Politiker schieben das Projekt Gleisdreieck voran und stimmen beschleunigtem Verfahren zu

Glinde. Es gab Beratungsbedarf, auch nach mehr als zwei Stunden Diskussionen. Als die Glinder Bauausschussmitglieder endlich über den Aufstellungsbeschluss mit anschließendem beschleunigten Bauleitverfahren für das Areal Gleisdreieck abstimmen sollten, beantragten SPD und CDU eine zehnminütige Pause. Danach herrschte Einigkeit: Zusammen mit den Grünen gaben sie ein einstimmiges Votum für den Verwaltungsvorschlag ab. Es ist der erste wirklich richtungsweisende Schritt für die Schaffung von 160 Wohnungen, die Hälfte davon öffentlich gefördert, auf dem 2,1 Hektar großen Gelände im Zentrum der Stadt. Stimmt jetzt auch die Stadtvertretung am 19.Juni zu, kann das Bauleitverfahren beginnen. Bis dahin soll auch der Kostenübernahmevertrag mit dem Investor, der Firma Semmelhaack, vorliegen.

Michael Riedinger von der Bürgerinitiative Glinder Gleisdreieck bedauert die Entscheidung der Politik. Er sagt: „Ich war erstaunt, weil SPD und CDU große Vorbehalte gegen das beschleunigte Verfahren hatten.“ Die Initiative, der 235 Mitstreiter angehören, werde die ihr zustehenden Bürgerbeteiligungsrechte in jeder Form wahrnehmen mit dem Ziel, das Vorhaben in seiner jetzigen komplexen Form zu verhindern, so der 63-Jährige.

Bürgermeister Rainhard Zug präferiert ein beschleunigtes Verfahren, um noch 2014 Fördermittel für den sozialen Wohnungsbau vom Land zu bekommen. Der Verwaltungschef: „Ein normales Bauleitverfahren hätte alles um ein dreiviertel Jahr verzögert.“ Kämmerer Norbert Grunert: „Wir müssen schnell handeln. Der Bedarf an Sozialwohnungen besteht jetzt, nicht erst in einigen Jahren.“ Bedenken, das beschlossene Verfahren würde die Bürger benachteiligen, teilt Zug nicht: „Die Fristen für Einwendungen sind zwar kürzer, aber die Glinder sind gut informiert über das Vorhaben.“ Jetzt hätten sie die Möglichkeit, sich in den Prozess einzubringen. Der Bürgermeister verspricht: „Wir werden Zeitabläufe transparent machen, die Bürger beteiligen, Fragen wie Naturschutz, Verkehr und Stellplätze mit ihnen klären.“ Spätestens im Dezember solle mit dem Beschluss des Bebauungsplans eine Verbindlichkeit hergestellt werden.

Bis dahin kann die Politik jederzeit zurückrudern. Entscheidend wird sein, was im städtebaulichen Vertrag steht. Er ist noch nicht ausverhandelt. Peter Michael Geierhaas (SPD): „Mindestens 50 Prozent Sozialwohnungen sind für uns Bedingung, sonst kann das Projekt noch scheitern. Zudem darf es an der Möllner Landstraße höchstens vier- und dahinter dreigeschossige Gebäude geben.“ Auch müsse eine Ausgleichsfläche für die Waldvernichtung entstehen und die Verkehrssituation geklärt sein. Geierhaas: „Die Verwaltung hat zuletzt viel am Projekt gearbeitet, uns aber wenig erzählt.“