Tischlermeister Werner Marquardt unerrichtet ehrenamtlich. Stiftung weitet das Projekt jetzt auf drei Schulen aus

Bargteheide. Für Tischler Werner Marquardt steht fest: Der Computer ist wichtig. Mit Holz und Säge sollten Jugendliche allerdings auch umgehen können. „Handwerk braucht man später im Leben“, sagt Marquardt im ruhigen Norddeutsch, aber aus voller Überzeugung. So hat der 61-Jährige nicht nur in Grönwohld einen eigenen Betrieb, er kümmert sich auch schon mehr als die Hälfte seines Lebens ehrenamtlich um die Förderung Jugendlicher. Jetzt macht er es möglich, dass das Projekt „Jugend und Handwerk“ der Stiftung für Bargteheide fortgesetzt und sogar ausgebaut werden kann.

„Es ist ein Glück, dass wir einen solchen Mann gefunden haben“, sagt Werner Mitsch, der stellvertretende Vorsitzender des Stiftungsbeirates. Es verdiene hohe Anerkennung, wie sich der Tischlermeister ehrenamtlich einsetze. „Sogar einen Ausflug zu einem Sägewerk haben Sie mit den Kindern unternommen“, sagte Mitsch bei einem Besuch im Werkraum der Albert-Schweitzer-Schule. Das Förderzentrum profitiert von dem Projekt, will aber auch andere in den Genuss kommen lassen und stellt den Werkraum seit neuerdings auch der Anne-Frank- und der Dietrich-Bonhoeffer-Schule zur Verfügung.

Dass das Projekt auf drei Schulen ausgeweitet werden konnte, ging nur mit Sponsoren. „Ohne sie würden wir das nicht hinbekommen“, sagte Bürgermeister Henning Görtz. Der Lions Club hatte in den vergangenen zwei Jahren 4700 Euro beigesteuert. Auch Getriebebau Nord und die Rotarier gehören zu den Hauptsponsoren. Görtz: „So ist das Projekt für alle drei Schulen auch für das nächste Jahr finanziell gesichert.“

Für die von der Landesregierung geforderte Inklusion hingegen, seien Service-Clubs und Stiftungen nicht die richtigen Ansprechpartner. So die Position von Werner Mitsch. Wenn Kiel dieses Ziel verfolge, müsste die Landesregierung auch das Geld zur Verfügung stellen. Mitsch: „Dass sich die Ministerin stattdessen despektierlich über die Leistung der Förderzentren äußere, ist eine Schande.“

Vom politischen Geschehen in Kiel unabhängig, hat sich das Projekt „Jugend und Handwerk“ in Bargteheide seit zehn Jahren etabliert. Und die Kinder finden es toll. „Das macht Spaß. Mehr als Unterricht“, sagt Carolin. Dass die Mädchen besser seien stimme nicht. „Ich habe schon mit einem Opa gewerkelt. Aber der ist leider gestorben“, sagt der 14-jährige Julian.

Nun ist Werner Marquardt da, der Anfang des Jahres die Nachfolge eines Elektrikermeisters angetreten hatte. An zwei Tagen in der Woche zeigt er den Kindern, wie eine Schleifmaschine bedient wird, Sperrholz zu Buchstützen mit lustigen Figuren wie Eichhörnchen oder einem Buntspecht ausgesägt wird. „Dabei haben Sie ja auch noch so ganz nebenbei ihren Betrieb“, sagte Mitsch und schaute den Tischlermeister fragend an. „ Mir ist ein Rätsel, wie Sie das alles schaffen.“ Mit solch engagierten, ehrenamtlichen Lehrkräften könne das Projekt „Jugend und Handwerk“ zeigen, was alles in den Kindern stecke, wenn man sie nur lasse.

„Da werde ich ja gleich zwei Zentimeter größer“, antwortet der Tischlermeister und reichte – ein bisschen peinlich berührt – das Lob gleich an die jungen Leute weiter: „Ich seid echt Spitze.“