Ahrensburger Kamerahersteller expandiert nach Rekordergebnis weiter und bekennt sich zum Heimatstandort

Ahrensburg. Die Karriere von Norbert Basler hat etwas von der klassischen IT-Legende „vom Start-up in der Garage zur Weltmarke“. Der gebürtige Berliner Basler, der in Ahrensburg aufwuchs, war bereits als Schüler am Heimgarten-Gymnasium ein Tüftler. Als 24 Jahre alter Student gründete er 1988 im Technologiezentrum Lübeck gemeinsam mit einem Kommilitonen eine Firma, die er schon bald für kurze Zeit allein führte.

Sie wuchs rasch, zog 1999 in die neu gebaute Firmenzentrale in der Straße An der Strusbek im Ahrensburger Gewerbegebiet um und ging als Basler AG an die Börse. Heute hat das Unternehmen 400 Beschäftigte, die 2013 einen Rekordjahresumsatz von 65,1 Millionen Euro erwirtschafteten. Ein Global Player aus Ahrensburg, der seiner Heimat die Treue hält.

95 Prozent seines Jahresumsatzes macht Basler inzwischen mit Spezialkameras, deren Markt dem Unternehmen beste Perspektiven eröffnet: Die Basler AG hat deshalb selbstbewusste Ziele formuliert. Sie peilt zum Jahr 2017 einen Umsatz von 100 Millionen Euro an, will als Hersteller von Industriekameras von der Nummer zwei zum Weltmarktführer werden und rechnet damit, dass sie bis dahin mindestens 150 Mitarbeiter mehr braucht. Die besonders gute Nachricht für Ahrensburg: „Das Gros des Wachstums findet hier statt“, sagt der Vorstandsvorsitzende Dietmar Ley.

Zahl der verkauften Kameras soll sich bis zum Jahr 2017 verdreifachen

In einem Konferenzraum in der Zentrale erzählen Ley und Firmengründer Norbert Basler, der seit 2003 dem Aufsichtsrat vorsitzt, vom Wachstum eines Unternehmens, das sich im Lauf seiner Geschichte mehrfach umorientiert hat. „Wir sind seit einigen Jahren sehr dynamisch unterwegs, weil wir uns auf Stärken konzentriert und andere Geschäftsbereiche aufgegeben haben“, sagt Ley.

Und Norbert Basler berichtet von den Anfängen einer Firma, deren Motto „The Power of Sight“ lautet – die Macht des Sehens. „Pauschal gesagt beschäftigen wir uns damit, Automatisierungsprobleme von Kunden mit Hilfe künstlichen Sehens zu lösen.“ Früher sei um maßgeschneiderte Gesamtlösungen für einen Kunden gegangen, was im Einzelfall sehr aufwendig war. Vor allem die damals verfügbaren Kameras begrenzten die Möglichkeiten. „Deshalb haben wir 1995 unsere eigene Kameratechnologie gestartet – zunächst nur für den Eigenbedarf“, sagt Basler.

Es mag überraschend klingen, dass ein Newcomer sich in zwei Jahrzehnten zum Weltmarktführer in einer Branche entwickeln kann, die von Konzernen dominiert wird. Ley: „Die simple Erklärung ist, dass es sich um einen Nischenmarkt handelt. Kodak und Sony zum Beispiel haben auch in diesem Bereich gearbeitet, sich aber zurückgezogen, weil unsere Art von Geschäft sich für sie nicht lohnte.“ Basler beschreibt die besonderen Anforderungen, die an das Material gestellt werden: „Unsere Kameras liefern ihre Bilder in aller Regel an Rechner, die diese vollautomatisch auswerten. Das bedingt ganz andere, höhere Anforderungen an eine Kamera, als wenn sie lediglich zur Bildwiedergabe genutzt würde.“

130.000 Kameras hat die AG im vergangenen Jahr verkauft – 2017 sollen es 300.000 Stück sein. Das Zauberwort heißt Sensorik: Es werden Systeme gebraucht, die eine automatische visuelle Überwachung und Steuerung erlauben. Unsere Welt wird zunehmend durch automatisierte Abläufe geregelt – und dafür müssen Computer das Sehen lernen.

Basler-Kameras werden vor allem in industriellen Fertigungsprozessen, in der Verkehrsüberwachung und -steuerung sowie in der Medizin verwendet. Wenn Dietmar Ley Beispiele für den Einsatz aufzählt, lässt er sich von der Begeisterung für die Möglichkeiten der Technik tragen. Er erzählt von der OP-Mikroskopie, Augenhintergrundmessungen, Laborautomation, von der Verkehrssicherheit für Schulbusse in den USA, von programmierbaren Verkehrsschildern und Geschwindigkeitskontrollen, von Mautsystemen, Schienenwegüberwachung, Müllsortierung und Fußball-Bewegungsanalysen sowie Torkameras. Vorbereitet wird der Einsatz an Orten, an denen Beratung vermisst wird: am Fahrkarten oder Bankautomaten. Und selbst Hollywood nutzt die Technik made in Ahrensburg: „Der Film ‚Avatar‘ wurde mit Basler-Kameras animiert“, sagt Ley.

Die AG will vermietete Flächen in der Zentrale wieder selbst nutzen

In den vergangenen Jahren wurde das Augenmerk verstärkt auf preiswertere Lösungen für den Mainstream und Einsteiger gerichtet, nicht zuletzt wegen der aufstrebenden chinesischen Konkurrenz. 41 Prozent seines Umsatzes macht Basler in Asien, 22 Prozent in den USA. Dennoch steht für Dietmar Ley und Norbert Basler außer Zweifel, dass Ahrensburg auch bei weiterer Expansion der bestmögliche Standort bleibt.

„Unsere Zentrale ist auf Zuwachs geplant. Einen Teil unserer Flächen haben wir vermietet, in naher Zukunft aber werden wir das ganze Gebäude zunehmend selbst belegen. Insgesamt können hier etwa 600 Menschen arbeiten“, sagt Norbert Basler. Und Dietmar Ley ergänzt: „Dass Ahrensburg mit seiner Hamburger Randlage ein attraktiver Standort ist, erkennt man auch daran, dass wir kein Problem haben, qualifiziertes Personal zu finden. Fachkräftemangel bremst uns bisher nicht.“

Wobei die Basler AG selbst viel dafür tut, was Auszeichnungen für die Ausbildungsqualität belegen. Auch die Nachwuchssuche an Hochschulen mit dem Angebot, bei Basler ein Thema für den Uni-Abschluss zu entwickeln, zahlt sich aus. Dietmar Ley selbst kam 1993 nach Abschluss seiner Promotion im Bereich der Bildverarbeitung zum Unternehmen.

Dass die Chemie zwischen den beiden Ingenieuren in der Unternehmensleitung stimmt, bekräftigen Ley, der Elektrotechniker, und Basler, der Maschinenbauer, unisono. „Es macht richtig Freude, gemeinsam neue Ufer zu entdecken“, sagen sie. Und Basler fügt noch ein Bekenntnis hinzu, das zur Standortentscheidung eines deutschen Mittelständlers passt, der innovativ ist, zugleich aber alte Werte bewahrt: „Erfolg hat mit langfristigem Denken zu tun – nachhaltig in Märkte zu investieren und nicht den schnellen Euro machen zu wollen. Als Familienunternehmen verfolgen wir eine werteorientierte Unternehmenskultur, die auf dauerhaften Erfolg ausgerichtet ist.“