Länderübergreifende Sprechstunde in Ahrensburg. Die SPD-Politiker Tobias von Pein (Stormarn) und Ole Thorben Buschhüter (Hamburg) stellen sich den Fragen der Bürger

Ahrensburg. Wer mit dem durchaus offensiven Titel „Die S4 kommt“ zu einer Diskussionsrunde über ein Großprojekt wie den Bau einer neuen S-Bahnlinie von Hamburg nach Stormarn lädt, der muss auch mit Gegenwind rechnen. Und das haben die beiden SPD-Politiker Tobias von Pein, Landtagsabgeordneter aus Stormarn, und Ole Thorben Buschhüter, Vorsitzender des Verkehrsausschusses der Hamburgischen Bürgerschaft, wohl auch. Denn sie zeigten sich nicht sonderlich überrascht, dass im Foyer des Ahrensburger Rathauses auch jene S-4-Gegner zugegen waren, die jede Gelegenheit dieser Art nutzen, ihre Argumente gegen das Projekt vorzubringen, dessen Verwirklichung zwar erklärter Wunsch der beiden Länder ist, dessen Umsetzung aber noch unter vielen Fragezeichen steht.

Ebenso war zu erwarten, dass auch glühende Befürworter der neuen Verbindung ihre Sicht der Dinge vertraten. Diese Konstellation sorgte zumindest für die nötige Lebendigkeit, die man von einer Diskussionsrunde erwartet. So freute sich auch Tobias von Pein über die rege Beteiligung. „Ich hatte mit so vielen Fragen gar nicht gerechnet“, so der 29-Jährige.

Im Wesentlichen wurden die bekannten Argumente ausgetauscht. Auf der einen Seite die Befürworter, die eine bessere und verlässlichere Anbindung von Stormarn an Hamburg sowie die dringend nötige Entlastung des Hamburger Hauptbahnhofs ins Feld führen. Dagegen stehen diejenigen, die mit der bestehenden Kombination aus Regionalbahn R10 und Regionalexpress zufrieden sind und vor allem die Kosten in Höhe von derzeit geschätzt mehr als 630 Millionen Euro fürchten, die in der S-Bahn einen Komfortverlust im Vergleich zu den doppelstöckigen Regionalbahnzügen sehen und die verlängerte Fahrtzeit wegen zusätzlicher Haltestellen bemängeln. „Die aber“, entgegnete Befürworter Ole Thorben Buschhüter, „wird durch die höhere Taktung und Zeitersparnisse beim Umsteigen am Hamburger Hauptbahnhof aufgewogen.“

Buschhüter gab zunächst einen Überblick über den Fortschritt des Projekts. Die Vorentwurfsplanung ist abgeschlossen. Jetzt wird eine Kosten-Nutzen-Analyse erstellt. Daran schließen sich die Entwurfsplanung sowie die Ausführungs- und Genehmigungsplanung an. „Die allein kostet etwa 32 Millionen Euro“, so Buschhüter. Einen Anteil von 14,6 Millionen übernimmt davon die EU, wenn dieser Planungsschritt bis Ende 2015 abgeschlossen ist. Erst danach würde das formelle Planfeststellungsverfahren beginnen. „Dabei können dann vor allem die Bürger beteiligt werden“, so Tobias von Pein.

Mehrere Fragestellungen kristallisierten sich in der Diskussion als bedeutend für die Stormarner heraus.

Erstens: Wird der schnellere Zehn- beziehungsweise 20-Minuten-Takt (je nach Verkehrszeit) auch bis zum Bahnhof Ahrensburg-Gartenholz gelten? Kann zweitens der HVV-Großbereich über Ahrensburg hinaus bis nach Bargteheide ausgeweitet werden, um zu verhindern, dass viele Pendler aus den nördlicheren Kommunen mit dem Auto nach Ahrensburg fahren, um den günstigeren Tarif zu nutzen? Und drittens: Wie können die Kommunen dem steigenden Bedarf nach Park&Ride-Plätzen gerecht werden? „Da ist vor allem die Kommunalpolitik vor Ort gefragt“, sagte Tobias von Pein.

Die ebenfalls aufgeworfene Frage, ob nun ein zusätzlicher Bahnhof in Delingsdorf oder in Ahrensburg West mit Anbindung an das U-Bahnnetz (oder sogar beides) kommen wird, konnten die Politiker freilich nicht beantworten. Denn das ist nicht zuletzt davon abhängig, zu welchem Ergebnis die Kosten-Nutzen-Analyse kommt.

Viel wird im weiteren Verfahren davon abhängen, inwieweit die S4 auch positive Auswirkungen auf den Güterverkehr haben wird. Denn vor allem danach wird sich entscheiden, in welcher Höhe der Bund sich an den Kosten beteiligen wird. Denn auch das stellte Ole Thorben Buschhüter eingangs fest: Die Frage der Finanzierung ist auch bei einem Projekt, über dessen Notwendigkeit politische Einigkeit besteht, eine ganz entscheidende. Und die ist noch längst nicht abschließend beantwortet. Auch deswegen wird es viele Verhandlungen erfordern, bis das Motto „Die S 4 kommt“ nicht mehr als Wunsch, sondern als Realität gelten kann.