49-Jähriger soll sich an zwölf Jahre alter Tochter seines Trinkerfreundes in Bad Oldesloe vergangen haben

Ahrensburg. Immer wieder reibt sie ihre rot angelaufenen, verschwitzten Hände an ihren Oberschenkeln. Die Erinnerungen an den 29. August 2013 fallen der Zwölfjährigen schwer, als die Richterin immer wieder Fragen stellt. Es sind quälende Fragen. Denn Monique (alle Namen geändert) muss sich am Dientag vor dem Amtsgericht in Ahrensburg an den Tag erinnern, an dem sie Opfer sexuellen Missbrauchs wurde.

Detailliert beschreibt das zierliche Mädchen mit dem gewellten, langen, blonden Haar wie es in seinem Kinderzimmer in einer Oldesloer Wohnung von Hans-Peter M. zu sexuellen Handlungen gezwungen wurde und wie der 49-Jährige aus der Kreisstadt dabei lachte.

Das Schöffengericht in Ahrensburg glaubt der Zwölfjährigen. M. wird zu zehn Monaten auf Bewährung verurteilt. Damit bleibt das Gericht knapp unter dem Antrag der Staatsanwaltschaft, die zwölf Monate gefordert hatte. Hans-Peter Ms. Verteidiger Patric von Minden hatte indes Freispruch beantragt. Er sieht zu viele Widersprüche in den Aussagen der Zeugen.

Auch der Angeklagte gibt sich von seiner Unschuld überzeugt, Reue jedenfalls zeigt Hans-Peter M. während des gesamten Verfahrens nicht. Selbst als Monique auf dem Zeugenstuhl in Tränen ausbricht, lässt dies den Mann mit dem grauen Schnurr- und Kinnbart kalt. Er blickt ins Leere. Er selbst sagt aus, sich an die Tatnacht nicht mehr erinnern zu können. Er sei zu betrunken gewesen. „Ich trinke schon seit Jahren ein bis zwei Flaschen Korn pro Tag“, sagt der Mann mit dem purpurfarbenen Hemd.

Genauso am 29. August: M. besucht seinen Kumpel Frank K. in dessen Oldesloer Wohnung. Beide kennen einander schon seit Jahren, haben sich beim Alkoholtrinken im Oldesloer Kurpark kennengelernt.

„Ich bin dort hin, damit er mir die Haare schneidet“, sagt M. Doch der Oldesloer hat auch eine Flasche Korn dabei, die beide Männer noch am selben Abend leeren. Irgendwann ist Hans-Peter M. müde und geht ins Kinderzimmer. Frank K. ist alleinerziehender Vater dreier Kinder. Die Jüngste ist erst zwölf Jahre alte. Sie kommt am Abend zu ihrem Vater, sagt ihm , der M. habe sich ins Kinderzimmer zum Schlafen gelegt.

„Das war kein Problem für mich“, sagt der Vater am Dienstag vor Gericht. „Wir haben im Kinderzimmer ein Gästebett, und schließlich hatte der ja zu viel getrunken“, sagt der hagere Mann, der auch im Gerichtssaal Sonnenbrille trägt. Seine weißen Bartstoppeln zeichnen sich deutlich von der roten Gesichtshaut ab, als er weiter spricht: „Es haben auch schon andere Kumpels bei mir geschlafen. Wenn sie nicht mehr nach Hause laufen konnten.“

Die kleine Monique vertraut ihrem Vater. Sie selbst kennt den Freund ihres Vaters. „Er sitzt oft auf dem Spielplatz bei uns um die Ecke. Ab und zu hatten wir uns dort unterhalten. Er hat uns erzählt, dass er die Natur genießen wolle. Außerdem hat er mir und meiner Freundin immer Komplimente gemacht, uns erzählt, wie hübsch wir sind“, so Monique. Deswegen legt auch sie sich zum Schlafen in das Kinderzimmer, das sie sich eigentlich mit ihrem 16 Jahre alten Bruder teilt. Doch der ist in dieser Nacht nicht da, sie ist also ganz allein mit M.

„Mitten in der Nacht stand er plötzlich nackt vor meinem Bett“, sagt das Mädchen mit leiser Stimme. M. greift nach der Hand des Kindes und vergeht sich an ihm. „Ich hatte Angst“, erinnert sich Monique, die in einem günstigen Augenblick die Flucht ergreift und ins Wohnzimmer läuft. Dort sitzt noch immer ihr Vater und schaut Fernsehen. „Ich fand es merkwürdig, dass sie mir ständig zur Toilette folgte und nicht allein sein wollte“, erinnert sich der Vater heute.

„Wieso hast du nicht so da deinem Vater von den Übergriffen erzählt?“, möchte die Richterin wissen. „Ich habe mich nicht getraut“, so das Mädchen, das am nächsten Morgen erneut auf ihren Peiniger trifft.

Er sitzt am Esstisch, raucht, lacht sie an. „Ich bin dann schnell zur Schule gegangen so die Siebtklässlerin. Doch noch am selben Tag vertraut sie sich ihrer großen Schwester an. Die 21-Jährige ist alleinerziehende Mutter und hat in Oldesloe eine eigene Wohnung. Die Schwestern gehen zum Vater und erzählen von den Übergriffen.

„Ich war völlig geschockt und musste das erst mal verarbeiten“, sagt der Mann heute. Doch am nächsten Tag geht Frank K. dann zur Polizei und zeigt seinen Freund an. Noch vor der Polizeiwache trifft der Vater auf seinen Kumpel Hans-Peter M. „Frank sagte da zu mir, dass ich mit keine Sorge machen müsse. Denn er könne sich nicht vorstellen, dass ich so etwas gemacht haben soll“, sagt M. vor dem Gericht. Der Vater bestätigt diese Aussage, fügt aber hinzu: „Ich kann mir aber andererseits auch nicht vorstellen, dass meine Tochter lügt.“

Auch die ältere Schwester bestätigt vor Gericht, dass ihre Schwester sich noch nie irgendwelche Geschichten ausgedacht habe. „Seit dem Vorfall hat sie Angst, allein an der Wohnung von M. vorbeizugehen“, sagt sie. Denn Hans-Peter M. wohnt nur wenige Hundert Meter von der Wohnung der Familie entfernt. Die beiden Männer sollen seit dem Vorfall keinen Kontakt mehr miteinander pflegen.