Der 22 Jahre alte Musiker hat es bei MusicStorm in die nächste Runde geschafft. Zum Proben kommt er nach Fischbek

Elmenhorst. Er ist jung, macht seit zehn Jahren Musik und steht leidenschaftlich gern auf der Bühne. Mit seinem neuen Musikprojekt hat es Michel Jotzer in die nächste Runde des Nachwuchswettbewerbs MusicStorm geschafft. Dabei singt der 22-Jährige jetzt auf Englisch. „Das Ganze ist ein Experiment“, sagt er zum Abendblatt. Der Musiker wollte einmal die Sprache wechseln und herausfinden, wie viele auf den Text achten. Normalerweise singt Michel in seiner Muttersprache. Er ist sich sicher: „Deutsche Liedtexte können das Publikum auf einer anderen Ebene berühren.“ Und genau das sei ihm wichtig. „Ich habe den Anspruch, dass meine Musik dem Publikum gefällt und ich die Zuhörer inspirieren kann.“

Sein Akustik-Pop komme darum zu 80 Prozent aus dem Bauch, der Rest sei Kopfsache. Michel: „Bei den englischen Texten ist das anders. Da ist sehr viel Kopf dabei.“ Dass er mit dem Projekt Erfolg habe und bei MusicStorm weitergekommen sei, freue ihn. Und das werde er jetzt auch durchziehen.

Zwei Mal trat er bereits beim Wettbewerb an, aber immer als Teil einer Band. Jetzt will er das Publikum als Solokünstler begeistern. Beim Finale 2012 auf der Schlossinsel spielte er mit seinen Bandkollegen in der Pause. Michel schwärmt: „Ich würde wirklich gern wieder vor dem Ahrensburger Schloss spielen.“ Die Atmosphäre war klasse, das Finale wie ein Festival. Wenn es nicht klappt und er beim Online-Voting nicht weiterkommt, wird Michel trotzdem nach Ahrensburg reisen. „Ich lasse mir das Finale nicht entgehen, entweder stehe ich auf der Bühne oder im Publikum.“

Vor zehn Jahren hat er mit der Musik angefangen, in Chören gesungen, in Bands mitgespielt. „Dabei habe ich mir alles, was ich kann, selbst beigebracht.“ In seinem Elternhaus in Bad Bramstedt stand ein Klavier, auf dem er irgendwann versucht hat, Songs nachzuspielen. „Dabei habe ich herausgefunden, was eine Harmonie ist. Und so kam eins zum anderen.“ Mit der Gitarre war es ähnlich. Die spielt die Hauptrolle bei Michels neuem Projekt, doch eigentlich sei das Keyboard das Instrument seiner Wahl, verrät er.

Vier Jahre lang gehörte der Musiker zu einer Rock ’n’ Roll-Coverband in Neumünster. „Nach einem Umzug, bin ich dort ausgestiegen“, sagt Michel. Das nächste Musikprojekt ließ nicht lange auf sich warten. Als Teil des Liedermacher-Trios Wakuhum gewann der 22-Jährige den Videopreis beim jüngsten MusicStorm-Wettbewerb. Seit 2009 verbringt Michel viel Zeit in Fischbek, einem Ortsteil der Gemeinde Elmenhorst. „Ich habe in Fischbek immer mit Wakuhum geprobt und auch jetzt komme ich zum Proben immer wieder dorthin.“ Das Trio sang ausschließlich auf Deutsch und die Texte standen dabei im Vordergrund. „Die Musik war eher zur Untermalung gedacht.“ Das sei der Unterschied zwischen dem Trio und seiner Soloperformance. „Ich behandle beides gleichwertig.“ Michel tritt mit seiner Gitarre als Singer/Songwriter auf. Doch was ist zuerst da, die Musik oder der Text? Michel: „Das ist unterschiedlich. Am besten ist es aber, wenn sich beides gleichzeitig entwickelt. Dann kann die Musik Rücksicht auf den Text nehmen und umgekehrt.“

Generell sei es bei Songs wichtig, dass der Text – das, was der Musiker transportieren wolle – im Vordergrund stehe. „Wenn die Geschichte da ist, muss sich der Text auch nicht reimen. Macht man aber den Reim zum Grundschema des Songs, geht oft die Aussagekraft des Textes verloren“, sagt Michel. Das treffe generell auf jeden Song zu, bei dem der Text auf irgendeine Weise reduziert werde. Für den jungen Musiker ist dies auch häufig bei englischsprachigen Texten der Fall.

Nicht nur musikalisch geht Michel neue Wege. Der 22-Jährige plant das Konzept für einen Musik-Slam, wie er es nennt. Angelehnt an die Poetry-Slams könne sich Michel eine Kombination aus vorgetragenen Texten und improvisierter Musik vorstellen. „Dabei sollen sich Slamer und Musiker erst auf der Bühne oder wenige Minuten vor dem Auftritt absprechen dürfen.“ Michel selbst trägt seine Texte regelmäßig auf Poetry-Slams vor. So sei ihm die Idee gekommen.

Seine Musik beschreibt der 22-Jährige als Akustik-Pop. Er orientiere sich oft an den Klängen der progressive Musik. „Das ist eher Musik für Musiker. Ich glaube, nur die können einen Bezug zum Progressive finden.“ Der Stil sei technisch sehr ausgefeilt. Ein Laie könne den Sinn des Aufbaus nur schwer verstehen. „Es gibt oft Brüche im Klang und komplexe Strukturen.“

Auf der Bühne fühlt sich der 22-Jährige wohl. „Ich habe mit kleinen Auftritten angefangen und mich dann gesteigert, sozusagen hochgearbeitet.“ Derzeit wohnt Michel in Hamburg, wo er eine Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik macht. Michel: „Ich bleibe dem Metier treu.“ Er lebe einfach für die Musik, auch wenn sie immer eine Freizeitbeschäftigung bleiben werde. „Hauptberuflich Musik zu machen, ist einfach sehr riskant.“ An einen Auftritt erinnert sich Michel sehr gern. „Ich habe ein Theaterstück arrangiert, das in Paris Premiere feierte. Das war schon etwas ganz Besonderes.“