Eine Glosse von Lars Hansen

Es gibt Aspekte des Lebens, in denen bin ich konservativ bis zur Rückständigkeit. Geld gehört dazu. Ich benutze nämlich meistens Scheine und Münzen zum Bezahlen, anstatt Plastik zu nehmen. Das ist natürlich Quatsch, denn ob ich jemandem ein kompliziert bedrucktes Stück Papier gebe, das ihm einen bestimmten Wert garantiert, oder ob ich jemandem mit einer auf Karte abgespeicherten Datenreihe diesen Wert garantiere, macht keinen Unterschied: Weder die Europäische Zentralbank noch ich haben das garantierte Geld wirklich.

Aber ein Blick ins Portemonnaie gibt einen schnellen Überblick darüber, was ich mir leisten kann. Ich habe auch eine Kreditkarte, die ich aber kaum nutze. So selten, dass ich Details vergesse. So musste ich jetzt zur Bank, und mir mal wieder etwas erklären lassen. Telefonwarteschlangen mit Menüsteuerungen machen mich nämlich ärgerlich. Lieber spreche ich mit Leuten, die Ahnung haben.

Ich kam mir mit meiner Frage vor wie ein Volltrottel, aber auch der Banker musste nachdenken und rief dann einen Experten an. Das machte ihn mir sympathisch. Bestimmt hatte dieser Mann eine Durchwahl zum Durchblicker. „FRA-GE“, sprach er ins Telefon. Danach trommelte er mit den Fingern auf seiner Schreibtischunterlage. „HIL-FE“ sprach er in den Hörer, um seine Finger mit aggressiven Synkopen zu bewegen. „KRE-DIT-KARTE“ war das nächste Wort. Danach hatte er seinen Experten, schilderte mein Problem und löste es. Währenddessen bediente ich mich an den Bonbons auf seinem Schreibtisch.

Ich hatte eine neue Erkenntnis gewonnen: Den Ärger mit der menügeführten Warteschleife kann man an andere delegieren. Das Fingertrommeln hätte ich nicht besser hingekriegt. Die Bonbons waren lecker. Und ein Blick ins Portemonnaie zeigte mir: Ich konnte mir noch eine Tüte holen.