Bevölkerung wächst, Senioren größte Gruppe. Wie sich der Kreis verändert, zeigt die Prognose einer Beratungsfirma

Ahrensburg. Verdichtungsraum und Wanderungssaldo, Pendlerverflechtung und Ventilfunktion. Solche Begriffe lernt, wer sich mit den Entwicklungen und Perspektiven des Hamburger Umlandes beschäftigt. Für eine aktuelle Studie hat das Hamburger Beratungsunternehmen Analyse & Konzepte Zahlen von Statistik- und Bundesämtern, der Agentur für Arbeit und aus Datenbanken zusammengestellt und daraus eine Perspektive formuliert. Die Prognose für Stormarn: Der Kreis wächst, wird älter und teurer. Im Detail:

Stormarns Bevölkerung wächst gegen den Trend

Dass es bald mehr Menschen in Stormarn gibt, liegt nicht daran, dass viele Kinder geboren werden, sondern daran, dass zunehmend Menschen in den Kreis ziehen. Gegen den Bundestrend ist dies bis zum Jahr 2030 in allen Kreisen des Hamburger Umlands so: Die Bevölkerung wächst. In Stormarn waren es 232.911 Einwohner im Jahr 2012, im Jahr 2020 sollen es 231.300 sein, zehn Jahre später dann 238.400 Einwohner. Jens Oelgemöller von der Beratungsfirma erklärt: „Dass es im Jahr 2020 weniger Einwohner sind, liegt daran, dass die Zahl für 2012 die tatsächliche Zahl ist, die Prognosen für 2020 und 2030 aber stammen aus dem Jahr 2010, also aus der Zeit vor dem Mikrozensus 2011.“

Bereits in den Jahren 2010 bis 2012 hatte Stormarn nach Pinneberg die zweithöchsten Wanderungsgewinne der Umlandkreise, insgesamt zogen pro Jahr durchschnittlich 2031 Menschen mehr nach Stormarn, als wegzogen. Wanderunsgssaldo nennt sich das. Der Anteil der Wanderungsgewinne an der Bevölkerung ist mit einem Prozent in Stormarn höher als in den anderen Kreisen. „Besonders positiv werden die Zuwächse im Verdichtungsraum Hamburg ausfallen. So sind für Städte wie Pinneberg, Norderstedt und Ahrensburg Bevölkerungszuwächse zu erwarten“, heißt es in der Prognose. „Der für Deutschland insgesamt zu erwartende deutliche Bevölkerungsrückgang ist im Umfeld der Hansestadt Hamburg nicht zu beobachten.“

Die Stormarner werden älter, weniger Nachfrage nach Familienheimen

Bis zum Jahr 2030 sollen 30 Prozent der Bewohner in den Umlandkreisen älter als 60 Jahre sein, sie bilden dann die größte Gruppe. Die Altersgruppe der 40- bis 60-Jährigen soll von derzeit etwa einem Drittel auf ein Viertel der Gesamtbevölkerung schrumpfen. Die Studie folgert daraus, dass die Nachfrage nach familiengerechten Eigenheimen sinken wird. „In den sechs Umlandkreisen wird die Anzahl der Haushalte mit vier und mehr Personen um 10 Prozent zurückgehen. Gleichzeitig wird mehr kleiner und vor allem altersgerechter Wohnraum nachgefragt werden. Hier ist ein Anstieg der Nachfrage in allen Kreisen von mehr als 17 Prozent zu erwarten“, heißt es. In Stormarn sieht der Vergleich so aus: Im Jahr 2011 gab es 37.300 Ein-Personen-Haushalte, 2030 sollen es 44.700 sein. Zwei-Personen-Haushalte gab es 39.100 und 45.200 sollen es 2030 sein. Die Anzahl der Drei-Personen-Haushalte sinkt von 14.100 auf 13.200. Ebenfalls sinkt die Zahl der Vier-und-mehr-Personen-Haushalte: von 15.800 auf 14.100.

Kauf- und Mietimmobilien sind in Stormarn besonders teuer

Wer schon ein Haus oder eine Eigentumswohnung hat, möge nun anfangen, sich zu freuen. Denn die größten Preisanstiege von 2009 bis 2013 für Eigentumswohnungen ab Baujahr 2011 gibt es mit jeweils 36 Prozent in den Kreisen Stormarn, Segeberg und Herzogtum Lauenburg. Bei den Bestands-Eigentumswohnungen liegt die Kaufpreisentwicklung in Stormarn auf Platz eins: 26 Prozent. Interessenten zahlten im vergangenen Jahr 2.936 Euro pro Quadratmeter für einen Neubau, 1.883 Euro für eine Bestandswohnung. Hauskäufer zahlten 2.336 Euro pro Quadratmeter für einen Neubau, das entspricht einem Anstieg von 14 Prozent im Vergleich zum Jahr 2009. Für ein Haus aus dem Bestand lag der Preis bei 2056 Euro, das entspricht einem Anstieg von 17 Prozent. Ahrensburg liegt deutlich über dem Kreisdurchschnitt, Neubauwohnungen gab es pro Quadratmeter für 3216 Euro, Bestandswohnungen kosteten 1994 Euro. Der Preis für Häuser war nur wenig höher: 2.408 Euro pro Quadratmeter für einen Neubau, 2.471 Euro für ein Bestandsobjekt.

Wer mieten will, muss sich in Stormarn ebenfalls auf hohe Preise einstellen. Die Mieten im Hamburger Umland sind von 2009 bis 2013 kontinuierlich angestiegen, in Stormarn um 15 Prozent im Bestand und um 23 Prozent bei Erstvermietungen. Hier werden die höchsten Netto-Kaltmieten verlangt: durchschnittlich 9,76 Euro pro Quadratmeter für Neubauwohnungen und 7,81 Euro für Bestand. „Eine sehr dynamische Entwicklung des Wohnungsmarktes ist in Stormarn zu verzeichnen, die in den kommenden Jahren anhalten wird“, so die Studie. „Dabei konzentriert sich das Geschehen entlang der Bahnlinie auf die Standorte Ahrensburg, Bargteheide bis nach Bad Oldesloe.“

Etwa die Hälfte aller Stormarner pendelt zur Arbeit nach Hamburg

Ein Grund hierfür ist, dass die Pendlerverflechtung mit Hamburg in Stormarn besonders hoch ist. Etwa 50 Prozent der Erwerbstätigen im Kreis pendeln. Insgesamt sind es 42.399 Menschen, die zur Arbeit nach Hamburg fahren. Die geringste Arbeitslosenquote gibt es mit 4,2 Prozent ebenfalls in Stormarn. Passend dazu weist der Kreis die höchste Kaufkraft pro Kopf auf: 25.241 Euro, das entspricht einem Anstieg von 2,4 Prozent von 2012 auf 2013. Deutschlandweit liegt der Wert pro Kopf bei 21.220 Euro.