Künstler aus dem Dorf öffnen vier Tage lang ihre Häuser für Besucher. So verwandelt sich der Ort in eine einzige Ausstellung

Barnitz. Holzarbeiten, Schmuck, alte Zinkwannen und andere Antiquitäten schmücken Uwe Kollscheggs Haus samt Garten an der Trenthorster Straße in Barnitz. Die Dinge gehören allerdings nicht zu seinem Mobiliar, sondern werden ausgestellt und stehen zum Verkauf.

Ein paar Schritte weiter an der Straße steht noch ein Haus dieser Art. Fünf Ateliers sind es insgesamt in Barnitz. Rund 30 Aussteller präsentieren dort unterschiedlichste Kunst und Kunsthandwerk beim KunstHandFest. Der kleine Ort bei Reinfeld ist nun seit elf Jahren Schauplatz dieser Kunstausstellung der besonderen Art, die mittlerweile jährlich zwischen 3500 und 5000 Besucher in das Dorf lockt. Auch Film, Theater und Musik gehören jedes Jahr dazu.

„Diese Zinkwanne hier kostet 45Euro“, sagt Kollschegg, der Mitveranstalter der Ausstellung ist, zu Gabriele Kienast aus Hamburg. „Ich möchte die Wanne gern für meine Enkelin zum Planschen im Garten haben. Passt die für eine Dreijährige?“, fragt die Besucherin. „Ja, aber nehmen Sie lieber die mit den Griffen, da ist die Verzinkung besser erhalten“, sagt der Experte.

Uwe Kollschegg hat die Basis für das KunstHandFest geschaffen, als er vor 17 Jahren aus Ahrensburg nach Barnitz in ein altes Gastwirtshaus zog und die Kunst dort etablierte. „In Ahrensburg habe ich 22 Jahre lang ein Antiquitätengeschäft betrieben. Ich wollte aber Wohnen, Arbeiten, Werkstatt und Ausstellungsraum an einem Fleck haben“, sagt Kollschegg. Zufällig habe es ihn dann nach Barnitz verschlagen.

Rea Högner, Thomas Helbing und Ute Elisabeth Herwig zogen hinterher und initiierten mit Kollschegg das KunstHandFest. Das Konzept ist ungewöhnlich. Um Mitorganisator der Veranstaltung werden zu können, müssen die Künstler und Kunsthandwerker in Barnitz wohnen und auch in ihren Häusern produzieren. „Wir lassen neu Zugezogene aber erst einmal bei uns mitausstellen, bevor sie ihr eigenes Haus zur Verfügung stellen. Denn für Fremde sein Haus zu öffnen ist nicht jedermanns Sache“, sagt Goldschmiedin Rea Högner.

„Beim Namen KunstHandFest haben wir uns damals von meiner sechsjährigen Tochter Johanna inspirieren lassen, die meinte, ihr macht Kunst mit der Hand und feiert ein Fest“, sagt Thomas Helbing. Der Bildhauer ist wie Högner und Herwig von Anfang an dabei. Gabriele und Friedrich Stellmach kamen später dazu. „Mittlerweile ziehen Künstler bewusst hierher“, sagt Ute Elisabeth Herwig. Die quirlige Frau mit den roten Haaren legt Wert auf kulturellen Austausch. Sie verreist häufig, um Künstler und Kunst aus anderen Ländern kennenzulernen. „So bin ich auf Antonio Marques gestoßen. Ich war in seinem Laden in Lissabon und fand seinen Schmuck aus mechanischen Uhrwerken beeindruckend“, sagt Herwig. Sie zögerte nicht lange und fragte ihn, ob er zur Ausstellung kommen möchte. „Das war am vergangenen Freitag. Und nun ist er hier.“

Der Portugiese hat eine Auswahl aus Ketten, Ringen und Manschettenknöpfen dabei, die aus alten Uhrwerken bestehen. „Das Schwerste an der Arbeit ist, die Teile zu beschaffen“, sagt Marques. Die meisten Uhren seien digital. Seinen Laden in Lissabon betreibt der Kunsthandwerker erst seit einem Jahr. „Ich war vorher Fernsehjournalist und Karatelehrer und habe meine Kunst nur als Hobby betrieben“, sagt er. Doch die schwierigen Zeiten in seinem Land hätten ein Umdenken erfordert.