Eine Glosse von Rainer Burmeister

Morgen ist es so weit: Deutschland und die Welt werden wieder mal von einem ganz speziellen WM-Fieber gepackt, und ich möchte am liebsten meine Koffer packen und flüchten. Doch wohin? Selbst in Nordkorea, im Vatikan und auf dem Eis der Antarktis wird Fußball gespielt. Da kann ich auch gleich in Bargteheide bleiben. Schon das Fachchinesisch der Kicker habe ich nie begriffen: Mit Abseits verbinde ich ein wunderschönes Gedicht von Theodor Storm. Die Dreier-Kette lässt mich an Volkstanz-Formationen denken, und Anstoß könnte man vielleicht nehmen, falls jemand aufstoßen muss, der zu viel mit Sekt angestoßen hat.

Dass ich mit diesem Rasensport für 22 mehr oder minder erwachsene Menschen nichts anzufangen weiß, ist bestimmt auf frühkindliche Erfahrungen zurückzuführen. Schon als Knirps war ich zu bequem, freiwillig von meinem fußbetriebenen Kinderauto abzusteigen, um einen ständig davonrollenden Ball mit Fußtritten irgendwohin zu lenken. Später wurde ich in Schule und Bundeswehr meistens mangels Talent und Neigung als Hilfs-Linienrichter eingeteilt, obwohl das Spielfeld oft gar keine Linien hatte.

Noch heute kann ich fußballbegeisterte Bekannte zur Weißglut bringen, wenn ich wissen will, weshalb man nicht jeder Mannschaft einen Ball gibt. Apropos: Wieso spielen die eigentlich manchmal mit langen Bällen? Verstanden habe ich immerhin, dass der frühere bayerische Präsident jetzt im Strafraum sitzt. Aber was hat das mit Fußball zu tun?

Doch ich werde mich bessern und mir am kommenden Montag eine öffentliche Übertragung des Spiels Deutschland – Portugal ansehen, um mein Fußballwissen anzureichern. Vielleicht treffe ich da ja auch den Public Viewing. Der muss wohl ein Bruder von J.R. Viewing sein. Hat der nicht früher bei Dallas gespielt?