Stadt ändert Vorgaben fürs Gewerbegebiet. Rotlichtbetriebe sind ausschließlich direkt neben der Autobahn erlaubt

Reinfeld. Die Stadt Reinfeld ermöglicht nun doch den Betrieb von Bordellen im Gewerbegebiet. Auf einer etwa drei Hektar großen Teilfläche an der Ecke Barnitzer Straße/Im Weddern (Bebauungsplan 15 C) wird der Bau von „bordellartigen Betrieben sowie Vorführ- und Geschäftsräumen, deren Zweck auf Darstellungen oder auf Handlungen mit sexuellem Charakter ausgerichtet ist“, ausdrücklich zugelassen. Über die mittlerweile fünfte Änderung des B-Plans informierte jetzt Bürgermeister Gerhard Horn die Öffentlichkeit.

Zwei Bauvoranfragen für die Errichtung von Rotlichtbetrieben hatten in dem idyllischen Städtchen im vergangenen Jahr zu heißen Diskussionen geführt: Im August stand der Neubau eines „FKK-Saunaclubs mit bordellartigem Charakter“ und angeschlossenem „Wellness-Hotel“ zur Debatte. Im Oktober ging es um die Errichtung eines Stundenhotels inklusive Restaurant und Sexshop.

Beide Anfragen betrafen das Gewerbegebiet „An der Autobahn“ zwischen Krögerkoppel, Autobahnzubringer und Kleingartengelände. Der Ausschuss für Stadtentwicklung, Wirtschaft und Verkehr machte den Rotlicht-Investoren mit einer sogenannten Veränderungssperre einen Strich durch die Planung und legte die Anfragen auf Eis.

Jetzt sollen die B-Pläne so geändert werden, dass es klare Vorgaben gibt. Für die Erotikbranche steht demnach ausschließlich die direkt an der sechsspurigen Autobahn gelegene Fläche im B-Plan 15 C bereit. Im restlichen Gewerbegebiet sowie für das Gebiet „An der Autobahn“ (B-Plan 15 B) sind entsprechende Etablissements künftig komplett ausgeschlossen. „Wir wollen damit die Ansiedlung von Spielhallen und Diskotheken, aber natürlich ganz besonders von bordellartigen Betrieben kontrolliert steuern“, sagt Bürgermeister Horn.

Einfach verbieten könne die Stadt die Ansiedlung des horizontalen Gewerbes aus baurechtlicher Sicht nicht. Persönlich ist er, wie viele andere Bürger auch, gegen einen Rotlichtbezirk. „Wo Bordelle sind, verändert sich das umliegende Milieu, und die Kriminalitätsrate steigt“, sagt Gerhard Horn.

Dass diese Befürchtungen nicht unbegründet sind, bestätigt Kriminaloberrat Hans-Jürgen Köhnke, Chef der Kriminalpolizei in Bad Oldesloe. Andere Städte hätten mit ähnlichen Projekten schlechte Erfahrungen gemacht. Köhnke bietet Gerhard Horn deshalb eine enge Zusammenarbeit an, falls es doch zum „Rotlicht-Fall“ kommen sollte. Köhnke: „Wir werden dann gemeinsam prüfen, wie wir regulierend eingreifen können, damit alles gesetzestreu abläuft.“ Dazu gehöre gegebenenfalls auch die Kontrolle, dass in den Bordellen menschenwürdige Arbeitsbedingungen herrschen.

Doch so weit sollte es im besten Fall nicht kommen, meint Lennart Dethloff. Der 37-Jährige war wie Kripo-Chef Köhnke und einige Politiker zu der Informationsveranstaltung in der Immanuel-Kant-Gemeinschaftsschule gekommen. „Ich bin schon ein bisschen enttäuscht, dass ich anscheinend der einzige Bürger bin, den das interessiert“, sagt Dethloff. Mit der Präsentation ist der baldige Familienvater allerdings durchaus zufrieden. „Wir wohnen direkt neben dem Gewerbegebiet, in dem nun zum Glück keine Bordelle zugelassen werden“, sagt er. „Und ich hoffe, dass auch auf dem anderen Gelände nichts Derartiges entsteht.“

Die erste Anfrage eines Investors betraf tatsächlich das Areal neben dem Aldi-Supermarkt und dem McDonald’s-Schnellrestaurant. Die Fläche grenzt direkt an Wohnhäuser. Dort wollte ein Investor ein viergeschossiges Gebäude mit 46 Parkplätzen errichten, was zu heftigen Protesten bei den Nachbarn und Anwohnern führte.

Bürgermeister Gerhard Horn ist durchaus optimistisch, dass Freudenhäuser auch künftig keinen Platz in Reinfeld finden. Er sieht einige Stolpersteine, die Bordellbetreibern in den Weg gelegt werden. So gehört die Fläche, auf der sie bauen dürften, der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS). „Ich gehe nicht davon aus, dass die WAS an so jemanden verkaufen würde“, sagt Horn.

Außerdem will die Stadt prüfen lassen, ob die Ausweisung des betreffenden Geländes als Sperrbezirk möglich ist. Dort könnte dann Prostitution durch Rechtsverordnung verboten werden. Wichtigstes Argument dafür ist in den meisten Fällen der Jugendschutz. „Das wäre auch bei uns ein guter Grund“, sagt Horn. „An dem Gelände führt unmittelbar ein Schulweg vorbei.“

Und noch etwas stimmt die Verantwortlichen positiv. Aktuell gibt es in Reinfeld keine Anfragen oder gar Anträge auf den Bau von Sexhotels & Co.. So solle es am besten auch bleiben, ist die Meinung der Stadtvertreter.