43 Prozent der Stormarner Patienten lassen sich in Kliniken der Hansestadt behandeln. Ströme auch in andere Richtung

Ahrensburg. Immer mehr Stormarner lassen sich in Hamburger Kliniken behandeln. Das hat jetzt eine Untersuchung des Statistischen Amtes für Hamburg und Schleswig-Holstein ergeben. 43 Prozent (absolut: 22.600) aller Erkrankten Stormarner (52.400) sind 2012 in einem Krankenhaus in der Hansestadt aufgenommen worden. 2007 waren es 39 Prozent. Lothar Obst, Geschäftsführer des St. Adolf-Stift-Krankenhauses in Reinbek überrascht die Statistik nicht: „Dass die Wanderbewegung eher vom Umland in die Metropole geht, ist seit Jahren im Hamburger Krankenhausplan festgeschrieben. 28 Prozent der Patienten der Hamburger Krankenhäuser kommen aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen.“

Als Grund gibt Obst an, dass die Hansestadt hoch spezialisierte Zentren hat, wie etwa die Herzchirurgie oder Kinderkrankenhäuser. „Eine doppelte Vorhaltung im Umland würde aufgrund politischer Grenzen keinen Sinn ergeben“, so Obst. Im Vergleich zu den anderen Kreisen, die an Hamburg grenzen, ist Stormarn allerdings Spitzenreiter. Im Kreis Pinneberg lag die Quote bei 40 Prozent, in Segeberg bei etwa 33 Prozent und Herzogtum Lauenburg bei lediglich 19 Prozent.

Dies liegt laut Obst an der geografischen Lage von Stormarn. Der Kreis schlängelt sich an der gesamten östlichen Stadtgrenze. Und in diesem Speckgürtel lebt laut Andreas Musiol, Fachdienstleiter Gesundheit beim Kreis, auch ein Großteil der Bevölkerung. Allein die Städte Ahrensburg, Reinbek und Glinde machten mit mehr als 75.000 Einwohnern etwa ein Drittel der Stormarner Bevölkerung aus. Musiol sieht den Kreis Stormarn mit seinen Krankenhäusern in Bad Oldesloe und Reinbek aber gut aufgestellt. Lothar Obst betont sogar, dass etwa ein Viertel (2012: 24,1 Prozent) der Patienten im St. Adolf-Stift aus Hamburg kamen. „Die politischen Grenzen sind in beide Richtungen durchlässig. Sprich: Auch Hamburger machen von ihrer Wahlfreiheit bei der Krankenhaussuche Gebrauch“, so Obst.

Fast die Hälfte der Patienten in der Park-Klinik kommt aus Hamburg

Deutlich höher ist der Anteil Hamburger Patienten indes in der Park-Klinik Manhagen in Großhansdorf. Mit 44,5 Prozent kommt fast die Hälfte der Patienten aus der Hansestadt. „Wir sind ein hoch spezialisiertes Haus“, sagt Christian Rotering, Geschäftsführer der Fachklinik für Orthopädie und Augenheilkunde. „In den vergangenen Jahren haben sich die Kliniken immer mehr und mehr spezialisiert und die Patienten suchen sich entsprechend das Krankenhaus aus“, so Rotering. Denn rund 60 Prozent aller Operationen sind geplante Eingriffe.

Dass die Schließung der Klinik Ahrensburg Grund für den Anstieg der Stormarner Patienten in Hamburg sei, sieht Christian Rotering nicht. Das Krankenhaus an der Manhagener Allee hatte 37 Betten. Pro Jahr hatten Ärzte dort rund 1400 Patienten behandelt. Im Sommer 2011 wurde die Klinik geschlossen. „Nach der Schließung, haben wir die unfallchirurgischen Eingriffe übernommen und die Asklepios-Klinik in Bad Oldesloe die chirurgischen Eingriffe, wie beispielsweise Blinddarm-Operationen“, sagt Rotering.

2013 wurden in Volksdorf 4088 Stormarner behandelt

In der Park-Klinik Manhagen ist nach dem Aus der Klinik Ahrensburg vor drei Jahren eine ambulante Station für die Unfallchirurgie gebaut worden. Seitdem werden dort jährlich rund 400 Eingriffe vorgenommen. „Nur nachts operieren wir nicht. Notfälle kommen dann in das Amalie-Sieveking-Krankenhaus nach Hamburg-Volksdorf“, sagt Christian Rotering. Denn diese Klinik liegt nur acht Kilometer von Ahrensburg entfernt. Bereits vor 2010, als es die Klinik Ahrensburg noch gab, kamen 3551 Patienten aus Stormarn in das Amalie-Sieveking-Krankenhaus. Ein Jahr später waren es 3822, im Jahr 2012 kamen 4042 Patienten aus Stormarn. „2013 hatten wir 4088 Patienten aus dem Kreis“, sagt Hans-Peter Beuthien, Geschäftsführer des Amalie-Sieveking-Krankenhauses. Prozentual haben Stormarner 2013 damit 30,8 Prozent aller Patienten in dieser Klinik ausgemacht. „Für Menschen aus Ahrensburg ist unsere Klinik dichter dran als Bad Oldesloe“, so Beuthien.

Doch nicht nur die Zahl der Stormarner Patienten ist gestiegen. Allgemein wächst die Zahl der Behandlungen in der Volksdorfer Klinik. Deswegen wird die Klinik jetzt erweitert. Am Mittwoch feierten 150 Gäste Richtfest des Erweiterungsbaus. Auf einer Bruttogrundfläche von rund 6700 Quadratmetern entstehen in vier Vollgeschossen mehr als 200 neue Räume.

„Das Bauprojekt ist ein wichtiger Schritt für die Zukunftsfähigkeit der traditionsreichen Klinik in den Walddörfern“, sagt Professor Fokko ter Haseborg, Vorstandsvorsitzender des Albertinen-Diakoniewerkes. Hans-Peter Beuthien rechnet, dass der Neubau, der in der ersten Jahreshälfte 2015 fertig sein soll, zu 30 Prozent von Stormarnern genutzt werde.

Auch die Asklepios-Klinik in Bad Oldesloe blickt in die Zukunft und setzt Schwerpunkte. Kommendes Wochenende wird in dem Krankenhaus eine neue Geriatriestation eröffnet (siehe rechts). Damit möchte die Klinik dem steigenden Bedarf im Bereich der Altersmedizin gerecht werden und sich darauf auch spezialisieren.

„Eine gute, moderne und wohnortnahe medizinische Versorgung trägt dazu bei, dass sich mehr Menschen heimatnah in ihrer Klinik behandeln lassen“, sagt der Asklepios-Sprecher Mathias Eberenz und fügt allerdings auch hinzu: „Es ist verständlich, wenn sich Patienten mit besonders schweren oder komplizierten Erkrankungen in den hoch spezialisierten Fachabteilungen der Hamburger Kliniken behandeln lassen wollen.“