Bargteheider soll andere Jugendliche verprügelt und 700 Euro verlangt haben

Ahrensburg. Er trägt eine schwarze Sweatshirtjacke, hat kurze dunkle Haare und ist ein wenig korpulent. Entspannt und mit einem Grinsen sitzt der 17 Jahre alte Angeklagte Armin Z. (Namen geändert) aus Bargteheide neben seinem Verteidiger Axel Scupin. Sie warten im Ahrensburger Amtsgericht darauf, dass der Prozess wegen räuberischer Erpressung gegen Z. und seinen Mitangeklagten, den 19 Jahre alten Bargteheider Michael W., beginnt. W. knetet nervös seine Hände, die Fingerknöchel treten hervor. Als Richter Ulf Thiele und seine zwei Schöffen eintreten, ist es fast eine Erlösung für ihn.

Staatsanwalt Sönke Voß verliest die Anklageschrift. Die beiden Angeklagten sollen 2012 einen anderen Jugendlichen, Kevin H., am Ahrensburger U-Bahnhof West angegriffen haben und geschlagen haben. „Er hat einem Mädchen, das wir kennen, eine geklatscht. Sie hat geschrien, da sind wir da rüber“, sagt Armin Z. Kevin habe ihn, so Z. weiter, geschlagen. Er habe ihn dann bloß von sich weggeschubst, um weitere Schläge zu verhindern. Kevin sei nur getaumelt und nicht zu Boden gefallen. „Meiner Meinung nach war er unverletzt.“ „Warum haben sie sich nicht einfach schützend vor das Mädchen gestellt?“, fragt Richter Thiele den Angeklagten. „Weiß nicht, ich habe einfach gehandelt“, antwortet dieser.

Michael W. bestätigt die Angaben seines Freundes im Wesentlichen: „Ich dachte, Kevin will mich schlagen, da habe ich ihm ins Gesicht geschlagen. Kann sein, dass ich seine Stirn getroffen habe.“ Z. habe ihn zurückgehalten, und dann sei schon die Polizei gekommen. „Da sind wir dann weggegangen“, so Michael W. „Warum haben Sie sich nicht freiwillig mit der Polizei unterhalten?“, fragt der Richter. Armin Z.: „Ich wollte keine Probleme mit denen haben, die hätten mir sowieso nicht geglaubt.“

Als Nächstes hört Richter Thiele zwei Zeuginnen. Kichernd und zögerlich betreten sie den Gerichtssaal. Die Großhansdorferin Petra B. – das Mädchen vom Bahnsteig – sagt, sie habe früh an dem besagten Tag einen Streit mit Kevin gehabt. Am Telefon habe er sie unter anderem als Schlampe bezeichnet. Er habe auch ihre Freunde, darunter die beiden Angeklagten, beleidigt.

„Sie soll nicht immer mit ihren Kanacken-Freunden abhängen, hat er geschrien, und das er uns umbringt“, sagt später die zweite Zeugin, die auch die beste Freundin von B. ist. Kevin sei verliebt gewesen, erzählt sie. Und: „Petra mochte ihn aber nicht so sehr.“ Mit der Zurückweisung sei Kevin nicht gut klargekommen. „Er hat sogar gedroht, mich umzubringen“, sagt Petra B. Sie sei deshalb sogar zur Polizei gegangen. Ob die Angeklagten zugeschlagen haben? Die Frage kann Petra B. nicht beantworten: „Das ist zu lange her. Ich hatte auch noch Angst vor Kevin und bin weggegangen.“ Kevin H. konnte zu den Geschehnissen nicht befragt werden. Er erschien nicht zum Prozess.

Der zweite Tatvorwurf richtet sich nur gegen Armin Z. Er soll Lars C. 2013 am Bargteheider Bahnhof attackiert haben, nachdem die Polizei seine Wohnung durchsucht hatte. Z. hatte C. für die Anzeige verantwortlich gemacht. Der Angeklagte soll C. ins Gesicht geschlagen und ihm das Knie in den Körper gerammt haben.

Ein weiteres Mal sollen die beiden jungen Männer am Ahrensburger S-Bahnhof aneinandergeraten sein. Dort forderte Armin Z. laut Anklage von Lars C. 700 Euro. Das Opfer flüchtete mit seiner Freundin in die nahe gelegene Taverne Rigani. „Er war total verängstigt, wirklich in Panik und wollte sich auf der Toilette einschließen“, sagt der Chef des Restaurants vor Gericht. Er kenne C.’s Mutter und habe dem Sohn helfen wollen. Der Angeklagte habe Lars C. verfolgt, ihm eine Ohrfeige gegeben und sei extrem aggressiv gewesen.

Der Restaurantchef überzeugte die beiden Männer, sich mit ihm gemeinsam an einen Tisch zu setzen, um die Sache zu klären. Armin Z. habe gesagt, er wolle seine 700 Euro haben. „Als Lars mir bestätigte, dass er diese Schulden hat, streckte ich ihm das Geld vor“, so der Wirt. „Er sollte die Summe bei mir abarbeiten.“ Erst später habe er erfahren, dass C. gar keine Schulden gehabt habe.

Die Staatsanwaltschaft sieht den Fall so: Armin Z. sei der Meinung gewesen, das er durch die polizeiliche Durchsuchung ein paar Geschäfte weniger machen konnte. Er wollte deshalb 700 Euro gewissermaßen als entgangenen Verdienst eintreiben, weil er C. für den Polizeieinsatz verantwortlich machte. „Hätte ich das gewusst, hätte ich das Geld nie gezahlt“, sagt der Rigani-Chef.

Der Angeklagte streitet alle Vorwürfe ab. Er habe Lars C. nicht bedroht, kein Geld bekommen und sei auch nicht an diesen Orten gewesen. Er habe mit C. nur einmal Kontakt über WhatsApp aufgenommen. Auch Lars C. erschien nicht zum Prozess, der am heutigen Donnerstag fortgesetzt wird.