Jugendrichterin gibt Reinbeker Brandstifter eine Chance, obwohl er wegen Raubes verurteilt ist

Reinbek. Es dürfte die letzte Chance gewesen sein, die Hendrik K. (Name geändert) von einer Jugendrichterin in Reinbek bekommen hat. Die Juristin verurteilte den 20 Jahre alten Reinbeker am Mittwoch wegen schwerer Brandstiftung und Diebstahls zu einer Bewährungsstrafe, obwohl er derzeit eine zweijährige Haftstrafe wegen Raubes verbüßt, die auch schon zur Bewährung ausgesetzt wurde.

Zugute kam dem jungen Reinbeker sein umfangreiches Geständnis und die Tatsache, dass er sich selbst bei der Polizei stellte. „Ansonsten wären all die Straftaten nie aufgeklärt worden“, so die Richterin in ihrer Urteilsbegründung. Dennoch spricht die Vorsitzende von einer schweren Straftat, die am Mittwoch verhandelt wurde.

Am 6. August 2012 bricht Hendrik K. nachts in ein Gartenhäuschen in Reinbek ein. „Ich brauchte ein Fahrrad, um nach Glinde zu kommen“, begründet der dunkelhaarige Mann mit dem schwarzen Poloshirt seine Tat. Doch anstatt nur das Rad zu stehlen, zündet er anschließend das Häuschen mit einem Streichholz an. Das Gartenhaus wird völlig zerstört. Außerdem greifen die Flammen auf ein Auto und das anliegende Einfamilienhaus über. Die Familie schläft und bekommt von dem Feuer nichts mit. Erst die Nachbarn wecken sie. Die Feuerwehr kann das Wohnhaus retten. Es entsteht ein Schaden von rund 40.000 Euro. „Man will sich gar nicht vorstellen, was hätte dabei passieren können“, so die Richterin.

Auch ein Überfall auf eine Tankstelle geht auf das Konto von Hendrik K.

„Ich weiß nicht, warum ich das Haus angezündet habe“, sagt Hendrik K. Er habe in dieser Nacht Streit mit seiner Mutter gehabt. „Die hat mich dann rausgeschmissen“, sagt K.: „Die Auswirkungen meines Handelns waren mir damals nicht bewusst. Ich litt unter Depressionen, hatte Suizidgedanken.“

Dass er Menschen in Gefahr gebracht hatte, erfuhr er erst neun Monate später. Erneut kommt es zwischen K. und seiner Mutter zum Streit und wieder schmeißt ihn seine Mutter raus. „Ich hab mir dann gedacht: lieber Knast als obdachlos“, so K. Also geht er zur Polizei und gesteht die Brandstiftung. Doch es ist nicht die einzige Tat, von der er erzählt. Er gesteht zudem dutzende Einbrüche sowie einen bewaffneten Überfall mit Freunden auf eine Tankstelle im April 2013 sowie einen missglückten Überfall auf eine Spielhalle.

Hendrik K. kommt in Untersuchungshaft. Im September beginnt gegen die Bande der Prozess. „Bei den Raubüberfällen gehen wir von hoher krimineller Energie aus. Sie waren gut geplant“, so die Richterin, die auch betont, dass die Opfer bis heute leiden.

Obwohl K. schon damals vorbestraft war, bekommt er eine Bewährungsstrafe. Die Brandstiftung wird damals nicht verhandelt. „Ich habe den Termin bewusst spät gewählt, um zu gucken, ob Sie sich auch tatsächlich bewähren“, so die Richterin, die genauso wie die Staatsanwaltschaft davon ausgeht, dass K. sich mit den Selbstanzeigen von seinen Straftaten lösen und einen Neuanfang machen wollte. Deswegen wurde die Strafe nicht erhöht. Die dreijährige Bewährung beginnt jetzt jedoch neu. Weil der obdachlose Mann kaum Geld hat, muss er die Verfahrenskosten nicht zahlen.