Streckenposten sperren Übergang in Rümpel seit einem Jahr per Hand. Neue Anlage wird ab September gebaut. Bahn: „Das ist besonders schnell“

Rümpel. „Im September wird hier definitiv gebaut.“ Das ist wohl die wichtigste Nachricht, die Deutsche Bahn-Sprecher Egbert Meyer-Lovis an der defekten Bahnschranke an der Kreisstraße 61 zwischen Rohlfshagen und Rümpel verkündet. Damit reagiert er auf einen Abendblatt-Bericht, der die Situation an der Bahntrasse kürzlich erneut thematisiert hat. Grund: Seit einem Jahr stehen hier zwei Bahnübergangsposten und sichern den Durchfahrtbereich per Hand ab – mit einer rot-weißen Absperrgir... „Es heißt nicht Absperrgirlande“, betont Meyer-Lovis. „Es heißt faltbare Schranke.“

Diese faltbare Schranke, die so schön flattert, wenn ein Zug vorbei gesaust kommt, sorgt für viel Frust bei den Autofahrern. Sie müssen nämlich länger als sonst auf die Öffnung der Schranken warten. „So lange wie jetzt haben wir hier noch nie gestanden, sagt Familie Frank aus dem Rümpeler Ortsteil Rohlfshagen. Hilfsposten Bernd Elsner, 61, erklärt: „Hier ist zu den drei planmäßigen Zügen noch eine außerplanmäßige Fahrt einer Lok hinzugekommen. Deswegen hat es jetzt besonders lange gedauert.“ Das kennt auch Hans-Holger Dreckmann, der hier schon mal eine Viertelstunde gewartet hat. Der gebürtige Rohlfshagener sagt: „Zur halben und vollen Stunde stehen die Autos besonders lange hier.“

DB-Sprecher Meyer-Lovis erklärt, warum das so ist: „Das liegt zum einen daran, dass sich die Schließzeit bei manueller Sicherung verlängert.“ Bei mehreren Zügen hintereinander könne die Schranke zudem nicht zwischendurch geöffnet werden. „Das können Fahrdienstleiter und Bahnübergangsposten in der kurzen Zeit nicht koordinieren.“ Bei einer automatischen Anlage sei das anders. Der Zug löse über einen Kontakt neben dem Gleis die Schließung der Schranken aus. „Die Schranke braucht dann maximal sechs Sekunden, bis sie unten ist.“ Genauso automatisch öffne sie sich dann wieder, wenn der Zug vorbeigefahren sei. Die Leute müssten in dem Fall nicht so lange warten und es bildeten sich keine Staus.

Das ist auch der Hauptkritikpunkt vieler Autofahrer. Sie fragen sich, weshalb es solange dauert, die Anlage wieder zum Laufen zu bringen. Meyer-Lovis sagt, dass es in diesem Fall sogar besonders schnell gehe. „Normalerweise braucht es etwa drei Jahre Vorlauf, um eine Schrankenanlage zu erneuern. Genehmigungs- und Planfeststellungsverfahren, die Genehmigung des Eisenbahn-Bundesamtes sowie die Ausschreibung dauerten so lange. Dies dürfe aus rechtlichen Gründen nicht parallel laufen. „In diesem Fall sind wir mit einem Jahr Vorlaufzeit sogar sehr schnell, obwohl die Erneuerung nicht geplant war“, so Meyer-Lovis.

Die Krux bei der Sache: Normalerweise kämen nur während der Bauzeit, also etwa zwei Monate lang, Bahnübergangsposten zum Einsatz, wenn eine funktionierende Schrankenanlage erneuert wird. In diesem Fall wird die manuelle Absicherung des Bahnübergangs nach Schätzung des Bahn-Sprechers eineinhalb Jahre dauern.

Die Vorgeschichte: Nachdem ein Blitz am 19. April vergangenen Jahres in der Nähe des Schalthauses eingeschlagen war, ist die Batterie der Anlage explodiert. Um 11.30 Uhr bekam der Fahrdienstleiter eine Störungsmeldung. Seitdem ist die Anlage außer Betrieb. „Wir sind zunächst davon ausgegangen, dass wir sie reparieren können“, sagt Meyer-Lovis. „Aber sie ist zu stark beschädigt. Es ist Batteriesäure ausgelaufen, sodass wir das Schalthaus nicht einmal betreten können“. Eine Spezialfirma werde das Schalthaus dekontaminieren und die Überreste der Batterie entsorgen müssen.

Da durch die starke Beschädigung kein Bestandsschutz mehr gelte, werde die komplette Anlage abgerissen und erneuert. „Das bedeutet: Wir installieren neue Lichtzeichen und Schranken, ein neues Schalthaus und versetzen eine Schranke etwas weiter von der Straße weg.“ Das werde rund zwei Monate dauern. Im Dezember solle die neue Schranke also in Betrieb genommen werden. Kostenpunkt inklusive Personal: 500.000 Euro. Wie viel davon allein auf die Bahnübergangsposten entfalle, wollte Meyer-Lovis nicht sagen. Die Bahn möchte die Kosten aber wohl gering halten, indem sie externe Mitarbeiter beschäftigt. „Das sind keine Mitarbeiter der Deutschen Bahn, wir beauftragen Subunternehmen“, sagt Egbert Meyer-Lovis.

Bis Ende des Jahres werden die Bahnübergangsposten also noch ungefähr 150 Mal am Tag Schranke spielen. Faltbare Schranke natürlich.