In der Hoisbütteler Kirche ist die Taufe vor Sonnenaufgang Symbol für die Auferstehung

Ammersbek. Der Gottesdienst am Ostersonntag wird für drei junge Ammersbeker dieses Jahr ein ganz besonderer. Denn die beiden Geschwister Lena, 13, und Linus, 6, Fritzsche sowie Björn Spanehl, 12, werden an diesem Tag beim Frühgottesdienst um 5.30 Uhr in der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Hoisbüttel in Ammersbek getauft. „Das ist einer der schönsten Gottesdienste überhaupt“, sagt Pastor Ralf Weisswange, der seit 1997 in der Gemeinde beschäftigt ist. Er begleitet die Taufe seiner Konfirmanden Lena und Björn, des kleinen Linus sowie von Aaron Bayer, einem weiteren Konfirmanden aus Hamburg-Bergstedt. Früher sei ausschließlich zu Ostern getauft worden. An diese Tradition erinnere die Gemeinde mit ihrem alljährlichen, österlichen Taufgottesdienst.

„Um diese frühe Uhrzeit ist die Kirche dunkel und nur durch das Licht der Osterkerze erhellt“, sagt Weisswange. „Die Kerze wird am Sonnabend am Osterfeuer entzündet und ähnlich wie beim olympischen Feuer geschützt zum Gottesdienst gebracht.“ Mit Hilfe des Kerzenschimmers orientieren sich die Täuflinge im sonst dunklen Saal bei ihrer Prozession. Das Osterlicht geleitet sie bis zum Taufbecken. Bevor sie dann ihre eigenen Taufkerzen entzünden, erklärt Pastor Weisswange die Bedeutung ihrer Namen, um sie dann zu taufen. „Mein Name kommt aus dem Schwedischen und bedeutet Bär“, sagt Björn selbstbewusst. Und Lena sei zum Beispiel die Kurzform von Magdalena, die Jesus bis zu seinem Tod begleitet habe, fügt der Ammersbeker Theologe hinzu.

Erst nachdem der Pastor ihnen dreimal Wasser auf die Stirn getupft hat, dürfen die Täuflinge ihre Taufkerzen an der großen Osterkerze entzünden. Nachdem sie getauft und gesegnet sind, stellen sich Lena, Linus, Björn und Aaron in einer V-Formation vor dem Altar auf. „Das V steht für Victoria, die den Sieg verkörpert“, sagt der 53 Jahre alte Pastor. Damit sei die Hoffnung verbunden, den Tod zu besiegen. Der Tod habe nicht das letzte Wort, betont er.

Die Vier lassen, während sie am Altar stehen, den anderen Kirchenbesuchern die Gelegenheit, sich am Taufbecken zu segnen. Anschließend helfen die Täuflinge den Gemeindemitgliedern, ihre Kerzen zu entzünden. „In diesem Moment beginnt auch die Dämmerung. Der Ritus steht symbolisch für den Übergang von der Dunkelheit ins Licht – für die Auferstehung“, erklärt Weisswange. Bevor die Orgel das erste Mal am Morgen erklingt, wünschen sich die Getauften und der Pastor frohe Ostern.

Für ihre Taufe haben sich die Jungen und das Mädchen Taufsprüche aus der Bibel ausgesucht. „Behüte dein Herz mit allem Fleiß, denn daraus quillt das Leben“ wird Lena als Erste aufsagen. „Ich habe mir mehrere Sprüche angesehen und finde den am schönsten“, sagt die 13-Jährige. Ihr Bruder Linus wird ihr mit dem Spruch „Siehe ich bin mit dir und will dich behüten, wohin du auch ziehst“ folgen. Die Bedeutung des Satzes erklärt ihm Pastor Weisswange an einem alltäglichen Beispiel. „Wenn du draußen spielst, dann passt Gott auf dich auf.“ Linus macht große Augen und entgegnet lächelnd: „Ich spiele jeden Tag draußen.“

Damit auch alles gut läuft am Ostersonntag, treffen sich die Täuflinge mit dem Pastor am Sonnabendnachmittag, um die Abläufe zu proben. „Die Jugendlichen decken während des Frühgottesdienstes den leeren Altar, den sie bei der Messe am Gründonnerstag abgedeckt haben, wieder mit Kerzen, Bibel, Blumen, Kelch und Oblaten ein“, sagt der Pastor.

Beim anschließenden Osterfrühstück gegen 7 Uhr werden nach altem Brauch beim Osterlachen der Tod und die Finsternis vertrieben. Weisswange: „Es ist ausdrücklich erwünscht, Anekdoten und Witze zu erzählen. Manche lesen auch alte Geschichten vor.“ Der Pastor sei nicht zimperlich und habe auch Witze auf eigene Kosten parat. „Ich kann mir Witze leider nicht so gut merken“, sagt Björn. Ein witziger Typ sei er aber trotzdem, findet Pastor Weisswange.

Noch sind die drei jungen Ammersbeker nicht aufgeregt. „Aber am Sonnabend wird das bestimmt schon anders sein“, vermutet Lena. Ob das frühe Aufstehen Schwierigkeiten bereitet? „Ich bin eine Langschläferin.“ Bruder Linus macht das hingegen überhaupt nichts aus. „Ich steh auch am Wochenende immer früh auf.“