Polizei ist unterbesetzt

9. Mai: „,Gefahrengebiet? Wenn’s hilft’: Stormarn ist landesweit die Hochburg der Einbrecher“

Wer den Wunsch hat, Polizeibeamter zu werden, der will helfen, für Recht und Ordnung sorgen. Der will eine Gesellschaft in Freiheit und Frieden schützen. Eine Gesellschaft, die sich auch selbstkritisch mit Problemen auseinandersetzt. Bei der Diskussion um die Gefahrengebiete im Kreis Stormarn geschieht das aus meiner Sicht nicht.

Die Ausbildung von Polizeibeamten erfordert auch im rechtlichen Bereich erhebliche Anstrengungen. Danach folgt in der Praxis oft für viele Beamte die kalte Dusche. Tagtäglich verzweifeln viele im Umgang mit Verbrechern an den Schwächen des Rechtsstaates.

Hier beginnt die Führungsverantwortung der Vorgesetzten. Ich habe fast 40 Jahre bei der Hamburger Polizei gearbeitet, würde diesen Beruf jederzeit wieder ergreifen. Was mich aber wirklich beunruhigt ist die Tatsache, dass Zahlen akribisch aufgelistet und veröffentlicht werden, deren Auswirkungen auf den Bürger aber nur umschrieben werden. Wer von Einbrechern heimgesucht wurde, leidet oft lange darunter. Nicht selten wechselt er den Wohnort. In die Öffentlichkeit sollen aber nur die Dinge dringen, die die Polizei nicht zu schlecht aussehen lassen.

Wenn zum Beispiel Landespolizeichef Ralf Höhs die Datensammlung aus den Gefahrengebieten als „Gehirn der Polizei“ bezeichnet, ist es um diese Führung schlecht bestellt. Er muss wissen, dass eine Datensammlung nur Grundlage strategischer Konzepte ist, die dann mit motiviertem Personal und Material Kontrolldruck auf die Verbrecher ausübt.

Da die Ganoven jedes Risiko eiskalt kalkulieren, können sie in Stormarn quasi ohne Gefahr auf Tour gehen. Denn im Kreis mit den landesweit meisten Einbrüchen kann Kontrolldruck wegen mangelhafter Personal- und Technikausstattung gar nicht aufgebaut werden.

Wo sehen die Bürger den Polizisten im Stadtbild, wo fährt die Polizei noch Streife im ursprünglichen Sinne. Wo sucht die Polizei Kontakt zum Bürger? Wie viele zivile Streifen stehen in Stormarn überhaupt noch zur Verfügung? Spreche ich mit ehemaligen Kollegen, erfahre ich die Wahrheit. Und die lautet: Wir haben zu wenig Personal und Technik. Wir reißen uns den A… auf, aber keiner auf der Führungsebene nimmt das wahr.

Darum sollte sich der Landespolizeichef kümmern. Ein Knackpunkt bei der Diskussion ist, dass die polizeiliche Hierarchie und ihre Abhängigkeit von der Politik eine selbstkritische Auseinandersetzung mit den statistisch belegten Fakten geradezu verhindert. Und noch etwas empört mich, rüttelt an meinem Demokratieverständnis: Dass die Polizei schon seit 2011 immer zur dunklen Jahreszeit Gefahrengebiete ausweist, dies dem mündigen Bürger aber vorenthält. Herr Höhs: Schenken Sie den Bürgerinnen und Bürgern Stormarns reinen Wein ein. Sagen Sie ihnen die Wahrheit über die mangelhafte Ausstattung der Ordnungshüter.

Jens Herrmann, Leitender Polizeidirektor im Ruhestand, Bargteheide

Europaflagge auf dem Kopf

7. Mai: „Reinbeker Schüler gestalten Europa: Zwölf Jugendliche tauschen Ideen im Europaparlament mit Politikern und Gleichaltrigen aus“

Der Bericht über das lobenswerte Europa-Interesse der Sachsenwaldschüler wird dummerweise von einen peinlichem Foto verunziert, auf dem die Europaflagge kopfüber gehalten wird. Richtig herum gehalten steht jeder Stern standfest auf zwei Zacken und symbolisiert damit ein solides, stabiles Europa.

Holger Gettschat, Barsbüttel

Die Zuschriften geben die Meinung der Einsender wieder. Kürzungen vorbehalten. Schreiben Sie an stormarn@abendblatt.de oder per Post an die Regionalausgabe Stormarn des Abendblattes, Große Straße 11/13, 22926 Ahrensburg