Wegen angeblich fehlender Dokumente wird ein Ehepaar aus dem Süden des Kreises bei der Einreise abgeführt

Ahrensburg. Es sollte ein entspannter Urlaub am Mittelmeer werden, doch er begann alles andere als erholsam: Rund 24 Stunden wurde ein Ehepaar aus dem Süden des Kreises nach der Landung am Flughafen von Antalya festgehalten – zwölf Stunden davon ohne Wasser, ohne eine Mahlzeit und zurückgelassen von der Leiterin ihrer begleiteten Gruppe vom Reisedienst Deutschland (RSD). Alles wegen vermeintlich fehlender Dokumente.

Bei der türkischen Botschaft in Berlin herrscht Unverständnis über den Fall

„Wir hatten unsere französischen Personalausweise eingesteckt“, sagt Charlotte Mack (Namen geändert). Mit ihrem Ehemann Rüdiger hatte sie rund 20 Jahre in Frankreich gelebt und dort die Ausweise erhalten. „Das Dokument ist dauerhaft gültig“, sagt Rüdiger Mack und zeigt auf dem Kärtchen das Wort „permanent“. Wie der deutsche Personalausweis ist laut dem französischen Auswärtigen Amt (Ministère des Affaire étrangères) der Personalausweis zur Einreise in die Türkei ausreichend. Das bestätigt auch ein Mitarbeiter der türkischen Botschaft in Berlin: „Das ist schon eine ganze Weile so und auf der Internetseite der türkischen Regierung nachzulesen.“

Das interessierte die Zöllner in Antalya Mitte Februar dieses Jahres allerdings nicht. „Uns wurde umgehend deutlich gemacht, dass wir nicht einreisen dürfen“, sagt Charlotte Mack. Erklärungen hätten die Türken im Keim erstickt. „Sie sagten, sie hätten ihre eigenen Regeln“, sagt Charlotte Mack. „Das Verhalten der Zöllner ist nicht nachvollziehbar“, sagt unterdessen der Botschaftsmitarbeiter über den Fall.

Für das Ehepaar kam es nach der Passkontrolle noch schlimmer: Von zwei bewaffneten Polizisten wurde es in das Flughafengefängnis abgeführt. Dort schoben deren Kollegen vor sechs Zellen Wache. Das Ehepaar wurde in eine Zelle gebracht: Vier Etagenbetten, ein Tisch, zwei Stühle, eine Toilette und zwei Überwachungskameras habe es dort vorgefunden. Kein Fenster, keine Klimaanlage habe es gegeben. „Es war spät“, sagt Rüdiger Mack. So hätten sie beim Auswärtigen Amt in Berlin nur noch den Bereitschaftsdienst erreichen können: „Am Telefon wurde uns gesagt, dass wir versuchen müssten, auf eigene Kosten zurückzureisen.“

Diese Lösung hatten auch die türkischen Polizisten ins Auge gefasst. „Sie haben uns gesagt, dass sie zwei Plätze im nächsten Flug nach Deutschland buchen,“ sagt Charlotte Mack. Doch sie hätten sich geweigert. Ein zweiter Versuch folgte um drei Uhr nachts – während die Neonlampe über ihren Betten immer noch, trotz Protests der Eheleute, brannte „Wir wurden aufgeschreckt und bekamen gesagt, dass wir den Flug um sechs nach Leipzig nehmen sollen“, sagt Charlotte Mack. Etwas zu trinken und ein Essen hätten sie bis zu dem Zeitpunkt nicht bekommen.

„Am darauffolgenden Morgen haben die Polizisten Mitleid bekommen“, sagt Charlotte Mack. Das Ehepaar bekam Tee und Sandwiches in die Zelle gebracht. An Heimreise dachten die Norddeutschen auch nach der Nacht im Gefängnis nicht, sie riefen stattdessen ihre Tochter, eine Stewardess, an. Sie besorgte die Pässe, die das Ehepaar zu Hause gelassen hatte, und bat einen Fluggast in Hamburg mit dem Ziel Antalya, die Dokumente mitzunehmen. 24 Stunden nach den Macks landete der Mann in der türkischen Großstadt am Mittelmeer. Kurz darauf hielt das Ehepaar die Pässe in der Hand. „,Herzlich Willkommen in der Türke’, das hat der Grenzbeamte kurz darauf zu uns gesagt“, erzählt Charlotte Mack.

„Der Aufenthalt im Gefängnis war ein Albtraum“, sagt Rüdiger Mack. Und auch die zwei darauffolgenden Tage sei die Erholung ausgeblieben. Bereits aus dem Gefängnis hatte das Ehepaar das Reiseunternehmen angerufen, bei dem es die Rundreise entlang der türkischen Mittelmeerküste bis zur Ägäis gebucht hatte: „Der Kundendienst hatte uns gesagt, dass alles organisiert sei“, sagt Rüdiger Mack. Ein Irrtum. „Als wir die Reiseleiter vorm Flughafen ansprachen, sagten sie uns, dass wir auf eigene Kosten unserer Gruppe nachreisen müssten“, sagt Rüdiger Mack. 350 Kilometer war die bereits von Antalya entfernt.

Das Ehepaar fühlt sich vom Reiseunternehmen im Stich gelassen

Etliche Diskussionen später, wurde das Ehepaar im Bus einer dänischen Gruppe untergebracht. „Verstanden haben wir bei den Führungen kein Wort“, sagt Charlotte Mack. Zwei Tage später trafen sie schließlich ihre Gruppe. Dort erfuhren sie von den Mitreisenden, warum sie nicht vermisst wurden. „Die Reiseleiterin soll ihnen gesagt haben, dass wir den Flug verpasst haben.“

Der RSD habe sich nach der Reise auf Nachfrage des Ehepaares kühl gezeigt. „Sie haben uns auf die Geschäftsbedingungen verwiesen, in denen steht, dass der RSD nicht haftet.“ Das Ehepaar ist sauer: „Wir haben gedacht, dass ein Reiseunternehmen eine Sorgfaltspflicht gegenüber ihrer Kunden erfüllen muss.“ Dem Abendblatt schreibt Karin Cavaliere von der Kundenbetreuung: „Unsere Reiseleiterin hat nach den Gästen geschaut, sie aber nicht gefunden. Da gelegentlich Gäste unser Paketangebot buchen, dann aber nur die Flüge nutzen, war die Reiseleiterin auch in diesem Fall davon ausgegangen.“ Cavaliere weiter: „In den Reiseunterlagen stehen zudem Notfallnummern.“

In den Reiseunterlagen stehe auch, so sagt Rüdiger Mack, dass ein Personalausweis für die Einreise in der Türkei ausreichend sei.