Inhaber erneuert die nach einem Sturm 2012 abgebaute Konstruktion. Dorfbewohner diskutieren über die Farbwahl

Hamfelde/Lauenburg. „Endlich hat sie wieder ein Gesicht.“ Wilhelm Heitmann, 76 Jahre alt und ein Hamfelder Urgestein, schaut zufrieden nach oben. Dort bringen Monteure gerade die vier neuen Flügel an, die der 1876 erbauten Mühle in Hamfelde ihr ursprüngliches Aussehen zurückgeben. Ein Sturm im Herbst 2012 hatte die Konstruktion so stark beschädigt, dass sie entfernt werden musste.

„Seitdem war es nur noch eine halbe Mühle“, sagt Heitmann. Der ehemalige Landwirt hat bis in die 50er-Jahre hinein zuerst mit dem Pferdewagen, dann mit dem Traktor sein Korn hierher gebracht und fühlt sich der Mühle deshalb sehr verbunden. Auch wenn dort längst kein Getreide mehr gemahlen wird. Dafür wird es jetzt zu gutem Essen verarbeitet: Seit fast 20 Jahren gehört die Mühle Küchenmeister Siegmund Leypold. Der gebürtige Österreicher übernahm 1996 das zum Restaurant umgebaute Gebäude,

Nach einer kompletten Renovierung und diversen Umbauten stand Leypold nach dem heftigen Sturm vor anderthalb Jahren vor der nächsten Baustelle. „Eine Mühle ohne Flügel sieht irgendwie amputiert aus“, so der 65-Jährige. Es seien deshalb sogar bereits geplante Hochzeitsfeiern abgesagt worden. Also machte sich Leypold auf die Suche nach einer Firma, die Windmühlenflügel baut. „Das war gar nicht so leicht. Es gibt nur wenige Betriebe in Deutschland.“

Die vor einem Jahr gelieferten Ersatzteile waren viel zu dick für den Mühlenkranz – die Arbeiter hatten sich vermessen. Einige Tage später teilte die Firma mit, dass sie pleite sei. „Das war ein Schock“, so Leypold, der sich nach einem anderen Lieferanten umschauen musste.

Jetzt war es endlich so weit. Die jeweils 8,60 langen Balken kamen aus Osnabrück per Sattelschlepper in Hamfelde an. Schon allein das zog viele Blicke der rund 460 Dorfbewohner auf sich. Doch nicht jeder ist mit Leypolds Farbwahl glücklich. Der Österreicher ließ die Balken aus sibirischer Lärche in einem kräftigen Rot lackieren. „Vielleicht war das auch der Grund, weshalb die Gemeinde sich finanziell nicht beteiligt hat“, so der Koch. Bei der Summe von 48.000 Euro wäre ihm das ganz gelegen gekommen. Leypold sieht es mittlerweile gelassen: „Dann kann mir niemand reinreden.“

Nachdem einige Regentage die Montage verzögerten, konnten jetzt endlich die Kräne anrücken. „Wir mussten auf einen möglichst regenfreien und windstillen Tag warten“, sagt Leypold. Ansonsten könne die Arbeit in luftiger Höhe ziemlich gefährlich werden.

Bis zu 65 Meter lassen sich die beiden Baukräne ausfahren, mit denen die insgesamt sechs Tonnen schweren Flügel an ihren Platz transportiert wurden. Doch die Aussicht übers idyllische Billetal konnten die Arbeiter nicht genießen. Schließlich ist Zeit hier Geld: 1000 Euro kosten die beiden Kräne. Pro Stunde.

Je später es wurde, desto weniger Wolken zogen über den strahlend blauen Himmel.Beste Voraussetzungen, um die gesamte Montage komplett abzuschließen. Mit dem Einbruch der Dunkelheit waren um 21 Uhr dann schließlich alle Arbeiten erledigt. „Ich habe zwar sehr gehofft, dass wir es an einem Tag schaffen“, so der Mühlenchef. „Aber geglaubt hab’ ich ehrlich gesagt nicht daran. Doch tatsächlich hat die Odyssee nun ein Ende.“

Jetzt freut sich Siegmund Leypold auf viele Gäste, die die endlich wieder vollständige Mühle bewundern und sich seine alpenländische Küche schmecken lassen. „Natürlich hoffe ich auch sehr, dass Hochzeitsgesellschaften wieder ihren Weg nach Hamfelde finden. Schließlich ist so eine hübsche Mühle mit roten Flügeln ein tolles Hintergrundmotiv für ein Hochzeitsfoto.“