Aalglatter Platzverweis

17./ 18. April: „Kirche will Pastor loswerden“

Mit dem „Gedeihlichkeitsparagraphen“ im Kirchenrecht versuchen sich der Gemeinderat sowie Propst Buhl elegant eines unbequem gewordenen Pastors ohne Angabe von Gründen zu entledigen. Unbequem ist Helgo Matthias Haak für seine Institution, seit er als Vorsitzender des Gemeinderats auf den 2010 bekannt gewordenen vielfachen sexuellen Missbrauch eines Pastors sowie der sexuellen Übergriffigkeit eines zweiten klar und selbstverantwortlich agierte. Eine mutige Phalanx der Solidarität genoss er zu diesem Zeitpunkt in Ahrensburg nicht. Stattdessen setzte die hinlänglich bekannte Vertuschungsstrategie der Kirchenhierarchie ein und Haak bekam seinen Maulkorb verpasst. Opfer und Aufklärer waren feindliche Bedrohung. Zwei Jahre begleitete diese erschreckende Erfahrung mit Kirche sehr intensiv unser Leben. Wie wohltuend empfanden wir, dass einer anders tickte: Helgo Matthias Haak! Sehr bewusst haben wir verfolgt, wie dieser zwischen den Mühlsteinen seiner agierenden Vorgesetzten zerrieben und durch den seelischen Druck sehr krank wurde. Trotzdem kämpfte er immer. So erstritt er mit einer Klage vor dem Kirchengericht, sein Wissen über den schweren Missbrauchsfall veröffentlichen zu dürfen. Die Überbringer schlimmer Nachrichten wurden im Mittelalter geköpft. Anscheinend soll diese Idee in Pastor Haaks Fall in die Neuzeit transportiert werden: Ein über viele Jahre sehr geschätzter Pastor soll nun Ahrensburg aus „Gedeihlichkeitsgründen“ verlassen. Das klingt eher nach frömmelndem, aalglattem Platzverweis ohne eine Möglichkeit der Rechtfertigung. Menschen, die seinen kritischen Geist, seinen seelsorgerischen Beistand in sehr aussagekräftigen Predigten schätzen gelernt haben, würden ihn schmerzlich vermissen und werden diese Ungerechtigkeit sicher nicht hinnehmen. Für mich läutet die Kirche gerade den letzten Akt ihrer fatalen Fehleinschätzung und -leistung ein. Auch im Geschehen um St. Johannes wurde wieder sehr klar, mit welchem autoritären Gestus und fataler Selbsteinschätzung die „Hirten“ meinen, mit ihrer „Herde“ umgehen zu dürfen. Ja, Herr Buhl und Frau Botta, ich meine, dass die „ordinierten“ Pastoren, wenn sie nicht endlich den dramatischen Loslösungsprozess sehr vieler Gemeindemitglieder verstehen, in Ahrensburg Selbstgespräche halten werden – zugunsten der Laienprediger. Welch eine tolle Idee ist da in St. Johannes aus der Not entstanden!

Brigitte Offen, Ahrensburg

Selbst entscheiden

22. April: „Die Wiederauferstehung einer Kirche“

Warum darf keine Laienandacht in St. Johannes stattfinden, wenn zur (fast) gleichen Zeit eine Andacht in der Schlosskirche oder in einer anderen kirchlichen Stätte stattfindet? Sie vermuten, dass die Kirchengemeinde (oder meinen Sie den Kirchengemeinderat?) die Konkurrenz fürchtet. Ein paar Zeilen weiter: Der Wunsch des Kirchengemeinderats ist nachvollziehbar. Eine mutige Aussage, mit der Sie Öl in das Feuer schütten. Oder fürchtet der Rat die Laienprediger, weil sie besser bei den Gläubigen ankommen? Warum darf das Kirchenmitglied nicht selbst entscheiden, welche Andacht es besucht ? Statt Partei für den Gemeinderat zu ergreifen, hätte ich lieber ein Wort zum Verständnis für die Gläubigen um St. Johannes gelesen.

Fritz Lucke, Ahrensburg

Falsches Konkurrenzdenken

Wenn eine Kirchengemeinde aus finanziellen Gründen nicht an allen Sonntagen des Jahres einen von einem ordinierten Geistlichen geleiteten Gottesdienst durchführen kann, sollte sie dankbar und froh darüber sein, wenn auch an den „freien“ Sonntagen das Wort Gottes von Mitgliedern der Gemeinde, sogenannten Laien, verkündet werden kann! Formale Gründe oder gar ein Konkurrenzdenken sollten in einer christlichen Gemeinde zweitrangig sein und dürfen in ihr nicht das Handeln entscheiden!

Jürgen v. Werder, Ahrensburg

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