„Massive Angriffe“ gegen Stadtverordnete Susanne Philipp. Ahrensburgs Politik will über Kino-Pläne abstimmen

Ahrensburg. Rückschlag für die Kinopläne auf der Alten Reitbahn: Der Projektentwickler, der einen entsprechenden Bebauungsentwurf für das Filetgrundstück am Ahrensburger Stadtzentrum vorgelegt hatte, zieht sich zurück – auch aus persönlichen Gründen. Und das, nachdem der Entwurf monatelang hinter verschlossenen Türen von der Politik diskutiert, schließlich von der Mehrheit befürwortet worden war (wir berichteten) und nun die Schritte zu einem Bebauungsplan eingeleitet werden sollen.

Ahrensburger Projektplaner sind massiv angegriffen worden

Ein Gebäude mit Wohnungen, Flächen für Einzelhandel, einem Kino mit bis zu sechs Sälen und 900 Plätzen sowie Gastronomie und einer Tiefgarage mit privaten und öffentlichen Stellplätzen: Das waren die ersten Details, über die das Abendblatt Anfang Mai berichtete. Als Kino-Betreiber hatte das Ahrensburger Beratungsunternehmen für Bauvorhaben, die P&B Bau Consulting, Christof Gläser und Mathias Kemme von der K-Motion GmbH an Bord geholt – ein Unternehmen, das bundesweit 14 Kinos mit 260 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von zuletzt rund 18 Millionen Euro betreibt. Auch potenzielle Investoren habe es gegeben, hieß es von P&B Bau Consulting. Die Umsetzung des Projektes schien anzulaufen. Nun ist wieder offen, was sich auf dem Grundstück der Stadt an der Stormarnstraße tun wird – und vor allem wann.

„Die Ereignisse haben sich überschlagen und wir ziehen uns aus dem Projekt zurück“, sagt Susanne Philipp von P&B Bau Consulting dem Abendblatt, „auch, weil wir so momentan keine politische Mehrheit sehen.“ Ein anderer, gewichtiger Grund, ist wohl ein anderer. Zumal die politische Mehrheit knapp, aber durchaus vorhanden ist. Susanne Philipp ist Stadtverordnete der CDU, Mitglied des Bauausschusses und stellvertretende Bürgermeisterin. „Ich habe immer den Raum verlassen, wenn es um das Thema ging“ , sagt sie. Dennoch, so sagt Philipp, habe es massive Angriffe gegeben wegen ihrer vermeintlichen Verquickung von politischen und privaten Interessen. Auch ihren Sitz im Bauausschuss will die ehrenamtliche Politikerin nun aufgeben: „Um klar zu dokumentieren, dass ich zwischen beruflichen Interessen und den Anforderungen des Amtes im Sinne des Gemeinwohls entscheiden kann, lege ich meinen Sitz im Bauauschuss nieder.“

Dabei hätte Susanne Philipp auch bei weiteren Abstimmungen und Diskussionen zu dem Thema überhaupt nicht teilnehmen dürfen. Das regelt Paragraf 22 der schleswig-holsteinischen Gemeindeordnung (Ausschließungsgründe). Er besagt, dass Politiker nicht an Entscheidungen teilnehmen dürfen, die ihnen, Ehepartnern oder nahen Verwandten Vorteile oder Nachteile bringen könnten.

Und so hätte Susanne Philipp beim kommenden Bauausschuss auch wieder den Raum verlassen müssen. Am 18. Juni sollen die Politiker nämlich über die Bebauung des Grundstückes Alte Reitbahn mit der Flurnummer 734 abstimmen. „Es geht um eine grundsätzliche Entscheidung, ob die Planungen weiter verfolgt werden sollen“, sagt Rathaussprecher Andreas Zimmermann. Ziel und Zweck dieser Planungen seien die Errichtung eines Wohn- und Geschäftshauses. „Das ist nicht an einen Projektplaner gebunden“, sagt Zimmermann.

Allerdings finden sich in der Beschreibung der Planungen exakt die Details wieder, die P&B Consulting in seinem Konzept vorgesehen hat: Ein Kino, Einzelhandel, Wohnungen, 150 Stellplätze als Ersatz für die öffentlichen Parkmöglichkeiten, die es derzeit auf dem vor allem als Pendler-Parkplatz genutzten Grundstück gibt.

„Wir begrüßen den Beschluss und werden zustimmen“, sagt Tobias Koch, Fraktionschef der CDU. Auch die FPD und die WAB haben signalisiert, dass sie für die Bebauung mit Kino, Wohnungen, Einzelhandel und Tiefgarage stimmen wollen. Thomas Bellizzi, Fraktionschef der Liberalen sagt dazu: „Wir werden natürlich zustimmen, weil es den Wunsch für ein Kino bei den Ahrensburgern gibt.“

Gegenstimmen wird es von der SPD geben. Hartmut Möller ist Vorsitzender des Ausschusses und Fraktionschef: „Wir sind gegen diese Nutzung. Wir befürworten eine reine Wohnbebauung.“ Mit einem Nein ist auch von den Grünen zu rechnen – allerdings aus anderen Gründen. „Wir haben grundsätzlich nichts gegen das Projekt, aber nicht zu diesem Zeitpunkt“, sagt Jörg Hansen. Es gebe derzeit zu viele große Bauvorhaben in Ahrensburg, die zuvor abgeschlossen werden sollten. „Dann können wir auch mit neuen Projekten beginnen“, meint der Grünen-Politiker.

Politisch zeichnet sich eine knappe Mehrheit für das Kino ab

Mit fünf Ja-Stimmen und vier Nein-Stimmen würde – sofern sich keiner der Politiker umentscheidet – die Abstimmung enden. Die Stadtverwaltung müsste in der Folge mit einem Investor den vorhabenbezogenen Bebauungsplan erstellen.

Das geht nach dem Rückzug von P&B natürlich auch mit einem anderen Projektentwickler. Doch der müsste nun gefunden werden. Und auch die Suche nach einem Kinobetreiber und Investoren würde von Neuem beginnen.

Der Bauausschuss tagt am Mittwoch, 18. Juni, ab 19 Uhr im Peter-Rantzau-Haus (Manfred-Samusch-Str. 9).