommen ist. Keinen Hortplatz für ein Kind zu bekommen, kann für die betroffenen Familien dramatische Folgen haben“, sagte Jürgen Hettwer. Oststeinbeks Bürgermeister versprach fürs kommende Jahr eine rechtzeitige Lösung. Er weiß, dass es 2015 noch enger wird, obwohl dann endlich die neue Kindertagesstätte Meessen zur Verfügung steht. Der Kita-Neubau am Sportforum, der am 15. Februar eröffnen soll und acht Gruppen – eine altersgemischte Gruppe, zwei Elementar-, zwei Krippen- und drei Hortgruppen – beherbergen soll, würde den heutigen Engpass beheben, nicht aber den, der 2015 zu erwarten ist. „Wir werden in Oststeinbek Bedarf an zusätzlichen zwei bis drei Gruppen haben, also für bis zu 45 Kinder mehr“, sagt Hettwer und weist darauf hin, dass dann ein besonders geburtenstarker Jahrgang unterzubringen sei. „2015 erreichen wir einen Peak, in den Jahren danach aber wieder sinkende Geburtenraten.“ Mit anderen Worten: Es hat keinen Sinn, in eine dauerhafte Infrastruktur der Betreuung zu investieren, sondern es müssen Lösungen gefunden werden, die vorübergehend helfen und keine hohen Folgekosten verursachen.

Die aktuelle Überbelegung ist allerdings eher Notmaßnahme als Modell für den Übergang. Deshalb bekommt der Lenkungsausschuss, dessen Gründung die SPD-Fraktion im Sozialausschuss durch einen Extra-Antrag noch forcierte, besondere Bedeutung. Vertreten sein sollen dort Politik, Verwaltung, Leiter von Horten, Schulen und Jugendzentrum sowie Eltern, um einen möglichst breiten Konsens herzustellen – mit Lösungsvorschlägen, die den Eltern helfen und für die Gemeinde finanzierbar sind. „Ich könnte mir gut vorstellen, dass uns Eltern- oder Schulinitiativen helfen könnten“, sagt Hettwer. Er verweist auf eine größere Flexibilität in solchen Einrichtungen, von der Eltern und Gemeinde profitieren könnten. „Solche Initiativen sind freier, was pädagogische Konzepte und den Stellenschlüssel betrifft, sie können also flexibler auf besondere Anforderungen reagieren wie zum Beispiel die ein- oder zweistündige Zwischenbetreuung, die für manche Eltern in Teilzeit schon ausreichend sein kann.“

Einige der zahlreich im Ausschuss erschienenen Mütter haben es gern gehört, dass sich bereits intensiv Gedanken über die Zukunft der Betreuung gemacht wurde. Dörte Dwars arbeitet in Teilzeit in Hamburg und benötigt 2015/2016 einen Hortplatz für ihren Sohn. Sie spricht für viele, denen die starke Betreuungsnachfrage im kommenden Jahr Sorge bereitet, wenn sie sagt: „Es beruhigt mich, dass sich Politik und Verwaltung wirklich bemühen, alle zufriedenzustellen. Doch es ist auch klar, dass die Eltern am Ball bleiben müssen. Wir sind gesprächsbereit, wollen Ideen einbringen und helfen, eine Lösung zu finden, mit der alle gut leben können.“