Mehrfamilienhaus brennt nieder. Zwölf Menschen verlieren ihr Zuhause. Bürger sind solidarisch und spenden

Bargfeld-Stegen. Nachdem in der Nacht zu Sonnabend in Bargfeld-Stegen ein Mehrfamilienhaus niedergebrannt ist, wollen viele Menschen in der Gemeinde den obdachlos gewordenen Bewohnern helfen. Innerhalb weniger Stunden haben Bürger Kleidung, Geschirr, Nahrungsmittel, Kosmetika sowie Spielzeug ins Bürgerhaus gebracht. „Die Welle der Solidarität ist beeindruckend“, sagt Bürgermeister Andreas Gerckens. Zwölf Menschen haben in der Nacht ihr Zuhause verloren.

Es ist Sonnabendmorgen um 3.15 Uhr, als der Alarm bei der Feuerwehr eingeht. Die Kameraden, darunter Bürgermeister Gerckens, fahren sofort los, doch das alte Bauernhaus an der Elmenhorster Straße ist nicht zu retten. Die Bewohner stehen auf der anderen Straßenseite und müssen zusehen, wie ihr Hab und Gut verbrennt. Wer daran gedacht hat, hat seine Papiere vor den Flammen gerettet. Viele haben nur ihre Schlafanzüge an.

Zehn Feuerwehren sind im Einsatz. Bürgermeister Gerckens berichtet später: „Es gibt dort keine zentrale Wasserversorgung mit Hydranten.“ Daher ist es nicht einfach, die Versorgung mit Löschwasser aufzubauen. Ein Löschwasserteich ist zwar in der Nähe, doch die Kameraden müssen erst einmal die Schläuche dorthin verlegen. Die Feuerwehr Bargfeld-Stegen selbst ist mit zwei Einsatzwagen ausgerückt. „Der eine fasst 2000 Liter, der andere 500 Liter Löschwasser“, sagt Gerckens. Wenn ein Haus schon in Flammen stehe, reichten die 2000 Liter nur für etwa drei Minuten aus. Bis zum frühen Vormittag dauert der Einsatz. Am Sonnabendnachmittag müssen die Kameraden erneut ausrücken, um nachzulöschen.

Zwei der drei Familien sind bei Freunden und Verwandten untergekommen. Familie Lück ist in einer Wohnung des Amtes Bargteheide-Land unterbracht worden. „Wir sind froh, dass es so schnell ging und wir im Ort bleiben können“, sagt Jessica Lück. Die Mutter dreier Kinder ist überwältigt von der Hilfsbereitschaft der Menschen. Am Tag nach dem Brand ist sie mit Tochter Jacqueline ins Bürgerhaus gekommen, um Kleidung auszusuchen. Jacqueline, 18, steht zu diesem Zeitpunkt noch immer sichtlich unter Schock. Auch Mutter Jessica kann das Unglück noch nicht fassen. Im Grunde gehe es ihr gut, sagt sie. „Aber wenn ich die Augen schließe, kann ich die Flammen noch sehen.“ Die Familie hatte Glück, dass sie das Feuer rechtzeitig bemerkt hatte. „Ich habe tief und fest geschlafen“, sagt Lück. Ihre Tochter Jacqueline bemerkte die Flammen. „Sie wollte sich eigentlich nur umdrehen und weiterschlafen“, sagt Lück. Die Familie hatte Mäuse auf dem Dachboden. Doch das Mädchen hörte nicht die Tiere, sondern das Knistern des Feuers. Erst als sie zum Fenster sah, bemerkte sie einen orangefarbenen Schimmer. Danach ging alles ganz schnell. Jacqueline weckte ihre Mutter. Die weckte die anderen Kinder, griff noch nach ihrem Portemonnaie und dem Handy und brachte alle in Sicherheit. Nur mit Schlafzeug bekleidet, stand die Familie draußen. Lück: „Mein Vater ging noch einmal rein und holte zwei Fleecepullover für meine Kleinen.“ Die acht und neun Jahre alten Kinder weinten. Auch die 18-Jährige vergoss Tränen. „Sie konnte ihre Katze nicht finden“, sagt die Mutter. Erst am Tage, als die Familie noch einmal zu der Ruine zurückkehrte, fanden sie das Tier. Es war wohlauf.

Jessica Lück, ihre Tochter Jacqueline und die Eltern wissen noch nicht, wie lange sie in ihrer neuen Unterkunft bleiben können. „Wir würden hier auch einziehen“, sagt Lück. Doch das muss das Amt entscheiden. Bürgermeister Gerckens: „Es kann sein, dass schon andere in die Wohnung einziehen sollen.“

Außer mit Sachspenden wollten einige Bürger den Bewohnern mit Geld aushelfen. „Aber das konnten wir hier natürlich nicht so einfach annehmen“, sagt Gerckens. Aus diesem Grund will er ein Spendenkonto einrichten. Kontonummer und Bankleitzahl werden auf der Internetseite der Gemeinde www.bargfeld-stegen.de veröffentlicht. Eine Liste mit den Gegenständen, die die Betroffenen noch brauchen, soll es ebenfalls geben. Gerckens: „Wir haben bereits Angebote für Fernseher und Kühlschränke bekommen.“

Alles, was übrig bleibt und von den Spendern nicht mehr gewollt ist, soll beim Bandfestival am 21. Juni auf dem Flohmarkt verkauft werden. Der Erlös wird unter den Betroffenen aufgeteilt. Die Brandursache ist noch unklar.