Reinbeker Pastor Benedikt Kleinhempel zieht in einem Gottesdienst zu Pfingsten Parallelen zwischen Spiel und Religion

Reinbek. Ein Fußballfeld, zwei Tore, Menschen in Fußballtrikots – und ein Mann im Pastorengewand, der fröhlich den Fußball weiterkickt. „Man braucht doch etwas mehr Luft hier, glaube ich“, scherzt er und zupft lachend an seinem Talar. Benedikt Kleinhempel ist Gemeindepastor und Seelsorger in Schönningstedt-Ohe und plant für den Sonntag (9.30 Uhr, St. Michaels Kapelle Ohe, Müssenredder 1) einen Pfingstgottesdienst der ganz anderen Art.

„Fußballfest und Pfingstgeist – Verstehen über Grenzen hinweg“ lautet der Titel. Und Benedikt Kleinhempel will damit nicht nur das Pfingstfest feiern, sondern auch auf die Eröffnung der Fußball-Weltmeisterschaft einstimmen. Wer nun glaubt, Fußball habe doch mit Glaube nichts zu tun, liege falsch, meint der Pastor. „Da gibt es schon so eine Verbindung zwischen dem Pfingstgeist und der Begeisterung für Fußball“, sagt er und schaut nachdenklich zur Seite. Bereits mehrere Male habe er schon zur Eröffnung einer Weltmeisterschaft einen Gottesdienst gehalten, „wann genau das anfing, weiß ich nicht mehr, ich glaube, schon drei- oder viermal.“

Er ist ein ungewöhnlicher Pastor in vielerlei Hinsicht. Lässig sieht er aus, in Jeans und lockerem Hemd sitzt er in seinem Arbeitszimmer, verbreitet eine entspannte, herzliche Atmosphäre. An der Wand hängen Dutzende von Karten mit Hochzeits- und Taufdanksagungen. Kleinhempels Nase berührt fast die Schreibtischplatte, wenn er liest – der 60-Jährige leidet von klein auf an einer Sehstörung.

Auch das Interesse am Fußball hat er schon seit der Kindheit, als er für den TSV Duwo 08 in Hamburg-Wohldorf-Ohlstedt spielte. „Für mich war es sehr bedeutsam, als Sehbehinderter in einer richtigen Mannschaft spielen zu können“, sagt er, und der Stolz ist in seiner Stimme immer noch zu hören. „Mit einer richtigen Nummer. Ich hatte die Zwei“, sagt er und lächelt. „Abwehrspieler.“ Natürlich habe er Angst dabei gehabt, aber die anderen hätten ihn einfach so genommen, wie er war. Trotz der Eigentore, die er hin und wieder schoss. Er schmunzelt bei der Erinnerung, überlegt dann und sagt bestimmt: „Das war für mich eine der prägendsten, positivsten Erfahrungen.“

Noch heute hat er mit drei Freunden Dauerkarten für den HSV und spielt ab und zu Fußball auf dem Kirchenrasen. Dabei hat ihn auch schon Volker Rathje, sein Nachbar und Jugend-Fußballtrainer des FC Voran Ohe, beobachtet. Daraufhin habe der Pastor ihn auf eine Mitwirkung beim geplanten WM-Gottesdienstes angesprochen, sagt Rathje. Auch Daniel Schmitt, der die 1. Herren-Fußballmannschaft betreut, und die beiden Stadionsprecherinnen Lena Kühl und Lisa Schubert sind mit von der Partie. „Ich mache den Rahmen und den Ablauf“, sagt Benedikt Kleinhempel. „Die vier sprechen von Erfahrungen und gehen den Spuren des Heiligen Geistes im Fußball nach.“

Für seine WM-Gottesdienste habe er bisher jedes Mal ganz unterschiedliche Fußball-Akteure zum Mitmachen gewonnen. Genau das macht für ihn den Pfingstgeist aus: „Man erlebt etwas zusammen, so verschieden man ist.“ Das sei auch beim Fußball so. „Überlegen Sie mal, wer da alles auf der Tribüne sitzt. Da sind so viele unterschiedliche Leute vereint.“ Genau da finde sich die Überschneidung zum Glauben. „Leute mit unterschiedlichem Hintergrund können plötzlich, über Grenzen hinweg, in ihrer Begeisterung gemeinsam verstehen. Da springt ein Funke.“

Auch die Fantreue habe für ihn etwas mit dem geistlichen Glauben zu tun. „Natürlich ist es nicht die gleiche Ebene, aber Anklänge, Spuren...“ Er wiegt den Kopf hin und her. „Es ist etwas Innerliches.“ Man glaube gegen das Sichtbare an, wie beim religiösen Glauben. „Niemand kann es logisch beweisen, und doch wird geglaubt“, bekräftigt er. Genau dasselbe passiere in der Religion. „Es gibt spirituelle Momente im Fußballstadion. Bei einem Heimspiel des HSV, da haben die Fans genau bemerkt, dass das Team sich bemüht hat. Sie haben es nicht kritisiert, sondern mitgetragen. Das fand ich berührend.“

Diese Nähe zwischen Glauben und dem, was man erlebt, versucht der Fußballpastor in seinem besonderen Gottesdienst herzustellen. „Es ist ein Farbtupfer in der Gottesdienst-Palette“, erklärt er. Für unsere Elf bei der WM betet er allerdings nicht. „Ich bete, dass es friedliche, gute Begegnungen sind und Freude und Begeisterung da ist.“