Raphaela Langenberg pflegt in Labenz 8000 Quadratmeter große Anlage mit seltenen Pflanzen. Helfer sind willkommen

Labenz. Raphaela Langenberg weiß kaum, wo ihr der Kopf steht. Bevor sie am Wochenende die Pforten ihres Rosenparks L’âge bleu für Besucher öffnet, macht sie noch einmal klar Schiff. Die Rasenkanten müssen gesäubert, das wilde Kraut gezupft und die Rosen vom toten Holz befreit werden. Kein Honigschlecken bei einer bepflanzten Fläche von rund 8000 Quadratmetern. Hin und wieder bleibt die 55-Jährige an einem der vielen Rosensträucher trotzdem stehen und atmet tief ein. „Duften sie nicht einfach herrlich?“

Seit 2010 ist Raphaela Langenberg alleinige Herrin über den Rosenpark, der hinter der Stormarner Kreisgrenze zwischen Labenz und Sandesneben direkt an der Landesstraße 92 liegt. Neben Kräutern, Zwiebelblühern, Beerensträuchern und anderen Begleitpflanzen bietet er rund 1500 unterschiedlichen Rosensorten ein Zuhause. Ihr Herz hat die gebürtige Rheinländerin mehr oder weniger durch Zufall an die Königin der Blumen verloren. „Als Jugendliche fand ich Rosen ganz furchtbar“, sagt sie. Doch Mitte der 90er-Jahre schnupperte die Diplom-Designerin an einer historischen Rose. „Das haute mich total um.“ Seitdem hat sie sich ein enormes Fachwissen speziell über historische und in Vergessenheit geratene Rosensorten angelesen und vieles selbst ausprobiert.

Entstanden ist der Rosenpark im Jahr 2007, als Langenberg mit anderen engagierten Gartenfans Wildrosen von einem Baugelände rettete. In den eigenen Gärten war bald zu wenig Platz, so dass nach einem passenden Ort für die teilweise sehr großen Sträucher gesucht wurde. Schon beim zweiten Labenzer Landwirt, den die Pflanzenfreunde nach Pachtland fragten, hatten sie Glück. „Und es war nicht irgendeine Fläche“, so Raphaela Langenberg. „8000 Quadratmeter feinste Bioland-Dauerweide auf lehmigem Boden, die noch nie Chemie ausgesetzt war.“

Und so soll es auch bleiben: Zum Konzept des Parks gehört neben der Erhaltung und Sammlung seltener Rosensorten die rein biologische Pflege. Weder chemische Spritzmittel noch Mineraldünger kommen zum Einsatz. Langenberg: „Gegen Mehltau besprühe ich die Rosen regelmäßig mit einer Mischung aus frischer Vollmilch und Wasser.“ Die Mikroorganismen der Milch bekämpfen den Pilz, das Natriumphosphat stärkt die Abwehrkräfte. Um Unkraut und erneutes Wiesenwachstum zu unterdrücken, liegt auf dem Boden unter Stroh und Rindenmulch verborgen eine Silage-Folie aus Kunststoff. „Die bekomme ich immer von unserem Verpächter, wenn er sie nicht mehr braucht“, sagt Raphaela Langenberg, die es sehr schätzt, wie der Landwirt sie unterstützt.

So ein bisschen verrückt sei es nämlich schon, den Rosenpark ganz allein am Leben erhalten zu wollen. Nachdem viele bisherige Helfer entweder weggezogen sind, einen eigenen Garten oder einfach keine Zeit mehr haben, sich intensiv einzubringen, buddelt, pflanzt, jätet und gießt Langenberg fast immer allein. Wenigstens vor dem anstehenden Wochenende hat sie noch zwei helfende Hände gefunden: Eckehard Schwarzer aus Schlagresdorf (Nordwestmecklenburg), besser bekannt als Gartenmeister Eckehard, hat Unterstützung angeboten. Auf Knien robbt er sich nun Zentimeter für Zentimeter voran, um die Rasenkante zu stutzen. Am Sonnabend, 10. Mai, ist der Experte für biodynamische Gartenpraxis im Rosenpark mit einem Infostand. Er beantwortet Fragen und gibt Ratschläge „für ein harmonisches Zusammenleben zwischen Mensch und Pflanze“.

Schon seit Ende Februar ist Raphaela Langenberg nahezu jeden Tag im Park. Der milde und kurze Winter hat ihr kaum eine Verschnaufpause gegönnt. „Und den Rosen auch nicht“, sagt sie und hofft, dass ihre Lieblinge trotzdem ein gutes Jahr haben werden. Den Wildrosen scheint es jedenfalls bestens zu gehen: Die ersten roten, weißen und rosafarbenen Blüten sind bereits aufgegangen. Hunderte von dicken Knospen versprechen ein Blütenmeer.

Doch nicht nur die Rosen sind ein Hingucker. Auf dem Loki-Schmidt-Hügel, der der Naturschützerin zum 90. Geburtstag gewidmet wurde, wachsen mediterrane Kräuter, Schwertlilien und andere Stauden. Dahinter ist der sogenannte Sonnenuntergangsbereich, der in gelbe, orangefarbene und rote Beete aufgeteilt ist. Am kleinen Teich, der das Herz der Anlage bildet, können Gäste mit Blick aufs Wasser und dem Leben darin entspannen. „Ich freue mich auf viele naturbegeisterte Menschen“, sagt Raphaela Langenberg. „Und vielleicht ist ja auch der eine oder andere dabei, der mir und den Rosen mal tatkräftig Gesellschaft leisten möchte.“