Der Überraschungs-Bürgermeisterkandidat sieht sich selbst als Geheimfavorit

Reinbek. Lars Bardua ist der Überraschungskandidat bei der Bürgermeisterwahl am 25. Mai in Reinbek, wenn es um die Nachfolge von Axel Bärendorf geht. Anders als seine Mitbewerber Jürgen Vogt-Zembol (CDU) und Björn Warmer (SPD) ist Bardua kein Verwaltungsprofi, sondern Seiteneinsteiger. Der 48-Jährige arbeitet seit 30 Jahren als Erzieher. In den vergangenen acht Jahren hat er die städtischen Kindertagesstätten an der Schulstraße 24 und am Mühlenredder 117 geleitet, die in etwa zwei Monaten in einer neuen, deutlich größeren Einrichtung am Mühlenredder 32 aufgehen werden.

Zeit für eine Neuorientierung? „Eher Lust auf eine neue Herausforderung“, sagt er und fügt sofort hinzu, dass sein Nachdenken über den Posten des Reinbeker Bürgermeisters bereits vor drei Jahren begonnen habe: „Ich hatte schon damals das Gefühl, dass Axel Bärendorf nicht zur Wiederwahl antreten wird.“ Der kühn erscheinende Gedanke, dass der Leiter einer Kita der geeignete Nachfolger sein könnte, bedarf der Erklärung: „Eine Kita ist auch eine Meinungsbildungsstätte, in der Konflikte gelöst und Teamentwicklungsprozesse gesteuert werden müssen. Das verlangt diplomatische Fähigkeiten, die ich durch meine Ausbildung und Praxis als Mediator mitbringe“, sagt Bardua.

Wer diese Arbeitsplatzbeschreibung so versteht, dass Kita-Leitungserfahrung eine Schlüsselqualifikation sein könnte, um das Miteinander von Verwaltung und Politik in Reinbek zu moderieren, der liegt nicht falsch. Denn Bardua beklagt „ein hohes Maß an Zerstrittenheit in der Politik“ – symptomatisch dafür sei der quälend lange, komplizierte und noch immer nicht ausdiskutierte Streit über den Standort des neuen Feuerwehr-Gebäudes in Reinbek: „Es ist mir ein Rätsel, warum Diskussionen in Reinbek nicht zielführend für ein gemeinsames Ergebnis sind.“

Bardua würde vieles anders machen: „Als Bürgermeister muss man der erste Ansprechpartner sein und integrativ wirken – meine Bürotür würde jedem offen stehen.“ Es gehe darum, in der Stadt das Miteinander zu befördern, Kommunikationsknotenpunkte zu schaffen, die Bürger auch in strittigen Fragen zu überzeugen und mitzunehmen. Als große Herausforderungen sieht Bardua den demografischen Wandel in der Stadt, den Mangel an bezahlbarem Wohnraum und die Entwicklung des Mittelzentrums mit den Nachbarn. Sein Verständnis vom Amt ist eher vage formuliert: „Ein Bürgermeister sollte integer sein und loyal gegenüber den Menschen, die ihm anvertraut sind.“

Bardua ist gebürtiger Hamburger. Er lebte in Ottensen und arbeitete in Schenefeld, bevor er durch den Job nach Reinbek kam. Viele Jahre lang wohnte er mit Frau und drei – inzwischen erwachsenen – Kindern in Mecklenburg, jetzt lebt er allein in Reinbek. Die Menschen hier kennt er quasi von klein auf an: Er hat viele Reinbeker in der Kita aufwachsen sehen und auch jede Menge Eltern gut kennengelernt.

Als Außenseiter sieht Lars Bardua sich bei dieser Wahl nicht – eher als Geheimfavorit. Auf große Plakatwerbung verzichtet er („Erst 14 Tage vor der Wahl“) und setzt lieber auf seine Wirkung im Dialog. Als Parteiloser hat er die notwendigen Unterschriften für seine Zulassung selbst zusammengetragen. „Ich will direkt überzeugen“, sagt er. Sein Motto: „Führe jedes Gespräch so, dass die Menschen mit einem Lächeln rausgehen.“