Heimatgemeinde der Biomilch-Marke war allerdings dagegen. Zehn-Millionen-Euro-Projekt entsteht nun in Mühlenrade

Hamfelde. In wenigen Tagen ist es endlich so weit: Nach über drei Jahren intensiver Überlegungen, Planungen und Verhandlungen realisiert die Bauerngemeinschaft Hamfelder Hof nun eine eigene Meierei. Auf einem mehr als fünf Hektar großen Grundstück in Hamfeldes Nachbardorf Mühlenrade (Kreis Herzogtum Lauenburg) beginnen Mitte Juni die Bauarbeiten. Im ersten Quartal 2015 wird die Meierei in Betrieb gehen.

„Für uns ist es das größte Vorhaben unserer Firmengeschichte“, sagt Janosch Raymann. Unterstützt von seinen Mitarbeitern und fachkundigen Planern, koordiniert der Geschäftsführer der Hamfelder Hof Bauernmeierei GmbH & Co.KG alles, was den Neubau betrifft. Und das ist eine ganze Menge. Kaum ein Tag vergeht, an dem der 27-Jährige keine Termine hat, die das rund zehn Millionen Euro teure Projekt betreffen. Ein Grund mehr, weshalb Janosch Raymann sich auf den Zeitpunkt freut, an dem aus der bisherigen Theorie endlich Praxis wird. Als Sohn von Angelika Raymann und Heinz Elfenkämper-Raymann, die bereits 1996 mit der Produktion von haltbarer Biomilch Vorreiter in Deutschland waren, ist er mit einem ausgeprägten ökologischen Bewusstsein aufgewachsen.

Und das steht auch bei der neuen Meierei im Mittelpunkt. 23 zertifizierte Bioland-Höfe haben sich auf Initiative des Hamfelder Hofs zusammengeschlossen, um die Molkerei als feste Gemeinschaft aufzubauen und zu betreiben. Alle beteiligten Betriebe liegen nicht weiter als 150 Kilometer von der neu entstehenden Meierei entfernt. „Das erspart lange Wege“, sagt Janosch Raymann, der damit auch künftig auf Regionalität setzt. Das enge Zusammenspiel von nachhaltiger Landwirtschaft, artgerechter Tierhaltung und ökonomischem Nutzen kennzeichnet das Prinzip des Hamfelder Hofes von Beginn an. Statt ständige Höchstleistung von ihren Milchkühen zu verlangen, nimmt Familie Raymann für das Wohl der Tiere geringere Milchmengen in Kauf. Im Durchschnitt gibt eine nach Bioland-Kriterien gehaltene Kuh 15 bis 20 Prozent weniger Milch als eine konventionell gehaltene. Dafür ist ihre Lebenserwartung höher, denn die Fütterung mit Gras und Klee, je nach Betrieb ergänzt um Mais und Biokraftfutter, sowie die Möglichkeit zum Auslauf auf großen Weideflächen im Kontakt mit Artgenossen, stärken das Immunsystem der Kühe.

Seit 1996 wurde die Hamfelder Hof-Milch in der Genossenschafts-Meierei Trittau abgefüllt. Als diese im März 2011 nach über 100 Jahren ihre Türen schloss und die Produktion zu Hansa-Milch („Hansano“) nach Upahl in Mecklenburg-Vorpommern verlagert wurde, wollten Heinz Elfenkämper-Raymann und 35 seiner Bauernkollegen eigene Wege gehen, die Trittauer Produktionsräume übernehmen und als Bio-Meierei weiterführen. Doch auch nach langen Verhandlungen kam es zu keiner Einigung zwischen den Landwirten und der Hansa-Milch AG.

„Uns war wichtig, dass wir unsere Marke eigenständig weiterführen und im Sinne einer nachhaltigen und ökologischen Landwirtschaft entwickeln können“, sagt Janosch Raymann. „Deshalb haben wir uns entschieden, das Ziel einer eigenen Meierei trotzdem weiter zu verfolgen und einen Neubau zu wagen.“ Am naheliegendsten war der Wunsch, die Molkerei in direkter Nachbarschaft zum eigenen Hof zu bauen. Das stieß im Hamfelder Gemeinderat jedoch auf Ablehnung, und die Suche nach einem geeigneten Grundstück musste weitergehen. Für die Übergangszeit entschied sich der Familienbetrieb für eine Zusammenarbeit mit der Osterhusumer Meierei Witzwort, die noch bis zur Inbetriebnahme der neuen Produktionsstätte die Biomilch der Hamfelder Hof Bauerngemeinschaft verarbeitet und auch weiterhin ein enger Geschäftspartner bleiben wird.

Das passende Gelände fand Familie Raymann schließlich in Mühlenrade. Ende 2012 unterzeichnete die Bauerngemeinschaft den Kaufvertrag über die etwa fünf Hektar große Fläche an der Landesstraße 220, Ortsausgang Richtung Köthel. In einem etwa 2500 Quadratmeter großen Produktionsgebäude sollen ab spätestens März 2015 zunächst Trinkmilch und Butter, später Joghurt und weitere Milcherzeugnissen entstehen. Mit einer Anlieferungsmenge von zehn bis zwölf Millionen Liter Rohmilch pro Jahr wird die Hamfelder Bauernmeierei zu den kleinen Molkereien Deutschlands zählen. „Trotzdem werden wir modernste Technik einsetzen“, sagt Janosch Raymann, der dadurch den hohen Qualitätsstandard weiter ausbauen möchte.

Ein Teil der Produktion wird offen sein, das heißt, Besucher können dabei zuschauen, wie die Milch in Mühlenrade verarbeitet wird. In einem zweiten eigenständigen Bauabschnitt, dessen Fertigstellung für Ende 2015 geplant ist, entsteht ein Verwaltungsgebäude. Außerdem gibt es noch die Idee, ein Bistro mit Verkaufsraum zu integrieren. „Doch erst mal wollen wir die Meierei erfolgreich in Betrieb nehmen“, sagt Janosch Raymann auch im Namen der beteiligten Betriebe. Dabei gehe es nicht vorrangig darum, schnell zu wachsen. Raymann: „Wir wollen über eine wirtschaftlich nachhaltige Entwicklung die Existenz und Weiterentwicklung unserer Höfe als bäuerliche Landwirtschaft sichern. Das ist das übergeordnete Ziel, weshalb wir eine eigene Meierei aufbauen.“

Weitere Informationen und Steckbriefe zu den einzelnen Betrieben unter www.hamfelderhof.de.