Agentur für Arbeit stellt Bilanz zum Ausbildungsmarkt vor. Etliche Stellen sind noch frei

Bad Oldesloe. Bewerber um einen Ausbildungsplatz haben im Kreis Stormarn die große Auswahl. So lautet die Zwischenbilanz der Agentur für Arbeit zur Situation auf dem Ausbildungsmarkt. „Derzeit sind 499 Bewerber noch nicht mit der passenden Lehrstelle versorgt“, sagt Heike Grote-Seifert, Leiterin der Agentur für Arbeit in Bad Oldesloe. Dabei stehen aktuell 655 freie Lehrstellen zur Verfügung. Grote-Seifert: „In der Summe ist der Ausbildungsmarkt ziemlich ausgeglichen.“ Was in der Theorie passt, lässt sich in der Praxis nicht immer vereinbaren. Einige Ausbildungsberufe sind gefragter als andere. Dadurch haben einige Unternehmen Probleme, überhaupt Bewerber zu finden.

Das Image eines Berufes entscheidet über die Nachfrage

Vor allem Maler und Lackierer, Elektroniker und Anlagenmechaniker würden dringend gesucht, sagt Marcus Krause von der Kreishandwerkerschaft Stormarn. Die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe sei sehr hoch. Derzeit sind 85 freie Stellen bei der Kreishandwerkerschaft gemeldet. Krause: „Es gibt einen unverändert hohen Bedarf an Auszubildenden.“ Oftmals sei das Image eines Berufs entscheidend für die Nachfrage. Viel mehr Jugendliche wollten Goldschmied werden als Anlagenmechaniker. Dabei seien die Aufstiegs- und Verdienstchancen bei Letzterem besser. Rüdiger Hildebrandt, Leiter der Beruflichen Schulen Bad Oldesloe, fürchtet ebenfalls einen Einbruch bei der Zahl der Handwerker.

Im Kreis Stormarn werden 100 Ausbildungsberufe angeboten. Überall gibt es noch freie Stellen. Zu den Top zehn der gefragtesten Ausbildungsberufe gehören die kaufmännischen Jobs, die Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten, der Kfz-Mechatroniker und der Bankkaufmann. Da habe es keinen großen Wandel gegeben. Grote-Seifert: „Diese Berufe sind schon immer beliebt gewesen.“

Durch eine Ausbildung kann ein höherer Schulabschluss erreicht werden

Ein großes Problem der Unternehmen sei nicht nur die geringe Nachfrage nach bestimmten Berufen, sondern auch die Einstellung der Bewerber. Diese schauten zu wenig nach links und rechts, sagt Sönke Zahrt von der Agentur für Arbeit. Ein Beispiel sei der Kfz-Mechatroniker. Dieser Beruf ist gefragt, der des Zweirad- oder Landmaschinenmechanikers eher nicht.

Bei den wenigen Bewerbern sollten die Unternehmen stets „die auf den ersten Blick zweite Wahl“ berücksichtigen, fordert die Chefin der Agentur für Arbeit. Einige Bewerber zeigten in der Praxis ihr Potenzial. Ein Praktikum kann darum für beide Seiten von Vorteil sein. Christian Maack von der Handwerkskammer Lübeck ergänzt: „Viele wissen gar nicht, dass sie über eine Ausbildung einen höheren Schulabschluss erreichen können.“ Das könnte ein weiterer Anreiz für eine Ausbildung sein. Um auf der anderen Seite Abiturienten für eine Ausbildung zu begeistern, müssten die Betriebe ihr Angebot attraktiver gestalten. Grote-Seifert: „Und Abiturienten bekommen sicher eine Ausbildungsstelle.“