Björn Warmer wird in Reinbek ohne den Umweg einer Stichwahl neuer Bürgermeister

Reinbek. Irgendwann war die Europawahl nur noch ein leises Hintergrundgeräusch, das von blassen Projektionen der Live-Berichterstattung der ARD begleitet wurde und kaum noch einen der zahlreichen Besucher im Sitzungssaal des Reinbeker Rathauses erreichte. Deren Aufmerksamkeit galt nach 20 Uhr nur noch der zweiten großen Leinwand, wo Säulendiagramme den aktuellen Auszählungsstand der Bürgermeisterdirektwahl in bunten Farben anzeigten. Schon als die ersten zwei von 16 Wahlbezirken ausgewertet waren, deutete sich an, dass bereits der erste Wahlgang entscheiden könnte: Björn Warmer lag sofort mit absoluter Mehrheit vor seinen beiden Mitbewerbern Jürgen Vogt-Zembol und Lars Bardua.

Jeder frisch ausgezählte Wahlbezirk bestätigte diesen Trend, doch Warmer wehrte alle Vorab-Glückwünsche ab, darunter auch die seines Konkurrenten Vogt-Zembol, der ihm schon früh die Hand schüttelte und sagte: „Sieht doch gut aus“. Erst nach 21 Uhr löste sich beim Kandidaten der SPD die leichte Anspannung: Es stand fest, dass er mit 53,64 Prozent (6326 Stimmen) zum neuen Reinbeker Bürgermeister gewählt worden war. Es gab einen intensiven Kuss von Ehefrau Katja, danach standen die Gratulanten Schlange.

Bürgermeister Axel Bärendorf war einer der ersten. Er wünschte seinem Nachfolger Glück, und dessen Ehefrau sprach er mit einem Augenzwinkern sein Beileid aus. Bärendorf weiß eben aus erster Hand, dass die Verhältnisse für einen Verwaltungschef in Reinbek durchaus kompliziert und belastend werden können. So gesehen war es also ein hoffnungsvolles Zeichen, wie freundlich Björn Warmer von vielen der mehr als 70 Gäste beglückwünscht wurde. Bürgervorsteher Ernst Dieter Lohmann (CDU) sagte: „Ich habe ihn erst bei Wahlveranstaltungen kennengelernt und den Eindruck, dass man gut mit ihm zusammenarbeiten kann. Wichtig ist, dass er hier im Haus respektiert und akzeptiert wird. Meine Unterstützung wird er bekommen.“

Offensichtlich war es eine Personenwahl, denn von einem Ergebnis, wie es Warmer erreichte, kann die SPD nur träumen: bei der Europawahl bekam sie in Reinbek 32,4 Prozent der Stimmen (CDU 33,1 Prozent), was immerhin noch deutlich über dem Bundesergebnis der Genossen (27,2 Prozent) liegt. Die Eindeutigkeit des Siegs von Warmer überraschte alle. Insider hatten mit einer Stichwahl gerechnet, weil sie ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Vogt-Zembol erwartet und Überraschungseffekte durch den großen Unbekannten, den unabhängigen Kandidaten Lars Bardua, einkalkuliert hatten.

Auch Björn Warmer war vom eindeutigen Ergebnis überrascht, er hatte fest mit einer Stichwahl gerechnet. „Das wäre bei drei Kandidaten normal gewesen“, sagte er und erzählte euphorisch von intensiven Wahlkampf-Erfahrungen: „Alles verlief fair. Und es war sehr positiv, weil ich viel Zuspruch von Bürgern bekommen habe. Sonnabend war ich noch auf drei Märkten, habe reichlich rote Rosen verteilt und viele Glückwünsche bekommen. Was das alles für die Wahl bedeuten würde, wie es sich in Zahlen ausdrückt, konnte ich aber überhaupt nicht einschätzen.“

Über die Herausforderungen, die ihn erwarten, wenn er am 1. September die Nachfolge von Axel Bärendorf antritt, will Warmer jetzt noch nicht sprechen. Klar ist, dass es eine Übergabe geben soll. „Mein Amtsantritt wird mit Sicherheit kein Katapultstart, sondern gut vorbereitet.“ Ebenso wie sein Genosse Tomas Unglaube, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung, freut sich Warmer über den besonders fairen Wahlkampf der drei Kandidaten. Einen wird er schon bald als Mitarbeiter wiedertreffen: Jürgen Vogt-Zembol ist Büroleitender Beamter im Rathaus.

Ergebnisse in Prozent: Björn Warmer: 53, 64; Jürgen Vogt-Zembol: 31,32; Lars Bardua: 15,04