Bei „Music for free“ feiern die Bewohner der Schlossstadt und Besucher an sechs Veranstaltungsorten

Ahrensburg. Versteckt hinter vier Kartons bahnt sich Kneipen-Chefin Carmen Bauck den Weg durch die Asche. Sie verscheucht mit höflich-bestimmten „Vorsicht!“-Rufen die Gäste, die sich dicht an dicht in der Kneipe drängen. An der Bar angekommen, hievt sie die Kartons auf den Tresen. „Gläser“, sagt sie. „Die waren schon wieder ausgegangen.“ Es ist 20.30 Uhr am Mittwochabend. Ein besonderer Mittwochabend versteht sich. Es ist Walpurgisnacht und Hunderte Ahrensburger sind auf den Beinen – und zwar nicht nur in der Kneipe Asche, sondern in der gesamten Innenstadt.

Zum fünften Mal hat die Kaufleutevereinigung Stadtforum unter dem Motto „Music for free“ zum Tanz in den Mai Musiker in die Stadt geladen. In sechs Lokalen spielen sie in der Nacht zum 1. Mai ihre Konzerte. In der Asche wiegen die Freundinnen Sabine Florczik und Paula Kuhn im Takt zu „Lay Back In The Arms Of Someone“, vorgetragen von der Smokie-Coverband Tschmokie. Ihre Sektgläser stehen vergessen auf einem Bartisch.

Die Füße still zu halten, gelingt auch vielen Gäste im Rockefeller nicht. Das Mikrofon umklammert, singt der Curtain Call-Frontmann mit angemessen rauchiger Stimme den Cocker-Hit „Unchain My Heart“. Belohnt für ihren Auftritt wird die Band mit glücklichen Gesichtern.

Gediegener geht es derweil im Delikatessengeschäft Boy zu. Während die Koschmiders Hits von den Beatles intonieren, bereitet Jörg Boy hinterm Tresen einen Scampi-Teller vor. Leckereien, die die Gäste an vier langen Tischen vor der Bühne verspeisen. Auch im Restaurant Bangkok gibt es nicht nur etwas für die Ohren (von Sänger Georgie Carbutler), sondern auch etwas für den Magen. Es duftet nach Kokos und die Gäste, die schon satt sind, nippen an bunten Cocktails.

Statt Eintritt wurden Spenden für einen guten Zweck gesammelt

Je später der Abend wird, umso mehr Menschen entern die Innenstadt. Im Kneipenrestaurant Berlin Milljöh recken die Besucher vor dem Vorzelt die Hälse, um einen Blick auf die Bühne zu werfen. „I Got Stripes“ hallt es von dort. Und es scheint, als müssten sich die Zuhörer in den letzten Reihen vergewissern, dass nicht die Western-Legende Johnny Cash (1932– 2003) auferstanden und nach Ahrensburg gekommen ist – so nah am Original ist die Stimme des The LineWalkers-Sängers an.

Im Casa Rossa greift unterdessen Chef Ezio Nori zum Mikrofon und singt italienische Lieder, begleitet sich dabei selber am Klavier. Die Ruhe vor dem Sturm. Denn als die Musiker in den übrigen Lokalen um Mitternacht nach vier Stunden Mikrofone und Instrumente einpacken, wird das Casa Rossa zu einer einzigen Tanzfläche. Für die richtige Stimmung sorgt bis in die frühen Morgenstunden der Ahrensburger DJ Martin Hoefling.

Amüsiert haben sich die Ahrensburger und die Gäste, die für „Music for free“ aus dem Umland gekommen sind, übrigens auch aus Wohltätigkeit. So kreisten in den Lokalen Spendenbüchsen. Mit dem Geld soll Kindern mit Migrationshintergrund, die keine Hortbetreuung haben, bei Bedarf eine Hausaufgabenhilfe finanziert werden.