Reinbek braucht dringend Platz für Flüchtlinge. Gemeinden im Süden des Kreises denken über gemeinsames Auffanglager als „Pufferlösung“ nach

Reinbek. Wahrscheinlich schon im Juni wird die neue Kindertagesstätte am Mühlenredder 32 eröffnet, die einen deutlich kleineren Vorgänger ersetzt, dessen zwei Betriebsteile an der Schulstraße 24 und am Mühlenredder 117 räumlich voneinander getrennt liegen. Sobald die Kinder umgezogen sind, startet der Umbau der alten Kita-Gebäude. Beide Häuser werden zu Unterkünften für Asylbewerber.

Reinbek hat dies bereits im November letzten Jahres angekündigt, als die Pläne für den Neubau der Kindertagesstätte vorgestellt wurden. Die Nöte der Kommunen sind bekannt. Der Strom von Flüchtlingen hat zugenommen, Städte und Gemeinden sind dazu verpflichtet, entsprechend einer Quotierung weitere Asylbewerber aufzunehmen. Doch sozialer Wohnraum ist knapp. Es müssen also allerorts kurzfristige Lösungen gefunden werden. Oft gegen Widerstände der Anwohner. Reinbek versucht dem vorzubeugen, indem die Planung rechtzeitig transparent gemacht und die Belegung für alle Beteiligten sozialverträglich organisiert werden soll.

Die Stadt hat zurzeit 78 leistungsberechtigte Asylbewerber, hinzu kommen zehn weitere Menschen, deren Verfahren abgeschlossen sind und die noch Unterstützung brauchen, sowie eine Handvoll Obdachlose. „Ungefähr 30 weitere Asylbewerber werden in diesem Jahr hinzukommen,“, sagt Torsten Christ, Sachgebietsleiter Soziales in Reinbek. Bürgermeister Axel Bärendorf ergänzt: „Es geht auch darum, diese Menschen in Not würdig unterbringen.“ Verlegenheitslösungen wie die acht Wohncontainer auf einem Parkplatz an der Hermann-Körner-Straße, die bis zum 30. September wieder abgebaut werden sollen, gelte es zu vermeiden. Axel Bärendorf: „Das war die einzige Möglichkeit, um einem kurzfristigen Bedarf nachzugeben.“

Eine nachhaltigere Lösung versprechen die beiden Kita-Gebäude, die für jeweils 40.000 Euro so umgebaut werden sollen, dass sie möglichst rasch bezogen werden können. Am Mühlenredder 117 sollen vier Wohnungen à drei Zimmer für zwölf Personen geschaffen werden. Hier könnten, so erzählt Torsten Christ, besonders schützenswerte Personen, also alleinstehende Frauen und alleinerziehende Mütter, unterkommen. In der Schulstraße 24 würden dagegen zwei Familien wohnen, die sich schon gut in Reinbek eingefügt haben.

„Die Aufnahme von Menschen in Not ist ein Versprechen, das man auch vernünftig einlösen muss“, sagt Axel Bärendorf. Dazu gehöre auch die Anbindung an das soziale Leben in der Stadt. Der Bürgermeister erinnert an den Fall eines Asylbewerbers, der sich so abgesondert hatte, dass er in eine lebensbedrohliche Situation geriet, die beinahe unbemerkt geblieben wäre. Torsten Christ: „Wir haben inzwischen eine engmaschige Betreuung organisiert, mit Sprach- und Kulturmittlern der Awo, die mit den Behörden zusammenarbeiten.“

Darüber hinaus, so verrät Bürgermeister Bärendorf, beraten die Städte und Gemeinden im südlichen Stormarn zurzeit, wie sie gemeinsam wirksam und flexibel auf rasche Zuwächse von Asylbewerbern reagieren könnten. „Wir denken über eine gemeinsame Aufnahmestelle vor, die einen Puffer schaffen könnte“, sagt er. Eine solche übergreifende Auffangeinrichtung soll die Asylbewerber so auf das Leben am jeweiligen Ort vorbereiten, dass ihre Integration leichter fiele – nicht zuletzt wäre das auch wirksame Willkommenskultur. Torsten Christ: „Wir sehen bei unseren Sprach- und Kulturmittlern, wie gut das funktioniert. Von ihnen lernen unsere Asylbewerber, sich in Deutschland zurechtzufinden.“ Christs Praxisbeispiel ist eine Frage, die bei deutschen Nachbarn wie ein Sesam-öffne-dich wirken dürfte: „Wann bin ich mit der Treppenhausreinigung dran?“