Stormarn ist weiter landesweit die Hochburg der Einbrecher. Bürgermeister und Politiker für mehr Polizeipräsenz

Ahrensburg. „Stormarn: Im Kreis der Einbrecher“ – die Schlagzeile auf der Norddeutschland-Seite vom Donnerstag über sogenannte Gefahrengebiete hat viele Abendblatt-Leser erstaunt. Die Reaktionen von Politikern sind gemischt. Einige befürworten die Sonderregelung im Kampf gegen Einbruchskriminalität, für andere ist sie ein Zeichen schlechter Personalpolitik.

„Mir war nicht bekannt, dass es bei uns Gefahrengebiete gibt. Aber wenn es der Polizei hilft, ist es ein geeignetes Mittel“, sagt zum Beispiel Bargteheides Bürgermeister Henning Görtz. Er kenne die Sorge vieler Bürger beim Thema Einbruch. Vor allem deshalb, weil Stormarn seit zehn Jahren im landesweiten Vergleich negativer Spitzenreiter ist. 2013 registrierten die Beamten 1018 Taten. Und: Stormarn hat mit 4,3 Prozent (2013) die niedrigste Aufklärungsquote. „Allerdings dürfen Gefahrengebiete nicht das einzige Mittel der Polizei gegen Kriminelle sein“, sagt Henning Görtz und fordert, dass Kiel nicht am Personal sparen dürfe.

Überrascht vom Vorgehen der Polizei zeigt sich auch Thomas Schreitmüller, Bürgermeister von Barsbüttel: „Wenn es die Sicherheit erhöht, befürworte ich das.“ Dennoch wünsche er sich mehr Polizeipräsenz in seiner Gemeinde. Und spielt offenbar auf Beispiele aus jüngerer Vergangenheit an. Eine Bürgerin hatte dem Abendblatt berichtet, sie habe einen Verdächtigen beobachtet und die Polizei gerufen. Dort bekam sie die Antwort, die Wache sei permanent unterbesetzt, man könne niemanden schicken. Dazu der Bürgermeister: „Unsere Wache ist ab spätem Nachmittag und am Wochenende tatsächlich nicht besetzt.“

Für Axel Bärendorf, Bürgermeister von Reinbek, ändere zusätzliches Personal nichts an der Grundproblematik. Zwar habe sich die Zahl der Einbrüche in Reinbek innerhalb von fünf Jahren verfünffacht (21 Taten in 2008, 41 in 2010 und 113 im vergangenen Jahr). Aber, so Bärendorf: „Wir können doch nicht vor jede Haustür einen Polizisten stellen.“ Nun müssten die Bürger selbst mehr für ihre Sicherheit tun. „Besonders wichtig ist, dass die Häuser gut gesichert sind und Einbrecher nicht einfach mit einem Hebel oder mit Schraubendrehern Türen öffnen können.“ Ein weiterer wichtiger Punkt für ihn sei eine gute Nachbarschaft, aufmerksame Bürger, die aufeinander acht geben.

Anders sehen das die Landtagsabgeordneten Wolfgang Kubicki (FDP) und der Ahrensburger Tobias Koch (CDU). Wie berichtet, spricht Kubicki in Bezug auf die Gefahrengebiete von einem „billigen Ersatz für eine ordentliche polizeiliche Personalplanung“. Koch sagt: „Diese drastische Maßnahme beweist eindeutig, dass Polizei mit ihrem bestehenden Personal nicht in der Lage ist, die Menschen ausreichend zu schützen.“ Dass die Polizei in Gefahrengebieten, die sie seit 2011 immer von November bis Februar von Ahrensburg bis Bad Oldesloe über Glinde und Reinbek ausweist, auch die Daten von Verdächtigen speichern darf, ist für die befragten Bürgermeister offenbar kein Problem. Bisher habe sich darüber bei ihnen noch kein einziger Bürger beschwert. Der SPD-Landtagsabgeordneter Tobias von Pein, der in Lütjensee lebt, glaubt, die Polizei gehe mit den Daten sorgsam um. „Das ist nicht mit den Gefahrengebieten in Hamburg zu vergleichen. Wir sprechen hier nicht von Massendatenspeicherungen.“

Wie viele Daten in den vergangenen Jahren erfasst wurden, könne die Polizei nicht sagen. Holger Meincke, stellvertretender Polizeidirektor für die Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg, sagt: „Es werden nur Daten von Verdächtigen gespeichert. Treffen die Beamten jemanden an, der schon häufiger wegen Eigentumsdelikten in Erscheinung getreten ist, werden seine Daten gespeichert. Zum Beispiel, wann und wo er angetroffen wurde. So verfahren wir auch bei Menschen, die offensichtlich Einbruchswerkzeug bei sich haben.“ Durchsuchen dürften die Beamten Verdächtige nicht.

Meincke sagt, die Ausweisung von Gefahrengebieten sei zweckgebunden. „Wir dürfen nicht wahllos kontrollieren.“ Im übrigen sei es nicht gefährlich, in solchen Gebieten zu leben. Lediglich das Risiko, Opfer eines Einbruchs zu werden, sei dort größer. Auch im November 2014 sollen erneut Gefahrengebiete ausgewiesen werden.