Betrunkener Hamburger soll Russen beleidigt haben – doch vor Gericht ist vieles unklar

Ahrensburg. Der Hamburger Martin S. (Name geändert) steht wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen vor dem Ahrensburger Amtsgericht. Da der Angeklagte bereits zwei Gerichtstermine versäumt hatte, wurde er am Morgen des Verhandlungstages von der Polizei in seiner Wohnung vorläufig festgenommen und ins Gericht gebracht.

Zeugen hatten Martin S. angezeigt, weil er am 23. November 2012 gegen 12Uhr am Bahnhof Ahrensburg-Gartenholz stark alkoholisiert und aggressiv „Scheiß Russen“ und „Heil Hitler“ geschrien haben soll. Anschließend sei er in die Regionalbahn Richtung Hamburg gestiegen. Er habe gegen Fahrkartenautomaten getreten und im Zug Frauen beleidigt. Auch sollen weiterhin rechtsradikale Sprüche gefallen sein. Die von den Zeugen alarmierte Polizei nahm S. schließlich in Hamburg-Wandsbek fest.

Der Anfang 40-Jährige sagt vor Gericht, er könne sich an den Tag kaum erinnern. Er bezeichnet sich als „Punk aus der Schanze“, der mit der rechtsradikalen Szene nichts zu tun habe. Er habe sich an jenem Abend mit seiner russischen Freundin gestritten und sei daraufhin betrunken nach Ahrensburg-Gartenholz gefahren. Dort seien die drei Brüder der Freundin auf ihn losgegangen. Er habe die Männer beleidigt, aber weder „Heil Hitler“ gerufen noch den Hitlergruß gemacht. Ein geladener Zeuge widersprach nicht.

Der Richter wollte den Fall danach wegen Geringfügigkeit einstellen. Doch an diesem Punkt widersprach die Staatsanwältin. Sie bestand darauf, einen weiteren Zeugen zu hören, der die Vorwürfe bestätigen soll. Der Mann ist zwar namentlich bekannt, doch konnte seine aktuelle Adresse bisher nicht ermittelt werden. Das wird jetzt erneut versucht. Bis dahin wird die Verhandlung vertagt.