Neues Einfamilienhaus in Siek getroffen. Dach abgedeckt, Stromleitungen verschmort. Blitzableiter nicht vorgeschrieben

Siek. Es war ein ohrenbetäubender Knall. Und obschon Kai Bredenkamp den hellen Blitz am Himmel Augenblicke vorher gesehen hatte, erschreckte er sehr. Noch bevor sich der Ortswehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Siek wieder gefasst hatte, erreichte ihn die Einsatzmeldung: Explosion in einem Haus am Weidenkamp. Ein Blitz war in das Dach des Hauses eingeschlagen und hatte einen Schaden verursacht, den die Polizei auf etwa 200.000 Euro schätzt. Es war Montagabend, 17.30 Uhr.

Auch am Dienstag schlugen wieder Blitze in Häuser ein. Gegen 16.50 Uhr meldete eine Anwohnerin in Steinburg einen Einschlag, zweimal hatten zuvor Blitze in Mölln (Kreis Herzogtum Lauenburg) in Häuser eingeschlagen.

Ein Blitz kann eine Spannung bis zu 100 Millionen Volt haben

Was ist in Siek geschehen? Am Abend des Ostermontag ziehen dunkle Wolken über der Gemeinde zusammen. Es beginnt zu hageln, es blitzt. Dann schlägt ein Blitz in das Dach des hell geklinkerten Hauses am Ende der Straße ein. Der Neubau, den ein Ehepaar vor rund einem Jahr bezogen hat, hat keinen Blitzableiter. Da die Energie des Blitzes nicht abgeleitet wird, zerbersten die Pfannen am Dachfirst. Laut Niklas Weise, Meteorologe am Institut für Wetter- und Klimakommunikation in Hamburg, können Blitze eine Spannung von bis zu 100 Millionen Volt haben. Zum Vergleich: Gewöhnliche Stromleitungen in einem Haus haben 230 Volt. Durch die Wucht werden die Schindeln vom Schornstein abgesprengt. Die Bruchstücke landen im Garten des Hauses. „Es war ein einziges Trümmerfeld“, sagt Ortswehrführer Bredenkamp später. Er ist wenige Minuten nach dem Einschlag am Haus eingetroffen.

Auch im Gebäude richtet der Blitz immensen Schaden an. Die Treppe zum Dachboden wird herausgerissen, Rigipsplatten im Obergeschoss brechen. Die Leitungen, durch die der Blitz in die Erde abgeflossen ist, werden so stark beschädigt, dass sie ausgewechselt werden müssen. Der Stromkasten im Keller wird bei dem Einschlag aus der Wand gerissen und verschmort. Auch bei den Nachbarn ist die Kraft des Blitzeinschlages zu spüren. „In unserem Wohnwagen ist eine Deckenlampe gesprungen“, sagt eine Nachbarin. Bei anderen werden ebenfalls Stromleitungen und technische Geräte beschädigt. „Der Schreck sitzt sehr tief“, sagt die Nachbarin. Auch das Haus, in dem sie mit ihrem Mann und den zwei Kindern lebt, hat keinen Blitzableiter. Sie will nun nachrüsten lassen.

„Hauseigentümer sind in Deutschland nicht verpflichtet, einen Blitzableiter einbauen zu lassen“, sagt Stephan Schweda vom Gesamtverband der Deutschen Versicherer. Schlägt ein Blitz in ein Haus ein, zahlt die Versicherung. Schweda: „Bei Schäden am Haus haftet die Wohngebäudeversicherung. Schäden im Haus, etwa an elektronischen Geräten, zahlt die Hausratversicherung.“ So würden sich immer mehr Hauseigentümer die Kosten für einen Blitzableiter sparen.

Zwischen 1000 und 2000 Euro kostet je nach Größe und Bauart des Hauses die Installation laut Andreas Schmidt, Chef des Fachbetriebes Elektro- und Gebäudetechnik Ahrensburg. „Verpflichtend ist nur eine Fundamenterdung“, sagt Schmidt. Das ist ein großer Metallring, der das Haus einrahmt. Er sorgt dafür, dass der Blitz abgeleitet wird, kann aber im Gegensatz zu einem Blitzableiter nicht verhindern, dass er durch das Haus fließt.

Die Gefahr bei Blitzeinschlägen für Menschen in Gebäuden ist minimal

Die Bewohner des Hauses am Sieker Weidenkamp müssen nun nicht nur die Leitungen, sondern auch das Dach ersetzen lassen. Es ist am Abend des Einschlages provisorisch repariert worden. Dazu hatten die Feuerwehrleute das Technische Hilfswerk (THW) angefordert. Holger Zentawer ist Fachberater des Ortsverbandes Ahrensburg: „Man konnte aus dem Obergeschoss direkt in den Himmel schauen.“ Mit Planen wurde das Dach abgedichtet. Die Feuerwehr hatte unterdessen mit einer Wärmebildkamera das Gebäude auf Feuer untersucht. „Glücklicherweise ist es aber zu keinem Brand gekommen“, sagt Bredenkamp. Ein Techniker der E.on hatte zeitgleich die Stromleitungen in der Straße auf mögliche Schäden untersucht.

Die Gefahren für den Menschen bei einem Blitzeinschlag in ein Gebäude sind übrigens minimal. Meteorologe Niklas Weise: „Gefährlich könnte es sein, wenn man sich in unmittelbarer Nähe zu Steckdosen aufhält. Weise rät bei Gewittern die Stecker von Geräten zu ziehen und warnt: „In den kommenden Tagen wird es voraussichtlich in Hamburg und dem Umland vermehrt zu Gewittern kommen.“